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10. Internationales Bühler Bluegrass Festival 2012

Die Erfolgsgeschichte geht weiter.

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Wo die Zeit hingekommen ist, kann er nicht nachvollziehen, und sein Psychiater könne ihm auch nicht weiterhelfen. Das meinte Organisator und Moderator Walter Fuchs zu Beginn des 10. Internationalen Bühler Bluegrass Festivals. Fakt ist, dass die erste Ausgabe im Jahr 2003 mit größerem Erfolg gestartet ist, als selbst von der veranstaltenden Stadt Bühl selbst erwartet wurde. Fakt ist auch, dass das Festival seither stets gewachsen ist.

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Kam zunächst 2005 der Open-Air-Part am Johannesplatz hinzu, bei dem sich eine, später zwei der Bands ab 10.30 Uhr dem örtlichen Publikum präsentieren konnten, so wurde das Festival 2009 auf zwei Tage ausgedehnt, und 2012 gab es sogar eine zweite Bühne mit P.A., damit auch die Jam Session vor großem Publikum vor dem Rathaus bis in den Samstagnachmittag hinein stattfinden konnte.

Die Besetzung war 2012 wieder vorzüglich, und die Öffnung des Rechtecksaals am Abend des zweiten Festivaltags zeugte von großem Publikumszuspruch, denn der eigentliche Saal und seine Empore hatten nicht ausgereicht, um die aus nah und fern angereisten Bluegrass-Fans aufzunehmen. Damit geht die Erfolgsgeschichte weiter, und Walter Fuchs hat schon die Daten für die Jahre 2013 und 2014 bekanntgegeben.

Angefangen hat das 10. Festival am Freitag, den 04. Mai 2012 mit zwei Sets der ältesten französischen Bluegrass Band, Bluegrass 43, die somit erstmals in Deutschland aufgetreten waren. Darüber waren sie sichtlich erfreut, und das Publikum nahm sie ebenso freudig auf. Das Quartett begann zuerst zurückhaltend, aber gleich nach der in deutscher Sprache erfolgten Begrüßung durch den Bassisten Alain Audras war eine Vertrautheit hergestellt, die auch der Musik zu verdienten Höhenflügen verhalf. Die Band aus Puy-en-Velay, das im Departement 43 Haute-Loire liegt, brachte Klassiker aus Bluegrass „Head Over Heels“ und Country „Truck Driving Man“, „Six Days On The Road“. Nachdem recht früh eine Saite am Banjo gerissen war, spielten die drei verbliebenen Musiker die wunderschöne Ballade „Carolina Star“ aus der Feder von Hugh Moffatt, professionelles Krisenmanagement.

Bluegrass 43

Für den „Steel Guitar Rag“ aus der Feder von Leon McAuliffe wechselte Alain Audras zum Dobro. YouTube bietet übrigens eine wunderbare Version des Meisters, zusammen mit den Cimarron Boys. Welch große Bandbreite an Einflüssen die Band hat, belegte ihre Version des Tom Russell-Ian Tyson-Klassiker „Rose Of The San Joaquin“, basierend auf „Tramps And Hawkers“ von Jim Ringer. Vom Vater des Bluegrass, Bill Monroe erklang bei Bluegrass 43 „Little Cabin Home On The Hill“, Lester Flatt hat es gemeinsam mit Monroe verfasst. Wunderbar war auch „With A Memory Like Mine“ aus der Feder von Darrell Scott und seinem Vater Wayne Scott, es geht um Kinder, die im Krieg getötet wurden.

In ihrem zweiten Set hatten Bluegrass 43 „I’ve Just Seen A Face“ von John Lennon und Paul McCartney parat. Kompetent spielten sie sich durch die Musikgeschichte, sogar bei der Country Band The Mavericks und „Mr. Jones“ kamen sie vorbei. Vorzüglich ihr Medley aus Mr. Monroe’s „Kentucky Waltz“ und dem „Tennessee Waltz“ aus der Feder von Pee Wee King und Redd Stewart. Nur auf ausdrücklichen Wunsch von Walter Fuchs hatten sie für Bühl ein Stück in französischer Sprache ins Repertoire genommen, aus der Feder des Pariser Singer-Songwriters Serge Gainsbourg. Mit Hank Williams‘ „Move It On Over“ gings schon in die mit Begeisterung herausgeklatschte Zugabe „Sitting On Top Of The World“. Nicht nur, dass sich die Band rasch wohlgefühlt hat in Bühl, nein, auch der Saal hat sich rasch weitestgehendst gefüllt gehabt. Der Auftakt war damit mehr als gelungen, und die Stimmung und Kulisse haben gepasst für den zweiten Teil des frankofilen Abends mit dem kanadischen Damenquartett Oh My Darling.

Oh My Darling

Die Formation ist seit vier Jahren zusammen, und stellte nach dem Erfolg der ersten Europatournee im Jahr 2011 für 2012 eine zweieinhalbmonatige Marathon-Tournee zusammen. Ihnen schien die musikalische Umsetzung der französischen Sprache geläufiger zu sein. Dabei sind sie keine eigentliche Bluegrass Band, sie haben eher Old Time Feeling in ihrer Musik, was u.a. auch am Stil der Banjo-Spielerin Allison De Groot deutlich wird. Sie spielt ihr Instrument nämlich im alten Clawhammer-Stil, nicht im Drei-Finger-Picking-Stil, der durch Earl Scruggs im Bluegrass zum Standard wurde.

Ihr Auftritt war der Farbtupfer des Festivals, und er war sensationell gut. Zwei CDs haben sie schon herausgegeben, „Roustabout“ war eines jener Lieder aus ihrer Anfangszeit. Fröhlich-dynamisch kommt ihre Musik daher, auch das bunte Aussehen der Damen darf positiv bemerkt werden, waren die Mokkasins von Bassistin Marie-Josée Dandeneau doch von ihrer Großmutter persönlich gemacht worden, einer kanadischen Indianerin. Dennoch sangen sie „Won’t Need My Shoes On Heaven’s Floor“. Die Oma von Gitarristin Vanessa Kuzina, die mit 91 Jahren starb, war Vorbild für dieses Lied, denn sie lebte ohne viele Utensilien unter dem Motto, wenn ich tot bin, brauche ich das Zeug ohnehin nicht mehr. Aber die von Stompin‘ Tom Conners hochgehaltene kanadische Tradition des Stompings, also des Rhythmuserzeugens unter Einsatzes des Fußes, benötigt schon gute Schuhe, bei Oh My Darling live zu erleben. Ums Tanzen ging’s beim mitreißenden „Caught You Looking“. Die franko-Manitoba-Kultur der Band kam auch im von Marie-Josée Dandeneau geschriebenen „Come Dance“ herüber, gesungen in französischer Sprache.

Im zweiten Set stellte Banjo-Spielerin Allison De Groot „Sail Away Ladies“ vor, das sie auf einer Reise durch West Virginia entdeckt hatte. „O La Claire Fontaine“ gab ihr Gelegenheit, den Clawhammer-Stil auf dem Banjo ausführlich vorzuführen, und es gab der Band Gelegenheit, die französische Sprache erneut zu zelebrieren. Schön war auch der Einsatz der Fiddle-Stics, die Begeisterung des Publikums kannte keine Grenzen, und so gab’s natürlich auch Zugaben, „What’s Love Got To Do With It“. Mit „Old Joe Clark“ und „I’ll Fly Away“, zu denen auch Bluegrass 43 nochmals auf die Bühne kamen, neigte sich der Abend seinem Ende entgegen.

Doch rasch war es Samstag, um 10.30 Uhr war mit Tabea Anderfuhren (CH) und Bluegrass Stuff (I) auf dem Johannesplatz die Fortsetzung geplant. Oh Schreck, Regen hat eingesetzt, nix mit gemütlichem Sitzen im Freien in den Cafés. Doch siehe da: die wunderschöne Stimme von Tabea hat innerhalb weniger Minuten den Regen vertrieben, und die Leute blieben aufmerksam stehen, um ihr zu lauschen. 30 Minuten, eine Zugabe, und um einen irischen Fiddler bereichert, Colm Murphy. Nach dem Auftritt konnte man am Rathaus einer Jamsession beiwohnen, die auf einer Bühne mit Anlage abgehalten wurde. Wer gegen 12 Uhr am Johannesplatz zurück war, durfte dort G-Runs ’n Roses aus der Tschechischen Republik erleben. Die Band hatte einen Wechsel zu verzeichnen, da der Banjo-Spieler die Band verlassen hat, und Bandenchef Ralph Schut von Gitarre auf Banjo wechselte. Als neuer Gitarrist war Ondra Kozák hinzugetreten, in dieser Besetzung hatten sie erst drei Auftritte absolviert. Dennoch kamen sie super gut beim Publikum an, und am Abend sollten sie gar der Renner des Tages werden.

G-Runs 'n Roses

Im Bürgerhaus Neuer Markt begann jedenfalls pünktlich um 14 Uhr das Nachmittagskonzert mit Tabea & Bluegrass Stuff. Tabea stieß nach zwei Stücken der Band hinzu, und brachte ein Programm, das sich vom normalen Tabea-Anderfuhren-Repertoire unterschied. Dort sind doch hauptsächlich eigene Lieder zu hören, hier brachte sie etliche bekannte Lieder anderer Künstler, wie „Jolene“ von Dolly Parton oder „Come Early Morning“ von Bob McDill, das Don Williams 1973 auf Platz 12 der Country-Hitparade getragen hat. Damit hat sie aber ebenso überzeugen können, ihre wunderschöne Stimme in Szene setzen können. Ein filigranes „Farther Along“ mit super gespielter Fiddle, das sprach das Publikum natürlich an. An Bill Monroe richtete Tabea die Frage „Is The Grass Any Bluer On The Other Side“. Nach „Gonna Have Love“ folgte die Komposition des Bluegrass Stuff Gründers Massimo Gatti „Bluegrass Vision“, die Band ist auch in der aktuellen Formation mit Gatti-Sohn Icaro am Kontrabass vorzüglich eingespielt. Klasse, wie Tabea den alten „Mule Skinner Blues“ mit ihrer herausragenden Stimme zu neuen Höhenflügen trägt, entsprechender Jodel inbegriffen.

G-Runs ’n Roses griffen ebenfalls auf ihre Favoriten zurück, und das mit großer Leidenschaft, Keith Whitley war Quelle für „Miami, My Amy“ oder das intensive „Don’t Close Your Eyes“. Harley Allen, der verstorbene Sohn der ebenfalls verstorbenen Bluegrass-Legende Red Allen, war als Autor vertreten beim „Wildwood Flower Blues“ oder „Susan“.

Dreistimmiger Satzgesang bereicherte ihren Auftritt bei „The Leaves That Are Green Turn To Brown“, einem Bluegrass-Klassiker, aber aus der Feder von Paul Simon! Auch wenn Ralph Schut durch seinen Wechsel von der Gitarre aufs Banjo noch der Hauptsänger ist, gab es Gelegenheit für Mandolinist Milan Marek, Tom Paxton’s „The Last Thing On My Mind“ zu singen, und Ondra Kozák brachte eine sehr schöne Version von Gordon Lightfoot’s „The Circle Is Small“. Klasse auch „Devil In Disguise“ von Gram Parsons, einem der Hauptväter des Country Rock. Mit ihrer großen Bandbreite und ihren nicht ganz echten Tatoos avancierten G-Runs ’n Roses zur vielleicht vielseitigsten Band des Tages, auf jeden Fall zur modernsten Formation, wenngleich sie in keinster Weise mit den total aktuellen Bluegrass Bands aus Amerika vergleichbar sind, wie Mountain Heart, Cadillac Sky (derzeit inaktiv), The Infamous Stringdusters, The Steeldrivers oder einige andere. Das hat aber nichts mit der musikalischen Qualität zu tun, sondern ausschließlich mit dem stilistischen Anspruch.

Wie im Vorjahr, war die eine US-Band mit ihren kompletten 90 Minuten auf den Nachmittag beschränkt, dieses Jahr traf es Alecia Nugent aus Louisiana. Vier Mal wurde die Sängerin aus Hickory Grove mit Jahrgang 1972 bereits von der SPGMA zur besten traditionellen Bluegrass-Sängerin des Jahres gewählt. Auch wenn sie selbst auf der Bühne kein Instrument spielt, macht sie stets eine gute Figur, und konnte sich auf ihre klassisch besetzte Begleitband verlassen, wenngleich Banjo-Spieler Rusty Breedlove relativ neu dabei war. Nach Freiburg war Bühl erst der zweite Auftritt der langen Tournee durch Europa, die an Pfingsten beim Big Bear Festival in Holland endet. Die Stimme von Alecia Nugent ist mit Sicherheit eine der allerschönsten weiblichen Stimmen in den USA, und ihre Ausstrahlung war ebenfalls vorzüglich. Nachdem auch das Repertoire durchweg sehr schön war, wurde Alecia Nugent am Ende reichlich mit Zugaberufen belohnt.

Alicia Nugent

Flott ging’s los mit „Wrecking The Train“, einem Lied aus einer ihrer drei CDs, die seit 2004 erschienen sind. Mid-Tempo dann „I Cried All The Way To Kentucky (And Then I Smiled All The Way Back Home)“. Wenngleich ihre Musik sehr aus einem Guss kommt, gelingt es ihr, durch ständigen Tempowechsel die Spannung aufrecht zu erhalten. Besonders die gefühlvollen Lieder gaben ihr reichlich Gelegenheit, ihre Ausnahmestimme voll auszufahren und zu zeigen, weshalb sie so oft zur besten Sängerin des Jahres gewählt worden ist. Flott ging’s zu bei „Listening To The Rain“ von den Osborne Brothers. Da Alecia Nugent auch gerne mal kommerzielle Country Music hört, alte wie neue, was sie hinter vorgehaltener Hand zugibt, sang sie von Dave & Sugar, aus der Feder von Sonny Throckmorton „I’m Knee Deep In Loving You“: Durchaus passend arrangiert.

Mandolinist Ashby Frank sang den gefährlichen „Roving Gambler“, schön wie Alecia Nugent ihre Musiker in Szene setzt. Bei „Roll On Muddy River“ erfährt man, dass der Fluss auch Tränen mit ins Meer nehmen kann. Bassistin Beth Lawrence bestach mit schöner Stimme als Sängerin von „You’re No Longer A Sweetheart Of Mine“, weil er zurück auf die Straße und in die Honky Tonks drängt. Wenn Alecia Nugent aus der Feder von Alan O’Bryant „Those Memories Of You“ singt, was Dolly Parton, Linda Ronstadt und Emmylou Harris in die Country Top 10 trugen, vergisst sie nicht den Tipp, den man ihr gab, zu verraten, „sing das Lied nicht zu flach“. Nach einer 15-minütigen Pause kam auch hier Harley Allen’s „Susan“, ebenso wie sein gefühlvolles „High Sierras“, diese liegen in Nevada. Hier wurde Alecia Nugent nur von Ashby Frank an Gitarre begleitet, man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören, großartiges und aufmerksames Publikum. Sehr schön in den Bluegrass übertragen hat die Formation auch „Ready For The Times To Get Better“, 1978 Platz 1 in den Country Charts für Crystal Gayle.

Obwohl Alecia Nugent aus Louisiana stammt, fühlt sie sich der Cajun-Tradition nicht verpflichtet, sie komme nicht mit den Cajuns aus meinte sie, da sie schon mit zweien von ihnen verheiratet gewesen sei. Aber Hank Williams‘ „Jambalaya“ hat sie dann doch serviert, gleich nach dem Instrumental „The Big Country“, wo die Band alles geben konnte, und dem „East Virginia Blues“. Am Ende der Titelsong ihrer aktuellen CD „Hillbilly Goddess“, dann die Zugabe „Crying All The Way To The Bank“. Verdienter Applaus begleitete die Szenerie, eine echte Bereicherung des Festivals, Alecia Nugent.

Ab 19 Uhr setzte die Abendunterhaltung ein, bei geöffneter Empore und geöffnetem Rechtecksaal. Damit war die Veranstaltung nahezu ausverkauft. Auch Bürgermeister Wolfgang Jokerst war anwesend, ebenso wie OB Schnurr und dessen Vorgänger Hans Striebel, dem am Morgen für seine langjährige kreative Arbeit das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Wolfgang Jokerst, als Kulturbürgermeister für die Veranstaltung zuständig, ehrte das erfolgreiche Wirken von Walter Fuchs im Dienste der 10 bisherigen Festivals. Er nannte den Organisator und Moderator „Herz und Verstand“ des Festivals. Bei der herausragenden Qualität auch absolut berechtigt. Im Rahmen einer Fotoausstellung hat die Stadt Bühl im Foyer des Bürgerhauses die ersten neun Festivals bildlich nachempfunden.

Der heißeste und umjubeltste Set des Tages folgte sodann, G-Runs ’n Roses zeichneten hierfür verantwortlich. Das Quintett überzeugte durch Virtuosität und Spielfreude, waren sie doch die erste Band aus „dem Osten“, die zum Bühler Bluegrass Festival eingeladen wurde. Gleich mir Eric Andersen’s „Close The Door Lightly When You Go“ fanden sie höchsten Anklang. Das Niveau wurde durch Swing und Twin Fiddles (Martin Burza, Ondra Kozák) in den Bluegrass Himmel gesteigert, und die schnell gespielte Version des Randy Travis Toperfolge „Deeper Than The Holler“ rief Erstaunen und Begeisterung gleichermaßen hervor. Bei Clint Black’s „Better Man“ und dem Klassiker „Nine Pound Hammer“ kochte die Stimmung, was den Weg zu zwei Zugaben öffnete. Für alle Mädchen, die wir lieben, und das sind viele, meinte der seit einer Woche zuvor verheiratete Ralph Schut, sangen sie „This Is The Girl I Love“, ehe Peter Rowan’s „Midnight Moonlight“ erklang. Ein riesiger Erfolg für die Band aus Tschechien mit dem holländischen Leadsänger.

Bluegrass Stuff

Jede Band hat es schwer, nach solch großartigem Erfolg zu bestehen, Tabea & Bluegrass Stuff meisterten dies durch einen filigranen Auftritt, etliche ruhige Lieder forderten die Aufmerksamkeit des Publikums, aber das Zuhören ist in Bühl ja eine der leichtesten Übungen. Ging es mit „Riding The Bluegrass Express“ noch zügig los, folgte bald schon aus der Feder von Peter Reber „Fasch Win Es Gebät“, ein Segenswunsch für ein neugeborenes Kind. Tabea’s kleine Söhne waren bei Ehemann Tom in guten Händen. Dass der Banjo-Spieler hier „Vino Kebap“ verstand, sei ihm verziehen, so hat das Lied eine höhere Sprosse auf der Aufmerksamkeitsleiter erreicht. Nach Buck Owens‘ „My Heart Skips A Beat“ folgte „Down To The River To Pray“, Tabea solo und a capella mit sukzessive einsetzender gesanglicher Unterstützung. Weiteres absolutes Highlight war „If I Needed You“ aus der Feder von Townes Van Zandt. Twin Fiddles auch hier bei „Faded Love“. Mit dem rasanten „Kentucky Borderline“ ging’s in die Zugaben. Mit Gitarrist Ruben Minuto’s italienischem Gesang und dem „Mule Skinner Blues“ erntete die Formation allen erdenklichen Beifall.

Der Headliner des Festivals stand noch aus, die Gibson Brothers. Ob sie diese Leistungen und diese Stimmung noch toppen konnten? Auch wenn sie nicht die Dynamik des letztjährigen Headliners Doyle Lawson & Quicksilver erreichten, überzeugten die Brüder Eric und Leigh Gibson doch mit ihren einzigartigen gesanglichen Leistungen, ihrem vorzüglichen und eigenständigen Repertoire und ihrem instrumentellen Können. Ihre Stimmen, die eine etwas höher als die andere, harmonieren auf geniale Weise, und sind aus einer Million Stimmen herauszuhören, was der Musik insgesamt einen hohen Wiedererkennungswert gibt. Ihr „Walking West To Memphis“ erwies sich ebenfalls als markant, und sehr schön hörte sich auch aus der Feder von Paul Kennerley und Shawn Camp „The Wishin‘ Well Ain’t Workin'“ an, der Wunschbrunnen hat nicht gewirkt. 1860 waren ihre Vorfahren aus Großbritannien im Bundesstaat New York angekommen, sie hatten eine „Safe Passage“. Obwohl die Gibson Brothers auf ein großes eigenes Repertoire zurückgreifen können, streuten sie den einen oder anderen Klassiker ein, wie Buck Owens‘ „Open Up Your Heart“ oder „The Happy Sunny Side Of Life“ von den Blue Sky Boys, natürlich mit herausragendem Duettgesang versehen. Dieses Lied haben sie aufgenommen für einen Film über Bill Monroe, Produzenten waren Ronnie McCoury und T. Bone Burnett. Eines der absoluten Highlights war der Titelsong ihrer CD „Ring The Bell“. Verständlich, dass sie in ihrer Pause viele Autogrammwünsche erfüllen mussten, und auch etliche Fotos mit Fans entstanden sind. Übrigens: Eric Gibson (Banjo) als der ältere Bruder erfreut sich einer prächtigen Haartracht, der jüngere Bruder Leigh Gibson (Gitarre) hadert etwas mit der Natur, die ihm mit aktuell rund 40 Jahren die Haare ausfallen lässt. Die Fans haben es sichtlich verschmerzt.

Gibson Brothers

Als endlich alle wieder versammelt waren, folge ein letzter Set , ein für dieses Jahr letzter musikalischer Genuss. Immer wieder greifen sie auf eigene Erlebnisse zurück, so auch bei „The Railroad Line“. Hier erinnern sie sich an eine Stadt, die in der Nähe ihrer Familienfarm lag, die jedoch vor ihrer Geburt schon verschwunden war. „The Sunny Side Of The Mountain“ aus dem Repertoire von Jimmy Martin leitete über zum eigenen „Farm Of Yesterday“, wo auch der Vater Erwähnung findet, der im Januar verstorben ist. „The Other Side Of Town“ aus der Feder von Steve Earle hat man in Deutschland insbesondere von Mandy Strobel im Ohr. Robbie Robertson’s „Ophelia“, das bei The Band im Original Levon Helm gesungen hatte, haben The Gibson Brothers schon Jahre zuvor für eine ihrer CDs eingespielt, in Bühl konnten sie es zu Ehren des am 19. April verstorbenen Sängers Levon Helm zu Gehör bringen. Nach „Two Dollar Bill“ herrschte absolute Begeisterung, und es hätten noch jede Menge Zugaben gegeben werden dürfen. Einige gab es wie z.B. „Bottomland“, dann traten die drei anderen Formationen des Tages und Bluegrass 43 zum Finale auf die Bühne. Eric Gibson sang zuerst „I Wonder Where You Are Tonigth“, Alecia Nugent folgte mit „Once More“, und wie G-Runs ’n Roses mit „falschen“ Tattoos („she has joined another band“). „Nine Pound Hammer“ kam, von Tabea Anderfuhren wurde „Coat Of Many Colors“ von Dolly Parton eingebracht.

Um 0.18 Uhr endete das 10. Internationale Bühler Bluegrass Festival unter viel Beifall des Publikums. Aufgefallen war am Samstag, dass alle vier Bands eher dem traditionellen Bluegrass zuzuordnen waren, am ehesten G-Runs ’n Roses waren etwas moderner. Auch fiel auf, dass die Bands sich gerne bei der Country Music bedienen, um ihr Repertoire mit bekannten Titeln aufzulockern. Die ganz alten Bluegrass-Klassiker hingegen waren eher selten anzutreffen. All dies tat der Sache keinen Abbruch, und nach dem Festival ist vor dem Festival. 2013 sind am 03. & 04. Mai u.a. Monroe Crossing aus Minnesota dabei, 2014 steigt das 12. Bühler Bluegrass Festival am 02. & 03. Mai. Das aktuelle Festival war gegen 2.40 Uhr nach der Jam Session im Foyer des Bürgerhauses endgültig ausgeklungen.

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