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Jon Pardi: California Sunrise

Mit "California Sunrise" positioniert sich John Pardi ganz klar musikalisch in Texas. Wohltuende Kurskorrektur in Sachen Country Music.

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Jon Pardi - California Sunrise Jon Pardi, California Sunrise - Bildrechte: Capitol Records

So manche Nashville-Produktion hat den wahren Countryfreund in diesem Jahr etwas enttäuscht zurückgelassen. Nach dem Abflauen der Bro-Country-Ära beschäftigen sich die großen Labels mit zum Teil experimentellen Mischungen aus Pop und R&B, um dem New-Country einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Jon Pardi, bei Universal-Tochter Capitol Records unter Vertrag, könnte als Vertreter der traditionellen Schiene in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen.

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„Ich helfe dem Country, ein bisschen mehr nach Country zu klingen“, sagt der 31-jährige Kalifornier selbstbewusst , der im Jahr 2014 mit dem Album „Write You A Song“ ein respektables Debüt abgeliefert hat. Die Fun-Single „Up All Night“ wurde mit Gold ausgezeichnet und brachte den Mann mit der eigenwilligen Stimmfarbe näher an das Zentrum der New-Country-Szene heran. Seitdem arbeitet Jon Pardi gemeinsam mit seinem Produzenten Bart Butler an dem großen Durchbruch, der ihm mit der aktuellen Leadsingle „Head Over Boots“ zu gelingen scheint. Der launige, von akustischen Elementen getragene Ohrwurm kann als Vorbote des neuen Albums punkten und steht kurz vor dem Einstieg in die Top 10 der Country-Radio-Charts.

Was bringt nun das neu erschienene Zweitlingswerk mit dem countryuntypischen Titel California Sunrise? Ist Jon Pardi tatsächlich der Traditionsbewahrer, für den er sich selbst hält, um der Szene die erwünschte Kurskorrektur zu verpassen? Zunächst mal ist festzuhalten, dass es sich bei „California Sunrise“ tatsächlich um ein Country-Album handelt. Es ist frei von synthetischen Soundelementen wie Drum-Loops oder autogetunten Stimmentfremdungen, die wir zuletzt sogar bei etablierten Stars der Szene ausmachen konnten. Stattdessen hören wir akustische Stringelemente mit reichlich Steelbeigabe, die Jon Pardi in die Klasse der Neotraditionalisten einsortiert. Selbst die in Music City verpönte Fiddle hat einen dominanten Part und gibt dem vorliegenden 12-Teiler einen Texas-ähnlichen Honkytonktouch. Die Stimme Pardis ist geprägt durch komödiantische Lässigkeit, die ihn als Gegenentwurf zu Szeneromantikern wie Chris Young oder Brett Eldredge einordnet.

So deutet bereits der Beginn auf dem funkigen „Out Of Style“ mit einem Augenzwinkern an, dass der schlaksige Westküstler in der Hauptstadt des Country etwas untypisch rüberkommen könnte. Die Steel hält sich hier noch bescheiden im Hintergrund und macht schon mal Appetit auf die folgenden Tracks. „Cowboy Hat“ ist so ein Titel, der den Spagat zwischen den Stilen bestens hinbekommt und für Jon Pardi zu einem Breakthrough-Song werden könnte. Vom traditionellen Arrangement bis zur launigen Hook bietet der Mann aus der Kleinstadt Dixon mit den Worten „You look so good in nothing but my cowboy hat“ einen echten Hitkandidaten an. Auch „Night Shift“ hat einen radiotauglichen Grip, während das folgende „Can’t Turn You Down“ stilistisch dem romantic charme eines Luke Bryan zuzuordnen wäre.

Im weiteren Verlauf ist Pardi immer wieder bemüht, die countrytypischen Stilmittel mit eingängigen Melodien zu verbinden. Dies geschieht mal auf poppig-sanftere Weise („Dirt On My Boots“, „Heartache On The Dancefloor“) und mal mit einem eher rowdyhaften Rockunterton („Paycheck“). Insgesamt bleibt trotz stilechter Bemühungen ein wenig der Eindruck, dass die konfektionierten Herz-Schmerz-Melodien mit dem Guy-Next-Door-Image Pardis nicht immer zu Hundertprozent zusammenfinden.

Zwei Titel verdienen jedoch besondere Erwähnung. „She Ain’t In It“ zählt zu den stylishsten Old-School-Balladen, die die Nashviller New-Countryszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Dieser steeldurchtränkte Crooner erinnert an die Marina-Del-Rey-Zeiten des großen George Strait und ist zuletzt stilistisch von einem Easton Corbin auf dessen Debütalbum in Ansätzen zu hören gewesen. Ein Ohrenschmaus für Freunde der Tradition! Der von einem dynamischen Upbeat angetriebene Titelsong bildet den Abschluss und vermittelt mit frischem West-Coast-Ambiente, dass Jon Pardi bereit ist, gegen den Trend der Moderne seinen eigenen Weg zu gehen.

Fazit: „California Sunrise“ startet den Versuch, die in Nashville gängige Hitformel mit Texas-typischer Instrumentierung und den Wurzeln eines waschechten West-Coast-Guys zu verbinden. Dies gelingt fast durchweg überzeugend. Während einstige Neotraditionalisten wie Chris Young, Joe Nichols oder Easton Corbin dem Pop immer näher rücken, darf man das zweite Studioalbum des Kaliforniers Jon Pardi als wohltuende Kurskorrektur in Sachen Country betrachten.

Jon Pardi – California Sunrise: Das Album

Jon Pardi - California Sunrise

Titel: California Sunrise
Künstler: Jon Pardi
Veröffentlichungstermin: 24. Juni 2016
Label: Capitol Records
Vertrieb: Universal Music
Laufzeit: 42:43 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 12
Genre: New Country, Neo Traditional
Bewertung: 3,5 von 5 möglichen Punkten!

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Trackliste:

01. Out Of Style
02. Cowboy Hat
03. Head Over Boots
04. Night Shift
05. Can’t Turn You Down
06. Dirt On My Boots
07. She Ain’t In It
08. All Time High
09. Heartache On The Dance Floor
10. Paycheck
11. Lucky Tonight
12. California Sunrise

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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