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Emmylou Harris in Stuttgart

Die Grande Dame des Bluegrass und Americana gab ein umjubeltes Konzert in Stuttgart.

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Berlin, München, Stuttgart innerhalb von drei Tagen, so gestaltete sich die Deutschland-Tournee von Emmylou Harris & The Red Dirt Boys im September 2008. Ins Vorprogramm geholt hat sich Emmylou ihre langjährige Freundin Kimmie Rhodes aus Spicewood, Texas. Gemeinsam gestalteten sie am Donnerstag, den 18. September 2008, einen in jeder Hinsicht stimmigen Liederabend im weitestgehend vollbesetzten Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart.

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Pünktlich um 20.00 Uhr betraten Kimmie Rhodes, ihr Ehemann Joe Gracey, mit dem sie seit 25 Jahren verheiratet ist, und ihr Sohn Gabriel Rhodes die Bühne. Kimmie fühlte sich sichtlich wohl im schönen Ambiente und meinte, sie könne gar nicht glücklicher sein, schließlich sei sie mit ihrer Familie zusammen, während sie auf Tour ist. Kimmie Rhodes an akustischer Rhythmusgitarre, Gabe Rhodes an der akustischen Leadgitarre und Joe Gracey am elektrischen Bass bildeten eine eingespielte Einheit, die mit den feinfühligen Liedern von Kimmie bestens umgehen konnte. Ihre Musik erzählt vom heimatlichen „West Texas Heaven“ oder von Themen im ebenfalls heimatlichen Umfeld der Grenze zu Mexiko, „Contrabandista“. Gabe’s Bottleneck Guitar erweckte „I Just Drove By“ zu echtem Leben und die Gefühle standen beim melodiösen „Just One Love“ im Vordergrund. Der wunderschöne Titelsong ihrer sehr gelungenen aktuellen CD „Walls Fall Down“ ist in einer Umgebung und Zeit entstanden, die Texas feindselig zeigt gegenüber Mexiko, indem die noch amtierende US-Regierung unter George W. Bush die Grenzbefestigungen im Wege des Baues einer acht Fuß hohen Mauer verstärkt, damit die Menschen noch mehr voneinander getrennt werden, als das ohnehin schon der Fall ist. Kimmie steuert mit der Erkenntnis dagegen, dass Mauern fallen und hofft natürlich, durch ihre Musik entsprechende Anregungen geben zu können. Kimmie und Gabe überzeugten im gesanglichen Duett bei Townes Van Zandts „If I Needed You“. Ihre Komposition „God’s Acre“ handelte von einem Friedhof in North Carolina. Die Stimme von Kimmie Rhodes ist jener von Emmylou Harris nicht unähnlich, klingt sehr klar und frisch und ist daher eine echte Bereicherung auf jeder Bühne, am 25. April 2009 kann man Kimmie Rhodes im Pfleghofsaal in Langenau bei Ulm einen kompletten Abend lang live erleben und genießen.

Emmylou Harris: Bildrechte: Friedrich Hog

Nach 15 Minuten Pause betrat Emmylou Harris um 21.00 Uhr die Bühne, ganz in weiß. Ihre Begleitmusiker waren mit Fiddle, Mandoline, Akkordeon, Keyboard, Gitarre, Dobro, Kontrabass und Schlagzeug ausgestattet, der bekannteste der fünf Musiker war Rickie Simpkins, ehemals u.a. bei der Bluegrass-Formation „The Virginia Squires“ und in Deutschland von seiner Tournee mit Larry Rice vor 20 Jahren noch in bester Erinnerung. Nachdem Emmylou Harris 2008 in die Country Music Hall Of Fame aufgenommen wurde, ist sie eine der wenigen noch aktiven Mitglieder der Ruhmeshalle der Countrymusik und sie bedankte sich ausdrücklich für die Aufmerksamkeit und Wärme, die ihr das Publikum in Europa stets entgegenbringt. In ihrem Haus in Nashville lebt auch ihre 87-jährige Mutter, und diese ist auch heute noch besorgt, wenn Emmylou auf Tour ist, obwohl sie nun doch auch schon immerhin 61 sei. Ohne weiteres Aufsehen stellte die legendäre Künstlerin rasch eine Atmosphäre der Vertrautheit her, obwohl sie den direkten Kontakt zum Publikum eigentlich nicht speziell pflegt. Außer ihren Hits „If I Could Only Win Your Love“ und „Born To Run“ präsentierte sie im Wesentlichen eher die unbekannteren Lieder aus ihren jüngsten CDs, wobei der „Spy Boy Sound“ keine Rolle mehr spielt. Die Musik hat Bluegrasseinschlag, lässt sich aber nicht als solcher spezifizieren.

Akustische Countrymusik in allerlei Facetten, niveauvoll, farbenfroh, wenngleich weit weniger dynamisch, als in Zeiten der Nash Ramblers. Da fand sich Raum für Gillian Welchs „Orphan Girl“, aus den Anfangstagen floss „Grievous Angel“ ein, Titelsong der zweiten LP von Gram Parsons, und aus der diesjährigen CD „All I Intended To Be“, die zwei Wochen lang auf Platz 4 in Billboard’s Country Album Charts stand, kamen z.B. Merle Haggard’s „Kern River“ und Billy Joe Shavers „Old Five And Dimers Like Me“ zum Zuge. Anfangsapplaus bei einigen Intros belegte die Fachkunde des vorwiegend nicht mehr gänzlich jungen Publikums, wie beim Titelsong der CD „Red Dirt Girl“. Ergreifend „Going Back To Harlan“, wo Emmylou Erinnerungen aus einer teilweise kärglichen Kindheit vergleichend verbindet mit den Entbehrungen im Leben, speziell, was Liebe betrifft. Das alles zeigt, dass die 12-fache Grammy Gewinnerin sich weiterentwickelt, nicht auf gefeierten Erfolgen beharrt, sondern die Herausforderung sucht. Dies insbesondere im Vortrag besonders ruhiger, textorientierter Lieder, im großen Gegensatz zur tanzbaren und auf Optik ausgerichteten, lauten Musik des heutigen Industrie-Nashville, die bei näherer Betrachtung manchmal nur für den Augenblick produziert und oft inhaltslos daherkommt.

Für zwei Songs bat Emmylou Kimmie Rhodes auf die Bühne, klar, dass hier „Love And Happiness For You“ zum Einsatz kam, das sie vor Jahren für ihre Kinder gemeinsam geschrieben hatten. „Green Pastures“ kommt immer wieder am schönsten von Emmylou und ihre Eigenkomposition „Michelangelo“ ist wieder so eine neuere Perle aus ihrem Repertoire, das sich eher in den Americana-Kreisen eingeprägt hat, als im Mainstream. Diesen bezeichnet Emmylou Harris derzeit ohnehin als rechtslastig und grenzt sich daher bewusst davon ab.

Etwas Schwung brachte Rodney Crowells „Leavin‘ Louisiana In The Broad Daylight“, Rodney war ja als Vorgänger von Ricky Skaggs in der Hot Band von Emmylou Harris, 30 Jahre liegen dazwischen und mit „Sex And Gasoline“ hat Rodney Crowell soeben eine herausragende neue Silberscheibe vorgelegt, der Titelsong war in der Interpretation von Kimmie Rhodes aus ihrer aktuellen CD schon bekannt. Nach einem zwei Titel umfassenden Gospelpart gab’s mit „One Of These Days“ noch einen Klassiker und Kimmie Rhodes wurde einmal mehr ins Geschehen einbezogen, als eines der Highlight des Abends als Schlusspunkt erklang, „When We’re Gone Long Gone“, im Original von den O’Kanes.

Gegen 22.45 Uhr wurde das Publikum auf den Heimweg entlassen, wissend, dass dies eine der letzten Sternstunden der klassischen Countrymusik gewesen sein könnte, schließlich ist es auch für eine Emmylou Harris nicht auf alle Ewigkeit so einfach, Emmylou Harris zu sein. Für den Moment darf man sich an ihrer seit Jahren anhaltenden Kreativität erfreuen, die ja mehr Eigenkompositionen hervorgebracht hat, als dies in ihren Hitparadenjahren meist der Fall war. Beide Künstlerinnen hatten gegenüber dem Vortag in München das Programm leicht verändert, Emmylou hatte dort z.B. „Blue Kentucky Girl“ oder „Wheels“ gebracht und bei den Zugaben Buck Owens‘ „Together Again“.

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