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City of New Orleans: Steve Goodman

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Eisenbahnlieder haben eine lange Tradition in der Country Music. Selten werden heute noch so schöne, plastische und dauerhafte neue Songs zu diesem Thema geschrieben wie dieses von Steve Goodman im Jahre 1970. In Dorothy Horstman’s Buch „Sing Your Heart Out Country Boy“ (Country Music Foundation Press) erinnert sich Goodman an die Entstehung des Liedes:

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„Im Februar 1970 habe ich geheiratet, kurz danach fuhren meine Frau und ich mit dem City of New Orleans der Illinois Central Line nach Mattoon, Illinois, um dort ihre Oma zu besuchen. Als Student war ich mit diesem Zug bis hinunter nach New Orleans gereist. Während Nancy nun schlief, schaute ich aus dem Fenster und schrieb alles auf, was ich an diesem kalten Aprilmorgen sah.“

Das Ergebnis war kein Lied sondern eine journalistische Arbeit. „Als ich es später einem Freund zeigte, berichtete der mir, man wolle den City of New Orleans aus dem Verkehr ziehen, falls der Passagier-Zuspruch nicht zunehme. Er riet mir dann, nachdem ich festgehalten hatte, was ich draußen sah, sei der nächste Schritt, das aufzuschreiben, was ich im Zug gesehen hatte. So schrieb ich dann die spätere 2. Strophe des Liedes. Die 3. Strophe über Memphis, das war reine Erinnerung an den Studententrip seinerzeit. Ich dachte, es sei blöd, einen Lied über einen Zug zu schreiben, der 900 Meilen fährt, das Lied aber in Mattoon bereits enden zu lassen“, ergänzt Goodman.

Der „City of New Orleans“ hat eine wechselvolle Geschichte und spielte im Transportsystem der USA eine wichtige Rolle. Wie es der Song schon verrät, verkehrte der zur Illinois Central Railroad gehörende Zug zwischen Chicago und New Orleans bzw. umgekehrt und zwar seit 1947. Es war das volkstümliche Gegenstück zum viel luxuriöseren, exklusiveren und teureren „Panama Limited“, der nachts verkehrte, während der „City Of New Orleans“ tagsüber unterwegs war. Der Vorgänger des „City Of New Orleans“ hieß schlicht „Creole“ und gehörte der Generation der legendären Dampfloks an. Die Fahrzeit des „City of New Orleans“ betrug dank der Dieselloks für die rund 1500 Kilometer etwa 16 Stunden und war damit 8 Stunden kürzer als die des „Creole“. Den Nachtzug konnten sich nur betuchtere Leute leisten, meist nutzten ihn Geschäftsleute.

Der „City Of New Orleans“ verbesserte den technischen Standard nach und nach, was das „Aus“ nicht verhindern konnte. Wie Steve Goodman es andeutete, stand es um die Zukunft des Zuges bereits schlecht als er den Song schrieb. 1971 wurde die Personen-Fernverkehrsgesellschaft „Amtrak“ gegründet (gibt es heute auch noch), die wenig später alle Züge zwischen Chicago und New Orleans aus dem Verkehr zog, mit Ausnahme des „Panama Limited“. Wieder zum Leben erweckte Amtrak den „City of New Orleans“ 1981 als man den „Panama Limited“ einfach entsprechend umbenannte.

Im Jahre 1995 erhielt die Streckenführung eine Änderung zwischen Memphis und Jackson, seither verläuft dieser Abschnitt etwas westlicher von der alten Route über Yazoo City und hat eine Haltestelle weniger. Die Strecke führt durch die Bundesstaaten Illinois, Kentucky, Tennessee, Mississippi und Louisiana und 19 Haltepunkte. Sie befindet sich heute im Besitz der Canadian National Railway.

Im Zusammenhang mit dem Hurrikan „Katrina“ kam auch der „City of New Orleans“ kurzzeitig ins Gespräch, denn die Strecke war südlich von Memphis für einige Wochen unterbrochen.

Ich denke „City Of New Orleans“ erfreut sich sowohl bei Sängern wie beim Publikum solch zeitloser Beliebtheit, weil Goodman genau beobachtete und plastisch darstellt. Der Inhalt ist real, greifbar und nachvollziehbar.

Künstler völlig unterschiedlicher Couleur haben diesen Song aufgenommen. Einige Tipps und die Album-Fundstellen dazu:

Willie Nelson – City Of New Orleans (Columbia)
Judy Collins – Judith (Elektra)
John Denver – Aerie (RCA)
Steve Goodman – City Of New Orleans (Buddah)
Seldom Scene – Live at the Cellar Door (Rebel) sowie „Act One“ (Rebel)
Sammi Smith – Rainbow In Daddy’s Eyes (Mega) sowie „Help Me Make It Through The Night
Hank Snow – Sings Ole Opry Favorites (RCA)
Mac Wiseman – Concert Favorites (RCA)
Chet Atkins – Superpickers (RCA)

Sowie auf einem halben Dutzend Johnny Cash-Alben.

Nicht zu vergessen schließlich Rudi Carrell, der daraus 1975 seinen Hit „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ machte. Den Text dazu dachte sich Thomas Woitkewitsch aus. Darüber wird gern vergessen, dass bereits 1972 Jonny Hill eine am Original orientierte Version gesungen hatte, die den Titel trägt „Ein Zug genannt City of New Orleans“. Weitere deutschsprachige Aufnahmen gibt es auch von Indira Weis, Dieter Thomas Kuhn und Creme 21.

Die aktuellste mir bekannte deutsche Version kommt von Larry Schuba. Unter Beibehaltung des Originaltitels „City of New Orleans“ schrieb er eine nahezu wortgetreue Übersetzung ins Deutsche und beweist damit einmal mehr, welch großartiger Songschreiber er ist. Eine solche Geschichte so Einzudeutschen, dass der Inhalt voll erhalten bleibt und der Text dann auch noch flüssig zu singen ist, das darf man als ein Meisterstück bezeichnen. Chapeau! Zu finden ist die Aufnahme auf Larry Schuba’s Album „Seelenwanderung“.

Den zeitlosen und internationalen Gehalt des Songs unterstreicht, dass sich auch Versionen in anderen Sprachen finden, etwa in Holländisch mit Gerard Cox und sogar in Französisch mit dem Star Joe Dassin. Der Autor des Songs, Steve Goodman, hat leider nicht sehr viel davon gehabt. Er stammte aus Chicago, wo er am 25. Juli 1948 geboren wurde. Von Kindesbeinen an befasste er sich mit Folk Music und begann schon in jungen Jahren damit, Lieder zu schreiben. Das College brach er zugunsten der Musik ab und ging nach New York City, wo er sich vorwiegend in Greenwich Village aufhielt und auftrat. Wenige Wochen später war er zurück in Chicago und setzte dort seine Karriere fort. Behindert wurde er dabei nachhaltig durch Leukämie, an der er erkrankt war. Seit er davon Kenntnis hatte, betrachtete er sein Leben als „geborgte Zeit“, die er so gut wie möglich nutzen musste. Beim genauen Hinhören wird man diese Lebenseinstellung immer wieder in seinen Songs erkennen.

1970 heiratete er Nancy Pruter, er lernte mit John Prine einen Gleichgesinnten kennen, deren Freundschaft bis zum Tode hielt. Kris Kristofferson, den er in Chicago kennengelernt hatte, machte Goodman mit Paul Anka bekannt, der ihm schließlich zu einem Vertrag bei Buddha Records verhalf. Leider wurden Goodman’s eigene Aufnahmen keine Verkaufserfolge. Viele seiner Lieder befassten sich inhaltlich mit Chicago und waren humorvoll, witzig, mitunter auch mal bissig. Vor allem in der Country Music blieb er ein gefragter Songschreiber. Sein „City of New Orleans“ ist der mit Abstand bekannteste Song. Aber auch „You Never Even Called Me By My Name“ ist in guter Erinnerung. David Allen Coe hatte damit einen Hit.

Den Kampf gegen die heimtückische Leukämie-Erkrankung verlor Steve Goodman. Er starb am 20. September 1984 in Seattle, Washington.

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