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Anne Murray: All Of Me

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Dies ist nicht nur der Titel einer 2005 erschienenen Doppel-CD mit zahlreichen ihrer bekanntesten Aufnahmen sondern auch der Titel ihrer mit dem Journalisten Michael Posner verfassten Biographie. Darin zeichnet sie nicht nur mit erfrischender Offenheit ihren Werdegang nach sondern begründet auch ihren Rückzug aus dem Show Business. Sie hat sich bis heute daran gehalten!

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Seit ich vor über 40 Jahren zur Country Music fand, habe ich mich immer auch besonders für die aus Kanada interessiert. So fiel mir Ende der 1960er Jahre eine Sängerin auf, deren Stimme sich unauslöschbar in meinen Ohren festsetzte – auch wenn diese noch nicht ausgereift klang. Aber sie hatte das gewisse Etwas, das sie von anderen Stimmen unterschied. Nur wenig später waren offenbar sehr viele Menschen der gleichen Meinung, denn mit „Snowbird“ wurde sie über Nacht berühmt: Anne Murray.

Anne MurraySchon im Frühstadium ihrer so erfolgreichen Karriere hatte ich Gelegenheit zu einem Interview mit Anne Murray als sie gemeinsam mit Glen Campbell Anfang der 70er Jahre nach Deutschland kam und sich in der Frankfurter Jahrhunderthalle dem deutschen Publikum vorstellte.

Mir gegenüber saß eine erstaunlich gelassene Sängerin, die sich ihrer gesanglichen Qualitäten durchaus bewusst war, gleichwohl aber den Rummel, der seit „Snowbird“ um sie gemacht wurde, nicht recht verstehen konnte. Was damals natürlich Niemand wissen konnte – dies war erst der Beginn einer Karriere, die sie zur beliebtesten Sängerin Kanada’s und zu einem der größten weiblichen Stars machen sollte, die das Land bis dato gehabt hat. Weit über die Grenzen des Genres „Country Music“ hinaus wurde Anne Murray eine Ikone, ein Vorbild für viele nachfolgende Talente wie u.a. Shania Twain.

Murray war es, die so manche Tür öffnete, die für sie selbst zunächst noch geschlossen gewesen war. Was sich nicht nur auf die Country Music beschränkt, eine Musikrichtung, in die sie eigentlich bewusst nie gewollt hatte. Nicht dass sie etwas dagegen gehabt hätte oder ihr das unangenehm wäre aber Anne Murray kann man nicht in eine bestimmte Schublade stecken. Unrecht würde man ihr damit tun und ihr Talent verkennen. Anne Murray ist in der Lage, nahezu alles zu singen, von dem sie überzeugt ist. Selten hat man eine Sängerin, die jeden Song, den sie singt, zu ihrem ganz persönlichen macht und bei deren Gesang man den Eindruck hat, alles fließe völlig mühelos über ihre Stimmbänder.

Anne Murray hat es verstanden, ihre Karriere ohne jegliche Skandale durch alle Höhen und Tiefen zu steuern. Wesentlich dafür war, wie sie in ihrer Biographie wiederholt betont, dass sie zwar nicht immer die Richtung selbst hat bestimmen können, es ihr aber gelungen ist, sich mit Menschen zu umgeben, denen sie voll vertrauen konnte. Das persönliche Umfeld war ihr immer wichtiger als noch ein Hit oder noch größerer Erfolg. Sie hat an Mitarbeitern festgehalten als Andere in gleicher Situation dies nicht getan hätten – sie hat es nie bereuen müssen. Bei meinen wenigen Begegnungen mit Anne Murray war deutlich festzustellen wie sie im Laufe der Jahre zunehmend Sicherheit gewann, was ihre künstlerischen und damit beruflichen Entscheidungen anbetraf aber auch, was ihre eigene Persönlichkeit anging. Es macht Spaß, ihre Biographie zu lesen, denn man hat den Eindruck, dass sie tatsächlich alles von sich preisgibt, was für die Allgemeinheit von Interesse ist. Sie sieht sich nicht als eine Ausnahmeerscheinung sondern als eine Frau, die im künstlerischen Bereich das Beste aus ihrem Talent hat machen können und die auch im Privatleben sehr zufrieden ist. In beiden Bereichen hat es schwierige und kritische Situationen gegeben, die sie auch dank der Hilfe von Freunden überstanden hat. Letztlich gehört es zu ihren größten Erfolgen, Karriere und Privatleben in Einklang und im Gleichgewicht gehalten zu haben. Dazu gehört auch ihr Entschluss, sich aus dem Show Business weitgehend zurück zu ziehen.

Schaut man sich heute in der Country Music um, dann sind starke und erfolgreiche Frauen dort zur Selbstverständlichkeit geworden. Als Anne Murray die große Bühne betrat, sah das noch anders aus. Ihr Wunsch von früher Jugend an war es, einen Beruf zu ergreifen, der mit Gesang zu tun hatte, wobei ihr die Musikrichtung nicht wichtig erschien.

Damals in Frankfurt erzählte sie freimütig, dass sie eigentlich gar nicht recht wisse, was Country Music sei: „Snowbird“ ist von Gene MacLellan geschrieben worden. Bei ihm ordnet man es eher der Folk Music zu. Meine Version ist country, sagt man jedenfalls. Das ist okay aber ich fühle mich nicht zu einer bestimmten Richtung gehörig“, meinte sie. Meine „Eintrittskarte“ zu ihr war übrigens der Ort Springhill, jene Stadt in Nova Scotia, in der sie geboren wurde. Als ich sie fragte, ob es dort ein Grubenunglück gegeben habe, war sie ein wenig irritiert und fragte zurück: „Das stimmt, mein Vater war Arzt und er gehörte zu den Rettungskräften, die bei dem Unglück eingesetzt waren. Ich war damals noch ein Kind aber das Ereignis hat keiner vergessen, der damals in Springhill lebte. Aber woher weiß Jemand in Deutschland davon? “ Also erzählte ich ihr, dass Bill Clifton ein Lied darüber gesungen habe („Springhill Mining Desaster“) und er mir Einzelheiten darüber mitgeteilt hatte. Diese Zufälligkeit stellte sich als eine ideale Basis für ein kurzweiliges Interview heraus. In ihrer Biographie „All Of Me“ finden sich erstaunliche viele Details wieder, die Anne Murray in unseren Gesprächen auch schon berichtet hatte.

Mit „Snowbird“ wurde die noch unerfahrene Künstlerin auf einen Schlag ins Rampenlicht katapultiert, schneller als sie es selbst erhofft hatte. Ein wenig ungläubig wirkte sie damals auf mich, noch nicht begreifend, was da eigentlich mit ihr geschah. Später meinte sie: „Das war alles neu für mich, vom Business hatte ich gar keine Ahnung. Ich verlor für eine Weile den Überblick und ließ meine Karriere in Bahnen gleiten, die mir nicht gefielen. Eigentlich wollte ich nur singen, möglichst gute Musik machen, vor einem Publikum auf der Bühne stehen. Aber es wurde viel mehr abverlangt, das war eine harte aber lehrreiche Zeit“.
Durchsetzungsvermögen war gefragt. Diesbezüglich war sie nicht unerfahren, denn als einziges Mädchen unter 5 Brüdern erlangte sie rasch ihre Selbständigkeit. Murray: „Schon als Kind bin ich meine Ziele mit Bestimmtheit angegangen. Die hatten zunächst nichts mit Musik zu tun. Singen war etwas Alltägliches für mich. Deshalb verschwendete ich keinen Gedanken daran, damit beruflich etwas zu tun zu haben. In unserem Haus war ständig Musik, ich kann mich auch Jahrzehnte später noch an Liedtexte von damals genau erinnern. Mein musikalisches Talent ist mir selbst nie bewusst gewesen. Schauspielerin, das war schon eher reizvoll, Musik war für mich dazu da, Spaß zu haben.“ Einen Augenblick hielt sie inne, um dann verschmitzt fortzufahren: „Vater war Arzt wie du ja weißt, Mutter gelernte Krankenschwester. Sie gab ihren Beruf dann auf, um ganz für die Familie da zu sein. Und da hatte sie es nicht leicht in einem fast reinen Männerhaushalt. Da hat es manchmal gekracht, da schienen die Wände zu wackeln.“ Anne Murray’s Weg verlief dann doch ziemlich anders als der ihrer Mutter.

Nach „Snowbird“ folgte die Zeit der Besinnung, in der Anne Murray auch nicht ganz so erfolgreich war. „Ich musste mich neu orientieren und dafür brauchte ich Zeit. Ich hatte gemerkt, dass man alles Mögliche mit mir anstellte und vor hatte und mir wurde klar, es war nicht das, was ich wollte“, erinnerte sich die blonde Sängerin. Mehr und mehr gelang es ihr, die Geschicke selbst in die Hände zu nehmen bzw. in die Hände von Menschen zu legen, denen sie Vertrauen konnte. Mit feinem Gespür fand sie diese Menschen und hielt über viele Jahre an ihnen fest. Anne Murray wurde zu einer selbstbewussten Frau, die sich auch im knüppelharten Show Business durchsetzen konnte – wenngleich sie auch Rückschläge einstecken musste. Es stellten sich reihenweise wieder Hits ein, Anne Murray erlaubte sich, musikalisch zu experimentieren und driftete dabei auch mal in Gefilde ab, die ihr nicht lagen. Dazu gehört für mich die Zusammenarbeit mit Produzent Jack White. Auch wenn Anne Murray sie in ihrer Biographie verteidigt und nicht in Frage gestellt, sind es die Aufnahmen, die mir am wenigsten gefallen.

Wenn die Rede auf Erfolge kommt, dann ist für Murray der wertvollste, dass es ihr gelungen ist, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Dazu sagte sie einmal: „Ich hoffe, ich bin für meine Kinder ein ebensolches Vorbild wie meine Eltern es für mich waren. Die Kids sehen meine Liebe zum Beruf, sie erleben den Erfolg aber auch, welche Arbeit damit verbunden ist. Sie wissen vor allem, dass sie und die Familie für mich das Wichtigste überhaupt sind. Deshalb gehe ich auch nie auf längere Tour.“

Die Familie hat ihr, wie sie selbst offen zugibt, sehr gut getan. Mit Bill Langstroth heiratete sie einen Mann, der ihr den nötigen Halt gab. Die Ehe wurde Jahre später geschieden, es gab darum kein Theater, man ging gütlich auseinander. Als die Familie durch Sohn William und Tochter Dawn (mit ihr hat sie das eine oder andere Duett aufgenommen) komplettiert wurde, gab es plötzlich neben dem Beruf ganz andere Perspektiven, die für Anne Murray wichtiger wurden. „Ich brauche ein intaktes Umfeld, ich brauche Harmonie – sowohl beruflich wie auch privat. Es ist wichtig, zuverlässige Menschen um mich zu haben, die wissen, was gut für mich ist (Leonard T.Rambeau, ihr langjähriger Manager gehörte dazu). Es kommt nicht darauf an, wie viele Dinge man tut sondern auf die Qualität. Nicht alles was man angeboten bekommt und verlockend aussieht, ist auch gut. Da muss man auch mal nein sagen können. Ich bin nicht bereit, Konzessionen zu machen zugunsten der Karriere wenn diese zu Lasten der Familie gehen.“ Ein klares Statement, an das sie sich immer gehalten hat.

Das war sicher nicht zuletzt möglich, weil sie einen Status erreicht hatte, der es erlaubte, auswählen zu können. Etwa nach ihrem Motto: „Es geht nur um gute Musik, um einen guten Song. Man muss dem Künstler das Recht zugestehen, die Musik zu machen, hinter der er steht. Sonst wird es auf Dauer nichts.“ Um das Talent, die richtigen Songs auszusuchen, wird sie noch heute von vielen Kollegen beneidet. „Hits Songs zu erkennen, das ist ein gottgegebenes Talent. Ich erkenne einfach einen guten Song wenn ich ihn höre“, konstatierte sie selbstbewusst. Und hatte damit meist die besten Argumente, die Plattenbosse zu überzeugen. Sie eroberte die Gipfel der Musik, ungezählte Auszeichnungen hat man ihr angedeihen lassen, der Sängerin, die ihrer Heimat Springhill und Nova Scotia bis heute eng verbunden geblieben ist. Ihre Bedeutung wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass Kanada 2007 eine Briefmarke ihr zu Ehren auflegte (neben Paul Anka, Gordon Lightfoot und Joni Mitchell). Viele der Hits wurden weit über die Country-Grenzen hinaus und weltweit zu Erfolgen. Neben „Snowbird“ seien stellvertretend noch einige weitere genannt: „Cotton Jenny“, „Danny’s Song“, „Love Song“, „Walk Right Back“, „You Needed Me“, „I Just Fall In Love Again“, „Shadows In The Moonlight“, „Broken Hearted Me“, „Daydream Believer“, „Could I Have This Dance“, „Blessed Are The Believers“, „Another Sleepless Night“, „A Little Good News“, „Nobody Loves Me Like You Do“ (mit Dave Loggins“/, „Now And Forever“

Das große Plus der Anne Murray ist es immer geblieben, dass sie es versteht, mit ihrer Stimme und ihrer Ausdrucksstärke losgelöst von Musikgenres die Menschen anzusprechen und zu faszinieren.

Vor dem Erfolg hatte sie sich regelrecht gefürchtet. Sie wollte sich nicht dadurch nicht ändern, weil sie erlebt hatte, wie der Erfolg aus einfachen, netten Menschen andere, weniger nette hatte werden lassen. Im Bewusstsein dieser Gefahr verstand sie es ausgezeichnet ihr auszuweichen.

Wer sehr viel mehr – wenn auch nicht alles – von Anne Murray wissen möchte, dem sei ihre Biographie ans Herz gelegt (zu beziehen z.B. bei Amazon.de). Man wird eine sympathische Frau kennen lernen, die sich nicht scheut, mit sehr viel Einfühlungsvermögen auf Schicksalsschläge einzugehen, von denen auch sie nicht verschont blieb, wie z.B. der Tod der Eltern, ihrer besten Freundin, ihres Managers Leonard T. Rambeau und der Selbstmord von Gene MacLellan. Gerade der Umgang, das Erleben und Verabreiten dieser Verluste haben sie als Mensch geprägt und Einfluss auf ihre Arbeit und damit die Karriere gehabt. Sehr interessant auch ihre Zusammenarbeit mit Capitol Records über mehr als 25 Jahre und wie es zur Trennung kam. Sollten Sie mal in der Gegend von Springhill sein, ein Besuch des Anne Murray Centres lohnt sich immer.

Mit ihrem letzten Studio-Album, dem 2007 veröffentlichten „Anne Murray Duets – Friends And Legends“ verabschiedete sich Anne Murray in den Ruhestand – gerade mal 62 Jahre alt. Das Album ist zeitlos und beinhaltet ganz einfach nur erstklassige Musik. Mit ihr im Studio waren neben ihrer Tochter Dawn u.a. Amy Grant, Dusty Springfield, Emmylou Harris, Martina McBride, Shania Twain, Celine Dion, Nelly Furtado, Sarah Brightman, Carole King und Olivia Newton-John. Ein Staraufgebot der Extraklasse!

Von der Bühne verabschiedete sich der Star am 23. Mai 2008 in Sony Centre von Toronto. Im Spätsommer 2009 erschien ihre Biographie, für deren Promotion sie sich noch einmal auf eine kurze Autogramm-Tour durch die USA und Kanada begab. Bei der Eröffnung der letzten Olympischen Winterspiele in Vancouver gehörte Anne Murray am 12. Februar 2010 zu den sechs Prominenten, die die kanadische Flagge trugen. Gelegentlich übernimmt sie also noch öffentliche Aufgaben ansonsten aber genießt Anne Murray ihr Privatleben in vollen Zügen. Es sei ihr vergönnt, auch wenn ich mir wünschen würde, dass sie gelegentlich doch noch mal ein Album aufnehmen würde – just for fun.

   
Duets: Friends & Legends
CD: „Duets: Friends & Legends“
Erscheinungsdatum: 2008
Label: EMI

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Trackliste:

01. Danny’s Song – Martina McBride
02. I Just Fall in Love Again – Dusty Springfield
03. Another Pot O‘ Tea – Emmylou Harris
04. Daydream Believer – Nelly Furtado
05. Somebody’s Always Saying Goodbye – Jann Arden
06. Song For The Mira – Celtic Woman
07. Time Don’t Run Out on Me – Carole King
08. Cotton Jenny – Olivia Newton-John
09. A Love Song – K.D. Lang
10. You Needed Me – Shania Twain
11. Nobody Loves Me Like You Do – Dawn Langstroth
12. You Won’t See Me – Shelby Lynne
13. Could I Have This Dance – Amy Grant
14. A Little Good News – Indigo Girls
15. Snowbird – Sarah Brightman
16. When I Fall in Love (live) – Celine Dion
17. Si Jamais Je Te Revois (If I Ever See You Again) – Isabelle Boulay

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