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Chris Stapleton – From A Room: Vol. 1

Was kommt nach "Traveller"? Chris Stapleton liefert mit "From A Room: Vol. 1" einen würdigen Nachfolger.

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Chris Stapleton - From A Room: Volume I Chris Stapleton - From A Room: Volume 1. Bildrechte: Mercury Records

Da ist es also, das viel erwartete Nachfolgealbum zu „Traveller“, dem großartigen Album von 2015. In zwei Jahren ist Chris Stapleton vom Geheimtipp unter den Hitsongwritern in Nashville und Frontmann von Bands, die von der breiten Masse gerne übersehen wurden, zum Hoffnungsträger vieler Fans geworden, denen die Machenschaften der Musikindustrie in Nashville zu weit gehen. Neun Songs bietet er hier an, allerdings ist ja bekannt, dass ein weiteres Album, das ein zweiter Teil zum vorliegenden Longplayer From A Room: Vol. 1 sein wird, später im Jahr erscheinen und diese Sammlung ergänzen wird.

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Dave Cobb hat auch dieses Mal wieder produziert. Warum hätte man auch etwas ändern sollen? Man hält richtigerweise am Erfolgsrezept fest. Eines muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen: Manche Künstler sind Sänger, manche Gitarristen, manche Songwriter, wenige auch alles auf einmal, aber wohl kaum jemand verbindet all diese Elemente auf eine Art und Weise wie dieser Chris Stapleton. Er ist ein exzellenter Sänger, ein exzellenter Gitarrist und ein exzellenter Songwriter.

Als ich ihn letztes Jahr in Hamburg sah, ich gebe es zu, stand ich noch massiv unter dem Eindruck des großartigen Konzertes von Eric Church, der mit fetterer Band, fetterem Sound und deutlich längerer Spielzeit gut zwei Wochen vor Stapleton einen tiefen Eindruck hinterließ. Und ich war irgendwo auch enttäuscht, dass seinerzeit Robby Turner an der Pedal Steel die Reise nach Europa nicht mit angetreten hatte. Somit bestand die Band aus Chris Stapleton selbst, an wechselnden Gitarren, dazu Bass und Schlagzeug sowie seine Frau Morgaine, die als kongeniale Partnerin perfekte Backings beisteuerte, die nicht nur tonal und im Phrasing, sondern auch emotional perfekt abgestimmt waren.

Und wissen Sie was? Genau das, genau diese Konstellation trägt dieses Album. Einwürfe anderer, zusätzlicher Instrumente, sind nicht tragend. Geschmackvolle Steellicks finden sich auf dem einen oder anderen Song auch, die Harp von Mickey Raphael, genial wie immer von diesem langjährigen Willie Nelson Sideman gespielt, ergänzt. Aber musikalisch getragen wird das Album von der (und das soll bitte keine Herabwürdigung sein, im Gegenteil!) „Rumpfbesetzung“. Somit ist dieses Album live jederzeit für den Protagonisten und seine Band reproduzierbar.

Neun Songs, von denen acht aus Stapletons Feder stammen, vier davon geschrieben mit seinem früheren Steel Drivers-Partner Mike Henderson, weisen klar auf die Individualität des Künstlers hin. Lediglich ein Cover, diesmal der u.a. von Gary P. Nunn geschriebene Klassiker aus dem Songbook Willie Nelsons (vom Album „Always On My Mind“), „Last Thing I Needed, First Thing This Morning“, findet sich hier. Ich war und bin ja kein Freund von Stapletons Version von „Tennessee Whiskey“ vom „Traveller“ Album. Umso mehr begeistert mich „Last Thing I Needed“. Eine geschmackvolle, reduzierte, wunderbare Version legt der Mann aus Kentucky hier vor.

Überhaupt, vom Opener an, dem genialen „Broken Halos“ bis zum dunklen „Death Row“ gibt es keinen Ton zuviel, keine technischen Finessen, keine überflüssigen (elektronischen) Spielereien, sondern ausschließlich nackte Musik, teilweise bis auf eine einzige Gitarre herunterreduziert, ohne dabei leer zu wirken. Das Ganze allerdings in klarem, druckvollem, kompaktem Sound, der fesselt und fasziniert Und schalten Sie um Himmels Willen alles Andere an Geräusch produzierenden Geräten aus und räumen sie den Zugang zu Ihrem Gehör frei für dieses Album!

Die Songs finden sich soundmäßig irgendwo zwischen ehrlichem, weißen Blues und Waylon Jennings wieder, befeuert von Stapletons Gitarre, den Backings seiner Frau und seiner unbändigen Stimmgewalt, die er in den ruhigen Momenten dosiert und kontrolliert, die sich aber in Nullkommanichts in einen brodelnden Vulkan verwandeln kann. Er reißt sie aus Ihrer Verträumtheit ebenso heraus wie aus Ihrer aufgeputschten Begeisterung. Er wird mit Ihren Emotionen spielen, Sie auf diese nur gut dreißigminütige musikalische Reise durch seine Gefühlswelt mitnehmen.

Sollte Ihnen dieses Album tatsächlich nicht zusagen, dann machen Sie sich bitte keine Gedanken darum. Das ist völlig in Ordnung. Kompromisse und Zugeständnisse gibt es hier nämlich nicht. Und das ist gut so! Ich wette aber, Sie werden sich der berührenden Schönheit von „Up To No Good Livin'“ nicht entziehen können. Wenn ich diese Perle höre (und das habe ich nun reichlich getan, und es wird nicht aufhören), dann wünsche ich mir nichts sehnlicher als ein neues Album von Jamey Johnson, der exakt diese Disziplin mindestens ebenso meisterhaft beherrscht. Kritikpunkte zu diesem Album, die mir während des mehrmaligen Hörens aufgefallen waren, lösen sich mit jedem weiteren Anhören in Nichts auf. Lediglich die Anzahl der Songs sorgt für einen minimalen Punktabzug. Allerdings behalte ich mir vor, diesen Abzug nach Erscheinen von „Vol. 2“ revidieren zu können.

Fazit: Ja, was schreibt man da? Nun, ganz einfach: Chris Stapleton liefert ab! An Marty Stuart und wohl auch an Jason Eady kommt er bei mir in der Liste der Kandidaten zum „Album des Jahres“ nicht vorbei, sortiert sich aber neben Brad Paisley ein, der allerdings ein völlig anderes Werk abgeliefert hat. 4,5 von 5 möglichen Punkten sind hier wohlverdient. Dieses Jahr verwöhnt uns mit einigen herausragenden Album. Chris Stapletons „From A Room, Vol. 1“ ist eines davon. Und es ist erst Mai, gerade mal.

Chris Stapleton – From A Room: Vol. 1: Das Album

Chris Stapleton - From A Room: Vol. 1

Albumtitel: From A Room: Vol. 1
Künstler: Chris Stapleton
Erscheinungsdatum: 5. Mai 2017
Label: Mercury Records (Universal Music)
Laufzeit: 32:25 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 9
Genre: Country
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!

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Trackliste: (Chris Stapleton – From A Room: Vol. 1)

01. Broken Halos
02. Last Thing I Needed, First Thing This Morning
03. Second One To Know
04. Up To No Good Livin‘
05. Either Way
06. I Was Wrong
07. Without Your Love
08. Them Stems
09. Death Row

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Über Bernd Wolf (146 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.