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Ray Davies: Americana

Ray Davies liefert mit "Americana" vielschichtiges und abwechslungsreiches Album ab.

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Ray Davies - Americana Ray Davies - Americana. Bildrechte: Legacy, Sony Music

Nein, Americana ist kein politisches Statement geworden. Weder das System Trump oder die Regierungen vor ihm, sind ein Thema, das sich durch seine 15 neuen Lieder zieht. Eher schon wirft Ray Davies einen (fast schon verträumten – oder soll man besser sagen: verklärten?) Rückblick auf die USA, auf seine Zeit in New York und New Orleans, auf persönliche Erinnerungen und erzählt Geschichten, belebt die Wild-West-Romantik früherer Zeiten. Mit den Kinks hat das alles nichts mehr zu tun. Oder doch?

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Einige kleine Überraschungen aus seiner eigenen Vergangenheit hat Ray Davies auch auf dem neuen Album parat. In „The Man Upstairs“ zum Beispiel beginnt mit „Girl, I Wanna Be With You“ und ist ein musikalisches Zitat aus einem der bekanntesten Kinks-Hits, nämlich „All Day And All Of The Night“ (1964). Mit Coolness und Selbstironie besingt er in „The Deal“ ziemlich klischeehaft die eigene Zeit in den 1960ern in Los Angeles. Das Ganze mündet wiederum in einem Kinks-Zitat, dieses Mal ist es aus „How Are You“ aus dem Jahre 1986, das dem eigentlichen Lied, sowie der anfänglichen Geräuschkulisse zugefügt wird. Doch damit nicht genug: „The Invaders“ handelt davon, dass die Kinks in den USA zunächst nicht sehr willkommen waren. „Sie nannten uns Eindringlinge, so als ob wir aus einer anderen Welt kämen“. In der Tat setzte die amerikanische Musikergewerkschaft die Kinks früh auf ihre „schwarze Liste“. Bis sich Ende der 1970er Jahre das Blatt wendete und die Band erfolgreich große Stadien bespielte. Vielleicht schwingt im Songtext auch ein wenig Wehmut oder Traurigkeit mit, musikalisch in der Zurückgenommenheit und der Feinheit im Arrangement ein Highlight! „Poetry“ schließlich klingt so, wie man sich die Kinks heute musikalisch vorstellen könnte. Der Kreis schließt sich bei der Wahl des Aufnahmestudios, dem Londoner Konk, das 1973 von den Kinks gegründet wurde.

Auch neben den Reminiszenzen an die Kinks kommen immer wieder Facetten aus Davies Vergangenheit hervor. Auch „Message From The Road“ kann man so deuten. Es ein ruhiges, nachdenkliches Duett mit Jayhawks-Sängerin Karen Grotberg, über die Zerrissenheit vieler britischer Musiker der 1960er Jahre, die unterwegs waren zwischen Familie und Rockstarleben, sich angezogen fühlten von der großen Freiheit des Rock’n’Roll und doch auch Sehnsucht nach der Familie hatten. Die Worte „Sag meinem Kind, ich vermisse es so sehr, ich spiele und singe Songs, aber ich vermisse den Platz wo ich hin gehöre.“ untermalen traurige Akkorde.

Ray Davies beweist auf „Americana“ durch Erinnerungen an seine Begegnungen mit und in den USA auch seine immer noch genialen Singer/Songwriter-Qualitäten. Zielsicher verwebt er Country und Folk, Blues und Rock, ganz im Sinne von Weite und Freiheit und all dem, was für ihn das Land ausmacht. Er möchte „da zuhause sein, wo die Büffel grasen“, wie er im Titelsong singt. Auch „A Place In Your Heart“ ist fröhlicher Countrysong mit Popeinschlag, der vom Wechselgesang der Musiker der Jayhawks, seiner aktuellen Studio- Begleitband, mit der Leadstimme von Karen Grotberg lebt. „I’ve Heard That Beat Before“ kommt als bluesige Ballade mit Countrytouch und beim Hören von „A Long Drive Home To Tarzana” sieht man förmlich das Flimmern der Sonne über dem heißen Asphalt: „It’s A Long Way To Paradise, isn’t it?” Eine ziemlich rockige musikalische Reise zu den Plätzen des Wilden Westens über den großen Highway … quer durch Amerika von New York nach L.A. beschreibt auch „The Great Highway“.

„Americana“ ist voller Musikalität, ist vielschichtig und abwechslungsreich, und enthält zudem Zitate aus Davies eigener (gleichnamiger) Biografie. Seine Stimme hat auch nach 50 Berufsjahren nicht gelitten, klingt authentisch, auch irgendwie „warm“, nasal und jederzeit wiedererkennbar. Es macht wirklich Spaß, ihm eine knappe Stunde zuzuhören. Schön auch: Im CD-Cover sind alle Texte abgedruckt, auf der Rückseite ein allerdings unnützes, unscharfes und unterbelichtetes Foto des Künstlers.

Und zum Schluß noch eine Prise britischen Humors: Wie ebenfalls im Cover zu lesen ist, zeichnet Ray Davies nicht nur verantwortlich für Stimme, Piano, Percussion … aber auch für „fallende Biergläser“ und „zerbrochene Teetassen“.

Ray Davies – Americana: Das Album

Ray Davies - Americana

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Albumtitel: Americana
Künstler: Ray Davies
Erscheinungsdatum: 21. April 2017
Label: Legacy, Sony Music
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 14
Genre: Country & Folk, Blues

Trackliste: (Ray Davies – Americana)

01. Americana
02. The Deal
03. Poetry
04. Message From The Road
05. A Place In Your Heart
06. The Mystery Room
07. Silent Movie
08. Rock’n’Roll Cowboys
09. Change For Change
10. The Man Upstairs
11. I’ve Heard That Beat Before
12. A Long Drive Home To Tarzana
13. The Great Highway
14. The Invaders
15. Wings Of Fantasy

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Über Andreas Weihs (126 Artikel)
Fotograf und Journalist. Fachgebiet: Country & Folk. Rezensionen und Konzertberichte.