Willie Nelson: Heroes
Die Alten können es oftmals doch am besten! Willie Nelson hat – „with a little help from his friends“, ein neues Album vorgelegt, das so richtig schön groovt, swingt, greint und rockt, dass es eine wahre Freude ist. Heroes klingt, als würde es einfach so weitergehen, als würde Willie nie aufhören zu spielen. Man kommt gar nicht mehr mit, die entspannten „Alterswerke“ des mittlerweile 79-jährigen (!) mitzählen zu wollen. Egal – einfach anhören und genießen ist die Devise.
Auf seinem neuen Album lässt sich Willie diesmal von Merle Haggard, Jamie Johnson, Kris Kristofferson, Sheryl Crow, Billy Joe Shaver, Snoop Dog, Ray Price, sowie seinen Söhnen Lukas und Micah Nelson gesanglich unterstützen. Musikalisch und thematisch ist es wieder bestes „Classic Country“: viel Honky-Tonk, etwas Western Swing, eine Prise Bakersfield, Tex-Mex und Folk – und fertig ist dass Ding. Auch textlich sind die ewig jungen Country-Klischees voll da und wirken dennoch völlig unverstaubt und treffend in der Beschreibung unserer Zeiten.
Sehr langsam und mit viel Sentiment beginnt das Album mit „A Horse Called music“. Zusammen mit „The Hag“ eröffnet Willie dem Hörer ein wunderbar sehnsuchtsvolles Westernpanorama. Stoische Spielfreude und lakonischer Humor angesichts des irgendwann zweifellos anstehenden Todes kennzeichnet „Roll me Up“: ein schöner Honky-Tonk-Rocker. Dann geht’s es in den Walzertakt beim Liebeslamento von „That’s All There Is To This Song“. Dann wieder klassischer Honky-Tonk mit „Every Time He Drinks He Thinks Of Her“.
Nach dem traurigen Quasi-Titelsong „Hero“ – hier geht es um eine einsame, verarmte, tragische Figur, die nur noch in den Bars der Held ist und plötzlich weg ist – setzt fröhlich und optimistisch der Western Swing ein. „My Window Faces The South“ und „Home In San Antone“ sind Liebeslieder für die Heimat im Süden. Auf „San Antone“ folgt mit „Come On Back Jesus“ das augenzwinkernde Highlight der Platte: Die Welt ist schlecht, wird immer ungerechter, die Luft wird verpestet und keiner achtet mehr den Frieden. Da soll doch bitteschön Jesus zurückkommen und unterwegs John Wayne auflesen. Die Beiden werden es schon richten. Einfach klasse! Den Abschluss bildet schließlich eine wundervolle Coverversion von Coldplays „The Scientist“. Eine grüblerische Trennungsballade von einem, der nach den Gründen forscht. Ein starker Albumausstieg von Willie.
Begleitet werden Willie und seine Gitarre „Trigger“ von einer starken Band. Mit dabei sind neben anderen Buddy Cannon, Paul Shaffer, Mike Johnson und natürlich sein langjähriger Mundharmonikaspieler Micky Raphael. Und auch an den Instrumenten ist sein Sohn Lukas mit von der Partie: Er spielt E-Gitarre.
Fazit: Willie ist und bleibt unerreicht. Und wie er mit den klassischen musikalischen Elementen und der Erzählweise des Country-Genres so sehr auf der Höhe der Zeit ist – das ist große Kunst.
Trackliste:
01. A Horse Called Music |