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Rosanne Cash live in Gmunden

Am 19. August gab Rosanne Cash ein Konzert in Gmunden, Österreich. Wir trafen die Sängerin zum Interview und berichten über das Konzert.

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Rosanne Cash - Live in Gmunden Rosanne Cash live auf der Bühne in Gmunden - Bildrechte: Rudi Gigler

Wenn es eine US-Künstlerin gibt, die sich das Label Roots-Music auf die Fahnen schreiben kann, dann ist es Rosanne Cash. Mit ihren letzten zwei CD-Veröffentlichungen – „The List“ (2009) und „The River & The Thread“ (2014) – hat sie sich auf die Suche nach mehreren Wurzeln begeben. Zum einen forschte sie auf der Basis einer To-Know-Liste ihres Vaters Johnny Cash nach den Ursprüngen des Great American Songbooks im Bereich Country & Folk. Herausgekommen ist auf „The List“ ein beeindruckendes Destillat mit zwölf Songs aus den 50er und 60er Jahren. Zum anderen machte sie sich in Amerikas Süden auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte und nach den musikalischen Gründervätern zwischen Memphis und Mobile.

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Aus dieser Reise entstand im Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann John Leventhal das Album „The River & The Thread“ mit elf Eigenkompositionen als Hör-Stationen, z.B. an der Tallahatchie Bridge, wo Bobbie Gentry den Selbstmörder Billy Joe in den Fluss springen ließ, an der Money Road, wo das Grab von Blues-Legende Robert Johnson zu finden ist, in Florence/Alabama, wo eine Künstlerin selbstgenähte Kleider verkauft oder in die Sunken Lands von Arkansas, wo die Großeltern Cash sich eine Existenz aufbauten. Cashs Blick auf den amerikanischen Süden ist zwar teilweise romantisch verklärt, insgesamt aber immer seriös und weitab vom Jambalaya-Klischee. Folgerichtig gewann sie mit diesem Album 2015 drei Grammies in der Kategorie American Roots Music.

Rosanne Cash und John Leventhal

Rosanne Cash und John Leventhal – Bildrechte: Rudi Gigler


Ihr einziges Konzert im deutschsprachigen Raum während einer kleinen Europa-Tournee im August 2016 fand im österreichischen Gmunden (Salzkammergut) statt. Dabei begeisterte Rosanne Cash in einer auf das Wesentliche reduzierten Duo-Besetzung mit John Leventhal durch ihre stimmliche Präsenz und durch ihre authentische Darbietung. Positiv ist es natürlich auch, wenn man einen Ehemann hat, der durch kreatives Gitarrenspiel den Songs einen perfekten perkussiven, melodiösen und solistischen Rahmen gibt. Rosanne Cash präsentierte Songs aus 38 Jahren Tätigkeit als Songwriterin und Sängerin, von ihrem ersten Country-Hit „Seven Years Ache“ (1981) bis zu der aktuellen Mississippi-Mission mit der textlichen Erkenntnis „You thought you left it all behind. You thought you’d up an gone. But all you did was figure out. How to take the long way home“.

Vor dem Konzert fand Rosanne Cash die Zeit zu einem Exklusiv-Interview

Was ist für sie der Unterschied zwischen einer Live-Show in Duo-Besetzung mit ihrem Ehemann John Leventhal und einem Auftritt mit voller Band-Besetzung?

Band-Shows sind voller Energie, bieten aber weniger Raum für Improvisationen. Wenn ich nur mit John auftrete, wird vieles intimer und spontaner, wir tauschen in kürzester Zeit Ideen aus.

Wie funktionierte der Prozess des Songschreibens für das Album „The River & The Thread“?

Dafür gibt es keine feste Formel. Oft schreibe ich ein bisschen Text und John entwickelt dazu musikalische Ideen. Im Studio wird aber dann noch vieles verworfen und neu durchgedacht.

Welche symbolische Bedeutung haben für Sie die Begriffe „River“ und „Thread“?

Beide Begriffe – „Fluss“ und „Faden“ – drücken eine Verbindung aus, eine Verbundenheit zu meinen Vorfahren, zu der Landschaft und zu der Musik in den Südstaaten. Davon fühle ich mich geistig und musikalisch beeinflusst.

Welche Bedeutung haben für Sie die Herren Kris Kristofferson, John Prine, Tony Joe White und Rodney Crowell, die bei einem Song den Background-Chor bilden?

Mit Rodney Crowell war ich verheiratet, wir sind immer noch gute Freunde; Kris Kristofferson kenne ich seit langer Zeit, er ist wie ein älterer Bruder für mich, manchmal machen wir noch gemeinsame Konzerte; John Prine ist ebenfalls ein alter Freund von mir; Tony Joe White habe ich vorher nie getroffen, aber er verkörpert für mich die musikalische Seele des Südens; alle vier freuten sich über diesen Tag im Studio und darüber, wieder einmal alte Geschichten auszutauschen.

Wie würden Sie den oft missverstandenen Genre-Begriff „Americana“ definieren?

Der Begriff ist ein großer Schirm, in dem sich hauptsächlich Songwriter finden, die an die Wurzeln der amerikanischen Musik gehen wollen: z. B. (der Engländer!) Richard Thompson, das Duo Civil Wars oder Emmylou Harris; Country Music ist dagegen nur noch ein Marketing-Begriff, mit dem die Radiostationen ihr Format umschreiben.

Sehen Sie sich selbst mehr als Sängerin oder als Songwriterin?

Ich bin zwar sicher eine ganz ordentliche Sängerin, aber im Herzen bin ich vom Anfang meiner Karriere an eine Songwriterin gewesen.

Welche drei wichtigen Songs würden sie Ihrer Tochter auf eine Liste schreiben?

Auf jeden Fall einen Song von Neil Young, möglicherweise „Heart Of Gold“, dann einen Song von Bruce Springsteen aus seinem Album „Nebraska“, dann noch „Long Black Veil“ von Lefty Frizzell, den schon mein Vater auf seine Liste geschrieben hatte, und auf jeden Fall einen Song von Kris Kristofferson – aber welchen?

Wie kam es dazu, dass Ihr erste LP 1978 in München produziert wurde?

Ich war 1977 mit einer Mitarbeiterin von Ariola (Deutschland) befreundet, die ich bei einer Show meines Vaters in Rotterdam kennengelernt hatte. Sie stellte mich dem Label-Chef vor, und der sagte: „Warum machst du nicht eine LP für uns?“ Heute klingt dieses Album für mich, als wäre es von meiner eigenen Tochter, dasselbe Gefühl habe ich, wenn ich das Cover-Foto anschaue.

An welchem Punkt ihrer Karriere haben Sie sich von dem Image „die Tochter von Johnny Cash“ emanzipiert?

„Seven Years Ache“ (1981) war das Album, das mich als seriöse Songwriterin etabliert hat, aber ganz aus dem Schatten meines Vaters werde ich wohl nie heraustreten können. Im Konzert spiele ich einen Song („Tennessee Flat Top Box“), den auch er immer im Programm hatte.

Sie engagieren sich bei Konzerten für die Kampagne „We Can End Gun Violence“. Würden Sie auch politische Statements in eigene Songs einbauen?

Es ist sehr schwer aktuelle soziale oder politische Themen in Songs einzubauen, ohne dabei belehrend oder selbstverliebt zu wirken. Das können nur wenige Songwriter, ich war dabei bisher vorsichtig. Das heißt aber nicht, dass ich jedem politischen Engagement aus dem Weg gehe.

Wenn Sie eine Einladung erhalten würden, im US-Präsidenten-Wahlkampf für einen Kandidaten ein Konzert zu geben, würden Sie zusagen?

Nur wenn es eine Einladung von Hillary Clinton wäre! Denn der andere ist ein Verrückter!

Ist für Sie die USA ein „Land Of Dreams“ (der Titel eines Songs, den Rosanne Cash für die US-Tourismus-Behörde geschrieben hat) oder eher ein „Sunken Land“?

Könnte es nicht beides sein? Manches in den USA macht mir viel Angst, aber ich glaube dennoch weiter an das Gute im Menschen. Im Grunde bin ich eher ein Weltbürger, habe zeitweise in Deutschland und in England gelebt, bin weltweit auf Tour gewesen; deswegen ist mit der Nationalismus fremd.

Was sind Ihre Pläne für die nähere Zukunft?

Zusammen mit meinem Mann John Leventhal werden wir Songs für ein Broadway Musical schreiben, allerdings ist die Bühnenfassung bei weitem noch nicht fertig, sodass unsere Arbeit wohl erst 2017 beginnen wird.

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