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Michael Johnson

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Die Zeit des vielseitigen und progressiven Sängers in der Country Music war relativ kurz bemessen. Statistiker verzeichnen ihn in den Country Charts von 1985 bis 1988, gerade mal drei Jahre also. In dieser Zeit besetzte Michael Johnson aber mit zwei Singles Platz 1: „Give Me Wings“ und „The Moon Is Still Over Her Shoulder“. In das übliche Bild eines Country-Künstlers passt er nicht, wollte er auch nicht. Denn wann immer man ihn einer bestimmten Kategorie zuordnete, war er bereits wieder entwischt und zu neuen Ufern unterwegs.

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Michael Johnson wurde am 8. August 1944 in der Kleinstadt Alamosa in Colorado geboren. Zur Musik fand er zufällig, denn bis 13 hatte er sich damit nie ernsthaft befasst. Da erkrankte er an Lungenentzündung. Gleichzeitig kurierte sein älterer Bruder die Folgen eines Autounfalles aus.

Michael JohnsonMit gleich zwei unternehmungsfreudigen aber kranken Bengels zu Hause hatten die Eltern alle Hände voll zu tun. Um die Jungs zu beschäftigen, kauften sie ihnen eine Gitarre. Rasch hatten sie sich das Nötigste selbst beigebracht, vor allem hatte der Musikvirus sie nun infiziert. Kaum ein Jahr später traten sie bereits gemeinsam in der Turnhalle auf. Johnson rückblickend: „Man hatte uns stets gesagt, man sollte Neues ausprobieren und sich nicht von Spießern davon abhalten lassen. Gerade in der Musik sei es richtig, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Daran habe ich mich gehalten.“

Johnson begann ein Musikstudium an der Universität in Colorado, brach das aber nach zwei Jahren ab als er einen Wettbewerb gewann und daraufhin einen Plattenvertrag von Epic Records bekam. Man produzierte den Song „Hills“, den Johnson selbst geschrieben hatte.

Ein „Bombenerfolg“ wie es der Sänger selbst ironisch beschreibt: „Grausam, etwas mehr als 20 Stück wurden davon verkauft. Ich bekam einen Scheck über 11 Cents an Tantiemen. Mit dem Gewinn verbunden war auch ein zweiwöchiger unbezahlter Gig in einem Club. Das brachte mir mehr ein, denn es folgten 20 weitere, vor allem bezahlte Wochen. Danach tingelte ich durch Clubs, Cafe’s und Colleges und es ging ganz langsam aufwärts.“

Michael Johnson befasste sich ernsthaft mit Musik, er wollte sich ständig verbessern – als Sänger, als Songschreiber, als Live Act und auch als Gitarrist. Das Jahr 1966 verbrachte er in Barcelona und studierte am Liceo Konservatorium klassische Gitarre. Zurück in der Heimat begann eine für ihn sehr wichtige Zusammenarbeit mit Randy Sparks (vor allem durch seine „New Christy Minstrels“ bekannt geworden, zu denen u.a. Kenny Rogers zeitweise gehörte) und danach mit dem Chad Mitchell Trio, dessen Teil auch ein gewisser John Denver war.

Als das Trio sich auflöste, ging Johnson einen völlig neuen Weg, er tourte mit der Music Show „Jacques Brel Is Alive And Well And Living In Paris“. 1971 steigt er in die Pop Music ein. Bei Atco erscheint sein Album „There Is A Breeze“, produziert von Peter Yarrow (bekannt von „Peter, Paul & Mary“). Im Laufe der nächsten Jahre erscheinen regelmäßig weitere Alben, ab 1978 bei EMI, die die erstaunliche musikalische Bandbreite des Künstlers herausstellen. Er bekommt beste Kritiken, findet auch zunehmend ein breiteres Publikum, doch der richtige Knaller ist nicht dabei. Dass er auf einem guten, weil richtigen Weg unterwegs ist, zeigt ihm 1978 „Bluer Than Blue“. Mit dieser Single verfehlt er nur knapp die Top Ten der Pop Charts. Zwei weitere Hits ähnlichen Kalibers folgen.

Nachdem er in eine Reihe von Stilrichtungen reingeschnuppert hatte, versuchte es Michael Johnson 1985 mit Country Music. RCA hatte ihn unter Vertrag genommen, mit dem erfolgreichen Produzenten Brent Maher zusammen getan und erst einmal ein Duett mit der damals populären Sängerin Sylvia aufgenommen. Ihr „I Love You By Heart“ schaffte es immerhin in die Country Top Ten. Johnsons erste Single als Solist bei RCA hieß „Gotta Learn To Love Without You“ und brachte ihn auf Platz 12. Dann bekam seine Karriere im wahrsten Sinne des Wortes Flügel, denn „Give Me Wings“ rauschte durch die Charts, um Anfang 1987 ganz oben zu stehen. Michael Johnson: „Ich war mir sofort darüber klar, dass dieser Song eine Granate darstellte. Rhonda Fleming und Don Schlitz hatten ein Meisterwerk geschrieben. Das Lied ist eines von der Sorte, wo man sich wünscht, man selbst hätte es geschrieben. Es vermittelt wunderschön das Gefühl, stark sein zu können aber gleichzeitig auch sehr einfühlsam zu sein. Diese beiden eigentlichen Gegensätze vereinigen sich zu einem positiven Miteinander. Ich verlor mich ganz in diesem Lied, ich konnte all meine Gefühle einfließen lassen.“

„Give Me Wings“ wurde von Billboard zum Country-Song des Jahres 1987 gekürt, das Album „Wings“ verkaufte sich blendend. Doch schon 1988 verabschiedete sich Johnson mit „Roller Coaster Run“ und nur noch Platz 52 aus den Charts. Einige Jahre blieb er mit ausbleibendem Erfolg noch in der Country Music, tourte u.a. mit Clint Black und Wynonna in deren Vorprogramm, ehe er 1995 mit seinem für Vanguard produzierten Album „Departure“ das vollzog, was der Titel andeutet. Er wandte sich im Grunde genommen von der Industrie ab, die ihn ständig auf eine bestimmte Richtung festlegen wollte. Seither hat Michael Johnson sich musikalisch nur noch vom eigenen Gefühl und Geschmack leiten lassen. Er schrieb weiter Songs (u.a. „Cain’s Blood“, von 4 Runner zum Hit gemacht), Bücher, Beiträge für Zeitungen. Neue Alben hat es lange nicht gegeben. Das letzte mir bekannte, stammt aus 2005, heißt „Always“ und brachte Michael Johnson mit Roberto Bianco (nicht etwa zu verwechseln mit Roberto Blanco) zusammen.

Auch aufgrund seiner instabilen Gesundheit musste Michael Johnson zwangsläufig kürzer treten. 2007 wurde eine Operation erforderlich, bei dem ihm vier Bypässe gelegt worden sind. In den letzten Jahren war von Michael Johnson so gut wie nichts mehr zu erfahren. Schade, ein Mann, der ein Kunstwerk wie „Give Me Wings“ singen konnte, würde der Country Music auch heute noch gut zu Gesicht stehen.

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