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Rodney Crowell: Close Ties

Der "Elder Statesman" der Country- und Americana-Songwriter-Gilde legt mit "Close Ties" ein beeindruckendes, tiefes und vielschichtiges Alterswerk mit vielen biografischen Bezügen ab.

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Rodney Crowell - Close Ties Rodney Crowell - Close Ties. Bildrechte: New West Records

„Nashville 1972“ heißt der letzte Song auf Rodney Crowells neuem Album Close Ties. Und er ist als Abschlusstrack gut ausgewählt, geht es doch um seine ersten Jahre in Nashville, um seine erste Zeit als junger Singer-Songwriter, als er sich in der Alternative-Country-Szene rund um Guy Clark, Townes van Zandt, Richard Dobson und Steve Earle bewegte. Der 2016 verstorbene Clark wurde zu seinem Mentor und zu seinem Vorbild als Songwriter.

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Nun, 45 Jahre später legt Crowell mit eben jenem „Close Ties“ ein Alterswerk vor, dass durch seine bewegende Tiefe, seine Altersweisheit und seine Ehrlichkeit über eigene (Irr)-Wege Maßstäbe setzt. Schon mit dem ersten Song „East Houston Blues“ führt er uns in seine Kindheit in Houston, Texas, ein. Zwar wuchs er in einer musikalischen Familie auf – sein Großvater war Bluegrass-Musiker, sein Vater sang in Honky-Tonks und Bars – aber sein Elternhaus war alles andere als eine Idylle. Er lernte die Gewalt zwischen den Eltern kennen, die ihn auf die Straße trieb. Das eine oder andere Ding drehte er als Jugendlicher schon, so erfährt man es in dem Song. Doch die Liebe zur Musik war stark genug, um ihn vor der schiefen Bahn abzuhalten, er spielte als Teenager in verschiedenen Bands sowohl Country- als auch Rockmusik. Um mit 22 Jahren, wie eingangs erwähnt, nach Nashville aufzubrechen.

Verblüffend ehrlich und selbstkritisch zieht Crowell eine Art Zwischenbilanz. Mal ärgert er sich über seine Träume von Frauen, obwohl er eine tolle Gefährtin hat (Reckless), mal macht er sich über sich selbst und sein Imponiergehabe lustig. Ein besonders berührender Song ist „Live Without Susanna“ über Susanna Clark, Guy Clarks Frau, die 2012 starb und für Townes van Zandt eine wichtige seelische Stütze war und, wie man in Rodneys Song erfährt, auch für eine große Bedeutung hatte. Ein trauriger Song voller ehrlicher Zuneigung und Würde.

Das er unverändert das Zeug hat, Geschichten mit lyrischer Qualität in eingängigen Melodien zu kleiden, beweist er dann mit dem treibenden „It Ain’t Over Yet“, dem heimlichen „Hit“ des Albums. Begleitet von John Paul White und seiner Ex-Frau Rosanne Cash und der Mundharmonka-Legende Micky Raphael, singt Crowell über die Sehnsucht nach vergangener Liebe und dem Finden des richtigen Menschen im Leben. Ein berührender und trotzdem cooler Song.

Rodney Crowell erspart sich und uns fast nichts. Und doch überwiegt bei alle dunklen Seiten die Lakonie durchgekommen zu sein und das Selbstbewusstsein, etwas als Musiker geschaffen zu haben, trotz aller menschlichen Schwächen. Musikalisch ist es vor allem Country-Folk, Blues, Roots Music, die Crowell hier spielt. Also Americana: „Ich habe meine Loyalität zu Americana erklärt“, sagt Crowell. „Mit dieser Kategorie kriegt man die Leute nicht einfach gefangen, wenigstens nicht mit dem Begriff. Aber alle Leute, die es repräsentieren – Townes van Zandt, Guy Clark, Lucinda Williams, Steve Earle und die zeitgenössischeren Stars wie John Paul White oder Jason Isbell – haben eines gemeinsam, sie sind Poeten…die Americana-Künstler meiden kommerzielle Kompromisse zugunsten ihrer eigenen Visionen.“
Eine großartige Beschreibung von „Americana“ von einem Künstler, der mit „Close Ties“ ein ebenso großartiges Americana-Album geschaffen hat.

Fazit: „Close Ties“ ist ein persönliches, berührendes, tiefes und wunderbares Album des Altmeisters. Jetzt schon ein Americana-Album-Klassiker!

Rodney Crowell – Close Ties: Das Album

Rodney Crowell - Close Ties

Albumtitel: Close Ties
Künstler: Rodney Crowell
Erscheinungsdatum: 31. März 2017
Label: New West Records
Vertrieb: Rough Trade
Laufzeit: 43:42 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Americana

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Trackliste:

01. East Houston Blues
02. Reckless
03. Life Without Susanna
04. It Ain’t Over Yet
05. I Don’t Care Anymore
06. I’m Tied To Ya‘
07. Forgive Me Annabelle
08. Forty Miles From Nowhere
09. Storm Warning
10. Nashville 1972

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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