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Steve Earle: Von Country-Folk-Balladen bis Bluesrock-Gewitter

Ein glänzend aufgelegter Steve Earle begeistert in Stuttgart mit Vielseitigkeit

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Steve Earle & Thomas Waldherr Steve Earle und Thomas Waldherr. Bildrechte: Thomas Waldherr

Warum Steve Earle als Pionier und Meister des Alternative Country und des Americana gilt, hat er am Samstag (7.11.) in Stuttgart wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

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Mehr als zwei Stunden lang begeisterte er sein Publikum im Kulturzentrum Wagenhallen mit großer Spielfreude und einer musikalischen Bandbreite, die von Folk mit irischen Einflüssen über Country und Country-Rock bis hin zu Akustik-Blues und wahren Bluesrock-Gewittern reichte. Gegen Ende des Sets lotste er mit „Hey Joe“ sogar vorsichtig die Grenzen zum Psychelic-Rock aus.

Sein Konzert steht ohnehin ganz unter dem Zeichen seines neuen Albums „Terraplane“. Und so ertönt ganz folgerichtig aus dem Off Robert Johnsons Blues-Klassiker „Terraplane Blues“ und läutet den Set ein, ehe Earle und seine Mitstreiter Kelley Looney (Bass), Will Rigby (Drums). Chris Masterson (Guitars) und Eleanor Whitmore (Fiddle, Keyboard, Vocals) die Bühne entern. Chris Masterson und Eleanor Whitmore hatten als Duo „The Mastersons“ bereits das Vorprogramm bestritten und für beste Stimmung im Publikum gesorgt.

Die ersten drei Stücke „Baby, Baby, Baby (Baby)“, „You’re The Best Lover That I Ever Had“ und „Baby’s Just As Mean As Me“ sind dann auch allesamt von seiner neuen Platte und Steve gibt den Bluesharmonika-Spieler. Traumwandlerisch sicher bewegt er sich durchs Genre, ja dieser Mann hatte schon immer den Blues, auch wenn dies seine erste Blues-Scheibe ist. Sagt er und spielt zum Beweis „My Old Friend The Blues“, das er bereits in den 1980ern geschrieben hat.

Steve Earle ist an diesem Abend sehr gut gelaunt, wirkt fit und auch wenn er ein-, zweimal kurzzeitig erschöpft wirkt, ficht ihn das nicht wirklich an. Die eigene, an diesem Abend überwältigende Spielfreude, und sein Arbeitsethos lassen ihn immer wieder neue Energie schöpfen. Nach dem ersten Bluesteil lässt er dann seine beiden alten, großen Hits „Guitar Town“ und Copperhead Road“ ertönen und die ganze Band kann sich beweisen. Während Bassist Kelley Looney gewohnt solide seine Arbeit macht, darf Masterson immer wieder mit Soli glänzen und Eleanor Whitmore ist mit Ihrem Geigenspiel und ihrem klaren, hellen Gesang ohnehin großartig. Einer der frühen Höhepunkte des Konzerts ist denn auch „Baby ’s Just As Mean As Me“, bei dem Eleanor die Co-Vocals singt und mit ihrer Geige die Melodie entscheidend mitbestimmt.

Nach den beiden Hits gibt es dann eine kleine Retrospektive mit neuerem und älterem Material. Großartig sind das mit irischen Wurzeln versehene „Galway Girl“, „Sparkle And Shine“ von seinem Album „Washington Square Serenade“ sowie „South Nashville Blues“ vom 1996er-Album „I Fell Alright“.

Danach biegt er in die Zielgrade ein und streut nun wieder verstärkt Songs seines neuen Albums ein. „Tennessee Kid“ variiert die legendäre Geschichte von Robert Johnson, der an den „Crossroads“ dem Teufel seine Seele verkaufte, um besser Gitarre spielen zu können. Dann folgt mit „King Of The Blues“ die Reminiszenz an den großen B.B. King, ehe er mit besagtem „Hey Joe“ das Konzert schließt. Doch das begeisterte Publikum lässt ihn nur nach zwei Zugabenblöcken von der Bühne, in denen Earle nochmals kräftig die Schlagzahl erhöht. Jetzt scheinen endgültig alle Dämme zu brechen.

Den ganzen Abend konnte man an Earles Gitarrengurt den Button für den linken demokratischen Präsidentschaftsbewerber und Hillary Clinton-Kontrahenten Bernie Sanders sehen. Nun benennt er das auch. „Nächstes Jahr sind Wahlen in den USA. Und diesen Song widme ich Bernie“, spricht er und stürzt sich in eine verwegene Version von „The Revolution Starts Now“ aus dem Jahre 2004, das zu einer der Hymnen der Occupy Wall Street-Bewegung der Jahre 2011/2012 wurde. Und Steve bleibt politisch, denn dann gibt es mit „Mississippi, It’s Time“ auch noch den neuen Song, der den Staat Mississippi auffordert, die Fahne der Konföderierten aus der Landesflagge zu entfernen. Ein richtiger Ohrwurm ist ihm da gelungen. Voller Genugtuung erzählt er in der Einleitung, dass die Fahne des Staates Mississippi nach dem Willen der Studentenschaft nun nicht mehr über der University of Mississippi in Oxford weht.

Am Ende aber lässt er es dann nochmal richtig krachen, sendet schwere Bluesrock-Gewitter von der Bühne in die Halle. Denn mit dem Klassiker „Wild Thing“ von den „Troggs“ rockt er das Publikum endgültig in Grund und Boden. Dann ist Schluss und alle sind zufrieden. Ein wahres Americana-Fest liegt hinter uns. Und hätte es noch eines Beweises bedurft, dass dieser Steve Earle im Jahre 2015 aufgeräumter denn je ist: Noch lange nach dem Konzert übt er aufgeräumt Smalltalk, gibt Autogramm und steht für Schnappschüsse bereit. Und auch für den Country.de-Redakteur nimmt er sich noch Zeit für ein paar freundliche Worte.

Der mittlerweile 60-jährige Steve Earle ist und bleibt auch einer der größten amerikanischen Singer-Songwriter überhaupt. Keiner versteht es wie er, diese traditionelle Musik weiter zu entwickeln und mit fortschrittlichen gesellschaftlichen Inhalten zu kombinieren. Hut ab vor Mr. Steve Earle!

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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