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Country Music und die Symbole des Südens

Was hat die Diskussion rund um die Flagge mit der Country Music zu tun?

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Seit dem 10. Juli ist wieder Ruhe eingekehrt. Mit der Entfernung der Konföderiertenflagge vor dem Kapitol von South Carolinas Hauptstadt Columbia hat sich Amerika mit viel Getöse von einem weiteren Stück seiner wenig ruhmreichen Vergangenheit verabschiedet. Dass dieses verhasste und von Extremisten missbrauchte Symbol für Sklaverei und Unterdrückung vielen friedfertigen Südstaatenbewohnern als kulturelles Identifikationsmerkmal gedient hat, war bei der Entscheidung im Sinne der nationalen Einheit wenig ausschlaggebend.

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Wir berichteten bereits darüber, dass auch die Stars der aktuellen Countryszene von Luke Bryan über Blake Shelton bis Will Hoge in dieser Frage mehrheitlich gegen die Flagge Position bezogen haben. Selbst die Hardcore-Südstaatenlegende Charlie Daniels zeigte sich entspannt und konnte in der Flagge keine entzweiende, konfrontationsstiftende Symbolik erkennen.

Doch was hat die Diskussion rund um die Flagge mit der Country Music zu tun? Auch der Country steckt als Musik des ländlichen Südens voller Symbole. Die Konföderiertenflagge hat als Songthema dabei nie wirklich eine Rolle gespielt. Alan Jackson bezieht sich in seinem Hit „Small Town Southern Man“ auf die ehrwürdigen Werte von Familie, Arbeit, Glauben und Einheit der Nation ohne Symbole der nationalen Trennung nur ansatzweise zu erwähnen. Tim McGraw erhebt seine Südstaatenstimme in „Southern Voice“ mit der Erwähnung regionaler Helden aus den Bereichen Musik (Hank Williams, Chuck Berry, Aretha Franklin), Gesellschaft (Dr. King, Rosa Parks, Billy Graham) und Sport (Hank Aaron, Michael Jordan, Bear Bryant). Auch hier kommt der Stolz des Südstaatlers ohne das Flaggensymbol aus. Spätestens mit der Textzeile „Jesus Is My Friend, America Is My Home“ hatte der Superstar aus Louisiana auch den letzten Separationskritiker hinter sich gebracht. Und wird die Flagge als patriotisches Statement dann doch mal gebraucht, sind sich die Stars der Szene angefangen bei Johnny Cash (Ragged Old Flag), Toby Keith (Courtesy Of The Red White And Blue), Aaron Tippin (Where The Stars And Stripes And Eagles Fly) und Brooks & Dunn (Only In America) über die nationale Einheit der Farben Red, White & Blue stets einig gewesen.

Betrachtet man die aktuelle Countryszene mit ihren stilistischen Seitensprüngen in Richtung Pop, Hip-Hop und R&B, so werden die symbolträchtigen Textbotschaften immer wichtiger. Sam Hunt, einer der Modernisierer der Country Music in Richtung R&B bringt es für sich auf den Punkt. „Meiner Meinung nach hat sich der Countrysound stets weiterentwickelt. Nur das Storyelement ist geblieben. Country-Songs sind nach wie vor wahrhaftige Songs, die von Countryleuten geschrieben sind.“

Und wer sind diese Countryleute? Es sind Frauen und Männer des Südens, die wahre Geschichten aus ihrer Region zu erzählen wissen. Die großen prägenden Countrylegenden von Hank Williams über Johnny Cash, Patsy Cline, Merle Haggard, Waylon Jennings, Willie Nelson bis hin zu Garth Brooks und George Strait waren Leute des Südens, die mit ihren authentischen Stories Generationen geprägt haben. Und diese Verwurzelung hat sich – Stil hin oder her, bis heute nicht geändert.

Von den Top-40-Solointerpreten der aktuellen Countrycharts haben mit Frankie Ballard aus Michigan und Brett Eldredge aus Illinois nur ganze zwei ihren Geburtsort nördlich der Mason-Dixon-Linie. Dabei erlebt das Bekenntnis zum Süden gerade in diesem Jahr einen regelrechten Boom. Der aus Charleston stammende Darius Rucker nannte sein kürzlich erschienenes Album „Southern Style“, das Debüt von Ex-Sugarland-Sänger Kristian Bush erschien unter dem Titel „Southern Gravity“, die Countryrockformation A Thousand Horses brachte ihren Erstling als „Southernality“ auf den Markt. In Kürze starten die Countryrecken von Alabama mit „Southern Drawl“ ihr Albumcomeback.

All die Symbole, von der „Small Town“ über die „Front Porch“ bis hin zu den hinlänglich besungenen „Dirt Roads“ und „Pick-Up-Trucks“ haben ihre Daseinsberechtigung und machen die Countrymusik als Musik des Südens charakteristisch. Nur die Südstaatenflagge braucht irgendwie niemand und vermissen wird man sie aufgrund der Fülle an identitätsstiftenden Bildern ohnehin nicht.

Jawohl, Identifikation und Liebe zur Region geht auch ohne Flagge. Die Countrymusik macht es vor und hat ihren Vorbildcharakter für die Gesellschaft mal wieder unter Beweis gestellt.

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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