Meldungen

Patsy Cline

Die umfangreiche Biografie der legendären Sängerin.

ANZEIGE
Hier klicken und Radio hören

Patsy Cline Patsy Cline. Bildrechte: MCA Nashville (Universal Music)

Jüngere Musikliebhaber werden ihren Namen vielleicht schon einmal gehört haben, ansonsten aber nicht viel über sie wissen. Patsy Cline ist seit nunmehr über 48 Jahren bei einem der tragischsten Ereignisse in der Countrymusik ums Leben gekommen und dennoch wird ihr Name immer wieder genannt. Die nur 30 Jahre alt gewordene Sängerin war vielleicht mehr als alle anderen ein Trendsetter, eine Stilistin, die ihrer Zeit weit voraus gewesen ist.

ANZEIGE
Bluegrass Festival Ehingen - weitere Informationen abrufen

Patsy Cline wurde zu einer Legende, von der viele ihrer späteren Kolleginnen sagen, sie seien von ihr maßgeblich beeinflusst worden. Als sie am 6. März 1963 ihr Leben verlor, dürfte kaum jemand gewusst haben, welche Wirkung ihr musikalisches Schaffen bis hinein in unsere Tage haben würde. Patsy Cline war eine Frau aus dem Leben, voller Saft und Kraft, sie pflegte eine derbe aber herzliche Ausdrucks- und Umgangsweise. Ihr war eine unnachahmliche Art des Gesangs vergönnt, sie war eine Vollblutsängerin.

Zu Lebzeiten gelang ihr nie ein Millionseller. Selbst ihre beiden Nummer-Eins-Hits „I Fall To Pieces“ (1961) und „She’s Got You“ (1962) schafften das nicht – Countryscheiben verkauften sich damals nicht annähernd so wie Popsingles. Ihre beste Scheibe in den Pop Charts wurde 1961 Crazy, die Platz 9 erreichte, im Countrybereich Platz 2. Meist stand sie sogar im Schatten anderer Country-Sängerinnen, ihre Bedeutung wurde erst allmählich und Jahre nach ihrem Tod offenkundig. Zu Lebzeiten haben die Traditionalisten sie sogar als Popsängerin beschimpft, die in der Countrymusik nichts zu suchen hatte. In der gebotenen Kürze soll sie hier in Erinnerung gerufen werden, denn über sie ließe sich auch ein Roman schreiben.

Die Künstlerin, der so großer Einfluss auf die nachkommenden Generationen zugeschrieben wird, stammte aus dem Shenandoah Valley in Virginia, wo sie in Gore als Virginia Patterson Hensley am 8. September 1932 das Licht der Welt erblickte. Was sie als Kind schon von Gleichaltrigen unterschied war, dass sie nicht nur davon träumte, zu singen und zu tanzen. Schon mit vier Jahren gewann sie einen Kinderwettbewerb im Tanz. Von da an gab es nur eine Richtung für sie, das Entertainment. Dabei, so hat sie einmal erzählt, sei sie als Kind mit einer Halsinfektion in ein Sauerstoffzelt gekommen und habe so gerade überlebt.

Etliche Umzüge innerhalb Virginias bis die Familie in Winchester heimisch wurde, Gesang in der Kirche, Gesang aus dem Radio, dann Live-Gesang im Radio, alles Bestandteile ihrer Jugend. Schon sehr früh fiel auf, dass sie mit unglaublicher Präzision singen konnte, ihre Stimme wie ein Instrument beherrschte. Ein wenig aus der Bahn geriet ihre Karriere mit 15 als der Vater sich aus dem Staub machte und sie als ältestes von drei Kindern zum Unterhalt beitragen musste. Patsy Cline beendete die Schule, nahm einen Job im Drugstore an und sang abends in einem Supper Club.

Ihr Vorteil sollte eine gehörige Portion Selbstvertrauen, ja Unverfrorenheit sein. Das Gastspiel von Sänger Wally Fowler in Winchester nutzte sie, um ihm dort ein Vorsingen abzutrotzen. Fowler ließ sie daraufhin nicht nur abends in seiner Show auftreten sondern lud sie gleich in die Opry in Nashville ein, deren Mitglied er war. Dieser Versuch wurde ein Schuss in den Ofen, denn Oprymanager Jim Denny reagierte nicht sofort und die Hensleys konnten es sich finanziell nicht leisten, länger zu warten. Zurück in Winchester schloss sie sich einer Band an, sie änderte ihren Vornamen von Virginia in Patsy und trat in Westernoutfits, die ihre Mutter anfertigte, in lokalen Clubs auf. Sie ließ nicht locker, an ihrer Karriere zu arbeiten. Erneut nach Nashville, Auftritt im Midnite Jamboree von Ernest Tubb, Demo-Aufnahmen in Virginia, Talentwettbewerbe, Radioauftritte – die ganze Palette wurde absolviert. Am 30. September 1954 unterschrieb sie einen Vertrag bei 4 Star Music in Kalifornien.

Im Jahr zuvor hatte sie den deutlich älteren Gerald Cline geheiratet, der sich aber mit ihren Ambitionen nicht abfinden konnte, die Ehe ging 1957 in die Brüche. Im Jahr zuvor hatte sie in Nashville ihre ersten Plattenaufnahmen gemacht, produziert von Owen Bradley, der ihre Karriere in Schwung bringen würde. Keine der Aufnahmen für 4 Star war erfolgreich. Bradley wollte sie mehr in Richtung Pop produzieren, ihre Stimme passe besser dorthin als in traditionelle Countrymusik oder zu Honky Tonk Songs.

1957 war das richtige Rezept gefunden als sie „Walkin‘ After Midnight“ aufnahm, bei dieser Aufnahme wurde erstmals deutlich, welch enormes Potenzial Patsy Cline mit ihrer Stimme und der Art, wie sie damit umging, hatte. Die Single verhalf ihr zum Debüt in den Charts und kletterte bis auf Platz 2. Da der Song in den Pop Charts auch auf Nr. 12 kam, kann man hier von einem der ersten Crossover-Hits sprechen.

1957 heiratete sie Charlie Dick, im Juli 1958 wurde Tochter Julie geboren, dann zog die ganze Familie um nach Nashville. Den entscheidenden Schub nach vorne brachte das Jahr 1961. Inzwischen war sie bei Decca Records unter Vertrag, Owen Bradley weiterhin ihr Produzent, der ihr einen Soundteppich erzeugte, der für Countrymusik damals ungewohnt war und eindeutig in Richtung Pop tendierte. Zwar zeigte sich Cline davon nicht gerade begeistert aber sie machte mit. Und gegen Erfolg gibt es kein Argument. 1961 verbuchte Patsy Cline ihren größten Hit mit der von Hank Cochran und Harlan Howard geschriebenen Ballade „I Fall To Pieces“. Nun war sie endgültig angekommen im Konzert der Großen. Dazu gehörte auch die Mitgliedschaft in der Grand Ole Opry im Jahre 1960.

Gerade in der Stunde ihres Erfolges zeigte Patsy Cline auch nicht alltägliche menschliche Größe. Mir klingen die Loblieder noch in den Ohren, die ich von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen der Sängerin gehört habe über Clines Hilfsbereitschaft. Sie setzte sich für andere ein, sie verstand es, sich durchzusetzen. Bald hatten alle kapiert, dass es besser war, sich nicht mit ihr anzulegen. Trotz ihrer noch jungen Jahre war Patsy Cline so etwas wie die Mutter der Kompanie, um es einmal salopp auszudrücken.

Die resolute und lebensfrohe Künstlerin blieb von Rückschlägen auch nicht verschont. Gerade war sie 1961 zum 2. mal Mutter geworden, da erlitt sie in Nashville einen Autounfall, bei dem sie durch die Scheibe flog und schwer verletzt ins Krankenhaus kam. Gut vier Wochen stationäre Behandlung war die Folge.

Musikalisch ging es blendend weiter. Mit „Crazy“ schaffte sie Platz 2 – den Song hatte sie zunächst gar nicht gemocht, weil er zu schwierig zu singen sei. Zudem hatte sie die Unfallfolgen noch nicht auskuriert als sie im Studio war. Dort sollen Augenzeugen nach die Fetzen geflogen sein zwischen ihr und Owen Bradley. Das Kämpfen lohnte sich, denn „Crazy“ wurde zu dem Klassiker von Patsy Cline. „She’s Got You“ bedeutete 1962 ihre 2. Single, die Platz 1 erreichte.

Jetzt war Patsy Cline in aller Munde und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Gemeinsam mit Opry-Stars trat sie als erste Country-Sängerin in der Carnegie Hall auf, sie gastierte in der Hollywood Bowl mit Johnny Cash und brachte als erste Countrysängerin ihre eigene Show nach Las Vegas. Mit 1000 Dollar pro Auftritt war sie die bestbezahlte Countrykünstlerin ihrer Zeit, für damalige Verhältnisse eine wahrhaft stolze Gage.

Im Februar 1963 nahm Patsy Cline ihr viertes und letztes Album auf, das den Titel „Faded Love“ bekam. Owen Bradley verzichtete auf jegliche Countryinstrumente und produzierte so ihr modernstes Album. Einer der Songs auf dem Album war Don Gibson’s „Sweet Dreams“, das als erste Single nach ihrem Tod veröffentlicht wurde.

Der 5. März 1963 gilt als der „schwärzeste Tag der Countrymusik“. In Camden, rund 150 Kilometer entfernt von Nashville, stürzte am späten Nachmittag bei sehr schlechtem Wetter ein Privatflugzeug ab. An Bord: Patsy Cline, Cowboy Copas, Hawkshaw Hawkins und ihr Manager Randy Hughes als Pilot. Keiner von ihnen überlebte den Absturz.

Obwohl ihr nur relativ wenig Zeit als Künstlerin vergönnt war, ist der Einfluss dieser Patsy Cline enorm, größer als der jeder anderen Sängerin. Immer wieder tauchten Scheiben von ihr in den Country Charts auf, zuletzt noch 1999. Mit moderner Technik hatte man „Duette“ im Nachhinein produziert. Gleich ein ganzes Album mit dem 1965 verstorbenen Jim Reeves.

Die Bedeutung der Patsy Cline sollen nachstehende Fakten noch einmal unterstreichen: 1973 wurde sie in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. 1985 wurde mit „Sweet Dreams: The Life And Times of Patsy Cline“ ihre Lebensgeschichte fürs Fernsehen verfilmt mit Jessica Lange in der Hauptrolle. 1991 gab es das Bühnenstück „A Closer Walk With Patsy Cline“ über Leben und Musik der Künstlerin. Es wurde in den USA und Kanada aufgeführt. In Branson lief es unter dem Titel „Patsy“. 1992 erschien in den USA eine Briefmarke zu ihren Ehren. 1993 kam „Always … Patsy Cline“ als Musical auf die Bühnen. Allein in Nashville lief es über ein Jahr lang im Ryman Auditorium mit Mandy Barnett in der Rolle der Patsy Cline. 1997 wurde „Crazy“ zum Jukebox Hit Nummer 1 aller Zeiten gekürt. 1999 erhielt sie einen Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“. 2002 benannte der Sender CMT Patsy Cline als Nr. 1 der 40 größten Frauen in der Countrymusik vor Tammy Wynette und Loretta Lynn. Das Album „Patsy Cline’s Greatest Hits“ wurde im Laufe der Jahre mehr als 10 Millionen mal verkauft.

ANZEIGE
Anzeige - Rob Georg: Weitere Informationen hier klicken

Einige unserer Artikel enthalten s.g. Affiliate-Links. Affiliate-Links sind mit einem * (oder mit einem sichtbaren Bestellbutton) gekennzeichnet. Partnerprogramme Amazon, JPC, Bear Family Records und Awin (Eventim), Belboon (MyTicket): Country.de ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon Europe S.à.r.l. und Partner des Werbeprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann. Ausserdem ist Country.de Teilnehmer der Partnerprogramme von JPC und Bear Family Records sowie Affiliate-Marketing-Anbieter Awin (Eventim) sowie Belboon (MyTicket).