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Tish Hinojosa: Immer wieder ein Genuss

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Der Country Club Stone Valley im holländischen Lichtenvoorde (unweit von Bocholt am Niederrhein) ist mehr als ein Geheimtipp. Er hat inzwischen einen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus. Für jeden Musiker ist es ein vergnügen, dort aufzutreten, denn ihn erwarten Zuschauer der Extraklasse. Sie kommen ausschließlich, um Musik zu hören und sie zu genießen. Sehr selten trifft man auf ein Auditorium, das so fachkundig ist, das zuhören und sich unterhalten lassen will. Man lauscht, ist in sich gekehrt und spart nicht mit Beifall, wenn ein Song beendet ist.

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Mehrfach im Jahr verpflichtet Stone Valley hochkarätige Künstler vorwiegend aus dem Singer-Songwriter-Millieu. Man ist vor einiger Zeit umgezogen in einen neuen Saal auf dem Gelände des Freilichtmuseums „Erve Kots“ in Lievelde, einem Nachbarörtchen von Lichtenvoorde. Der Umzug hat gut getan, denn es finden nun mehr Zuschauer Platz – auch wenn deren Zahl immer noch nur einige hundert ausmacht. Die aber haben es in sich, in diesem Ambiente kann ich Live Musik noch genießen. Man ist nah am Geschehen, hat eine prächtige Akustik und darf sich auf einen unterhaltsamen, entspannten Abend freuen.

Tish HinojosaTish Hinojosa konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ein Jahrzehnt etwa war es her, seit ich sie zuletzt auf der Bühne erlebt hatte. Anfang der 1990er Jahre begeisterte mich ihre natürlich und unbeschwerte Art, in der sie ihre ganz eigene Musik vorstellte. Sie hat nichts von ihrem Charme und ihrer Ausstrahlung verloren. Ein wenig älter und reifer geworden, bestritt sie mit einer beinahe unverschämten Lockerheit den Abend, unterstützt von lediglich zwei Musikern, die aber genau das „Tüpfchelchen auf dem I“ bedeuteten. Eigentlich hatte ich seinerzeit prognostiziert, sie werde ein großer Star werden etwa vom Range einer Emmylou Harris. Dass sie es nicht wurde, scheint sie nicht zu stören. Denn wichtiger war und ist es ihr, ihre Musik nicht verbiegen zu müssen sondern die zu sein, die sie ist und Musik so zu pflegen, wie sie sie fühlt. Daran ließ sie auch heuer keine Zweifel aufkommen. Die ausnehmend hübsche, dunkelhaarige Künstlerin aus der Gegend von San Antonio besitzt neben jede Menge Charme und Ausstrahlung auch eine ungewöhnlich klare Stimme, die gleichermaßen zärtlich wie energisch klingen kann. Überall dort, wo sie aufgetreten ist, hat sie eine beeindruckte Fangemeinde hinterlassen. Auch die Kritiker sind in der Regel des Lobes voll über ihre Darbietungen. Die wiederum sind tief verwurzelt im Kulturgut des amerikanischen Südwestens. Mit ihren Liedern erzählt sie Geschichten, auch ihre eigenen, denn Tish Hinojosa schreibt seit Jahren richtig gute Songs. Wie das augenzwinkernde „West Side Of Town“. Da schrieb der Texas Observer: „Jeder, der einmal in einer süd-texanischen Küche gesessen hat, kennt das. Jederfrau’s Story ist das. Der Song kommt an, weil er wahr ist, das ist eine gemeinsame Biografie für San Antonio, Robstown, Kingsville und Corpus Christi, darüber wie all diese Orte zu dem wurden, was sie sind. Wegen all der kleinen Einzelhandlungen von Mut und Verzweiflung…“ Hinojosa selbst schrieb das Lied, so sagt sie, weil sie ihren Kindern etwas sagen wollte. Zu sagen hat sie damit uns allen etwas, denn nicht nur dieses Lied ist selbst im fernen Europa nachvollziehbar, es klingt hier so wahr wie in San Antonio – wovon man sich in Lievelde auch anno 2004 überzeugen konnte.

Als jüngstes von 13 Kindern habe sie genug Anschauungsunterricht gehabt, meint sie. „Ich habe immer beobachtet, aus Neugierde, um zu sehen, wie meine älteren gewschwister handelten und reagierten, wie sie ihre Familien aufbauten, die oft multikulturell waren. Ich habe das ganze Spektrum menschlichen Zusammenlebens mitbekommen: das Heranwachsen und Heiraten, das Kinder bekommen, geschieden werden… was eben so in Familien im Laufe der Zeit so geschieht.“

Mit der Singerei begann Hinojosa wahrend der Highschool-Zeit, in Cafes und bei folkloristischen Ereignissen, wobei die Einflüsse der Folk Music bis zu den tagesaktuellen Pop Songs reichen. Die Familie Hinojosa siedelte im 18. Jahrhundert ins südliche Texas über, Tish Hinojosa spürt die spanisch-jüdisch-mexikanische Herkunft sehr stark. Nach der Schulzeit, noch als Teenager, machte sie Jingles für Latin Radio und einige Singles in spanisch, die sogar zu regionalen Hits wurden. Dann zog sie um nach Taos, New Mexico, wo sie von der reichhaltigen kulturellen Szene weiter geprägt wurde und befand sich musikalisch so gut wie auf dem Weg nach Austin. Neben der Arbeit mit Michael Martin Murphey ist die in jener Zeit entstandene EP mit drei eigenen Songs bemerkenswert. Mit der Familie zog sie dann um nach Austin, wo sie bis heute geblieben ist. Im kulturellen Schmelztiegel der Hauptstadt von Texas fühlt sie sich geborgen und kann sich voll entfalten. Auch im politischen Bereich übrigens. Bei Staat, Stadt und Gemeinde ist sie geschätzt wegen ihrer Initiativen, vor allem im wohltätigen Bereich.

Ein sehr wichtiger Schritt in ihrer Karriere war das Album „Homeland“, denn es war ihr erstes Produkt, das Tish Hinojosa in Reinkultur enthielt und über den regionalen bereich viel Beachtung fand. Mit dabei ein Lied, das ihr besonders am Herzen liegt: „Saying You Will“. Sie verrät auch warum: „Das ist so spielerisch, selbst ein Spielzeug-Klavier ist zu hören. Die Aussage aber geht viel tiefer. Da geht es um Selbstverantwortung, von Verantwortungsbewusstsein anderen gegenüber. Mir bedeutet es sehr viel, es zeigt übrigens auch, was ich von der Musik der 60er Jahre halte.“ Zweisprachig das ganze Album, Hinojosa singt auch live problemlos in spanisch wie in englisch. Einige ihrer Alben sind zweisprachig, andere auch nur in spanischer Sprache. Ein solches Lied mag sie besonders: „Noche Sin Estrellas“ (Nacht ohne Sterne). „Es handelt von Brüdern, die gemeinsam aufwuchsen, um dann auf verschiedenen Seiten in einem Krieg zu landen, der von Männern geführt wird, die weit weg von allen Konsequenzen sind. Ich hatte die Unruhe in Zentral-Amerika im Sinn, es passt aber überall in unsere Welt und offenbar auch zu jeder Zeit. In spanischer Sprache habe ich es geschrieben, um einige Elemente latinischer Instrumentierung einbauen zu können.“ Eine andere CD trägt den Titel „Aquelle Noche“ (Diese bestimmte Nacht) und enthält 14 Titel, allesamt in spanisch und von völlig unterschiedlicher Stimmung. Welch ein Spektrum liegt etwa zwischen „Cumbia, Bones And More“ sowie „Hands, Bones And Blood!“ Tish Hinojosa live zu erleben, wie sie einen Streifzug durch ihre Alben singt, es ist ein unvergessliches Erlebnis. Selten habe ich so direkt begriffen, wie völlig unterschiedliche Einflüsse sich so natürlich zusammenfinden. Da fallen die von der Industrie bisweilen penibel aufgebauten Grenzen zwischen Stilrichtungen. Es ist ganz sicher kein typisches Country-Konzert, denn Hinojosa kümmert sich nicht um Schablonen sondern nur um das, was ihr das Herz befiehlt. Sie sieht das relativ kühlt und analysiert: „Die Hörer sind heute aufgeschlossener, sie sind informierter als man es in der Musikindustrie wahrhaben will. Sie hängen nicht mehr so an bestimmten Stilen, sie zeigen, was ihnen gefällt.“

Diese Freiheit im eigenen Handeln zieht sich wie ein roter Faden durch Hinojosa´s Leben und Kerriere. Das begann schon mit der Geburt der Maria „Ciquita“ Coronado Hinojosa, denn es ist gar nicht so einfach die Verhältnisse in der Familie zu definieren. Ihr in Mexico geborener Vater hatte für 6 Töchter und 1 Sohn zu sorgen als er 1943 Witwer wurde. Seine zweite Frau brachte einen Sohn mit in die Ehe, aus der dann noch 5 weitere gemeinsame Töchter hervor gingen. Die Jüngste von allen war Tish Hinojosa, die in den turbulenten heimischen Verhältnissen heran wuchs und davon geprägt wurde. Nicht mit der kräftigsten Gesundheit ausgestattet genoss sie es quasi, öfter daheim bleiben zu können als ihre Geschwister. Wie so oft stellte die Musik einen idealen Ausweg aus dem Alltag dar und so saugte die kleine Maria alles Musikalische in sich auf, was das Küchenradio hergab oder die Verwandtschaft ins Haus trug.Nach und nach kristallisierte sich dann eine Vorliebe für die traditionellen, dem Folk und der Country Music zugeneigten Rhythmen heraus. Tish Hinojosa versetzte der Familie einen kleinen Schock als sie offenbarte, sie wolle in einem Cafe Musik machen. Aber sie setzte sich durch, die Familie beobachtete wie sie in der Musik aufging. Am so wunderschönen River Walk in San Antonio sammelte sie wertvolle Erfahrung in diversen Clubs, ehe sie sich traute, beim legendären Kerrville Folk Festival eine Bewerbung abzugeben. Nachdem sie dort erfolgreich war stand endgültig fest, welchen Weg sie gehen würde. Der führte sie, wie wir schon erfahren haben, über Taos und Nashville nach Austin und ließen sie zu einer ausdrucksstarken, charismatischen Künstlerin werden. Mit einer Aufrichtigkeit und Versiertheit schreibt sie immer noch ihre Lieder und singt diese auf den Bühnen dieser Welt. Auch wenn sie oft und gern in riesigen Dance Halls gastierte, am besten erreicht sie ihr Publikum in Europa auf kleinen Bühnen, bei gewachsenen, traditionellen Festivals oder eben in Clubs wie dem „Stone Valley“. Zugute kommt ihr die Zweisprachigkeit, denn auch wenn man Spanisch nicht versteht bleibt dem Hörer nicht verborgen, was das Lied vermitteln will. Mein Kumpel hatte sich im Vorfeld nicht unbedingt für die spanischen Alben begeistern können, nachdem er die Sängerin live erlebt hatte, änderte das seine Meinung grundlegend.

Tish Hinojosa macht es möglich, sie schöpft aus ihrem Erfahrungsschatz herzerfrischende Musik zutage. Zwischen ihr und dem Publikum tut sich etwas, das lässt sich auch nicht von Marketingstrategen programmieren. An ihrem Beispiel zeigt sich, dass die Musik auch heute noch in der Lage ist, ihre eigenen Wege zu gehen und doch ans Ziel zu kommen, das da heißt: „Herz des Zuhörers“. Und welch ein Gefühl für die kleine Lady, die Gewissheit zu haben, dass das, was sie einst am Riverwalk in San Antonio begann, auch von Menschen am Ijsselmeer, am Rhein, an der Themse und an der Chinesischen Mauer begeistert. Sehr interessant und abwechslungsreich das Liedgut, das Tish Hinojosa auf ihren Alben verewigt hat.

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