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Shelby Lynne & Allison Moorer: Not Dark Yet

Die beiden Schwestern Lynne & Moorer veröffentlichen ein beeindruckendes und berührendes Album.

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Shelby Lynne & Allison Moorer - Not Dark Yet Shelby Lynne & Allison Moorer - Not Dark Yet. Bildrechte: Silver Cross Records

Ihre Kindheit und Jugend hätte besten Stoff für eine „Real Country“-Ballade abgeben. Denn die Schwestern Shelby Lynne und Allison Moorer haben etwas so schreckliches miterleben müssen, wie man es sich kaum vorstellen mag. Shelby und Allison wuchsen in Jackson, Alabama auf. 1986 wurden sie Augenzeuginnen wie ihr Vater zuerst ihre Mutter und dann sich selbst tötete. Shelby kümmerte sich in der Folge um ihre Schwester.

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Vielleicht haben dieses Trauma und seine Verarbeitung zu einer besonderen, lebenslangen und tiefen Zuneigung und Verbindung der beiden geführt. Eine Verbindung, die auch nach 24 Alben, Grammies und Oscars und allen weiteren möglichen Preisen und Nominierungen Bestand hat, und sich nun auf dem ersten gemeinsamen Album Not Dark Yet in voller Pracht, Kreativität, Tiefe, Fragilität und Zärtlichkeit manifestiert.

Beide haben sich in den vergangenen gut drei Jahrzehnten – Shelby veröffentlichte 1989 ihr Debütalbum, Allison 1998 -auf unterschiedlichen Wegen als starke Alternative Country-Singer-Songwriter bewiesen. Während Shelby mit Songs wie „Things Are Tough All Over“ kleinere Country-Hits hatte, ehe sie ins Singer-Songwriter-Fach wechselte, wurde Allison 1998 mit ihrem Song „A Soft Place to Fall“ bekannt, der in den Soundtrack zu Robert Redfords Film „Der Pferdeflüsterer“ Eingang fand. Beide haben stets vor allem bei Kollegen und Kritikern Anerkennung gefunden, während der ganz große kommerzielle Erfolg ausgeblieben ist.

Auch im Privatleben setzen sie unterschiedliche Akzente, sind aber stets bemüht, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen und profilieren sich als selbständige, starke Frauen. Während Shelby wenig von ihrem privaten Leben Preis gibt – als Konsequenz wird ihr immer wieder nachgesagt, lesbisch zu sein, worauf sie sich verweigert, sich öffentlich zu einer bestimmten sexuellen Orientierung zu bekennen, heiratete Allison einen sehr bekannten Kollegen. Sie war von 2005 bis 2014 mit Steve Earle verheiratet, gemeinsam haben sie ein Kind, John Henry Earle, der an Autismus leidet.

Der Weg, den die beiden gehen müssen, bleibt also auch weiterhin alles andere als einfach. Wahrscheinlich kann man auch nur mit solchen Lebenserfahrungen im Gepäck jetzt – rund um das Erreichen des fünften Lebensjahrzehntes – eine Platte wie „Not Dark Yet“ machen. Eine Platte voller Coverversionen großer Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Musikgenres. Natürlich sind da die legendären Singer-Songwriter der Countrymusik wie Merle Haggard, Townes van Zandt, Jessi Colter oder die Louvin Brothers vertreten. Aber es finden sich mit Kurt Cobain und Nick Cave auch zwei Songschmiede, die für besonders dunkle Geschichten bekannt sind. Und über allen schwebt natürlich Bob Dylan, dessen überirdisches, endzeitlich-moribundes „Not Dark Yet“ von den beiden in düsterer, fragiler Expressivität mit einer anrührenden Eindringlichkeit gecovert wird. Der Song ist voll da und wird gleichzeitig auf eine noch nie dagewesene Art und Weise interpretiert. Zu Recht haben sie das Album nach diesem musikalischen Höhepunkt benannt.

Majestätisch aber beginnt das Album bereits mit ihrer Version von „My List“ von den „Killers“, das sie zu einem zartbitteren Gospelsong machen. Dass die beiden ganz viel Country-Herz und -Seele besitzen, zeigen ihre Versionen der Klassiker „Every Time You Leave“ von den Louvin Brothers und „I’m Looking For Blue Eyes“ von Jessi Colter. Die Geschichten von trinkenden, untreuen Ehemännern sind für sie keine Folklore, sondern waren in ihrer Kindheit Lebensrealität. Für sie steht Country weiterhin für „Three Chords and the truth“, und nicht für die Belanglosigkeiten einer aufgeblasenen Mainstream-Dudelpopmaschine.

Klar, dass da der traurigste aller Country-Barden, Townes van Zandt („Lung“), ebenso wenig fehlen darf wie der „poet of the common man“, Merle Haggard („Silver Wings“). Dass unter diesen illustren Namen dann aber auch Jason Isbell und Amanda Shires („The Color Of A Cloudy Day“) auftauchen, beweist, dass es auch in der Gegenwart große Songschreiber im Country- und Americana-Lager gibt.

Und ganz am Ende, nachdem dem sie „Lithium“ des verzweifelten und verlorenen Kurt Cobain in trauriger Sirenenhaftigkeit gesungen haben, gibt es dann endlich den programmatischen Song, der die lebenslange Verbindung der beiden beschreibt und erforscht. „Is It Too Much“ aus eigener Feder ist der krönende Abschluss eines Albums, das berührt, dass unter die Haut geht. Ein großes Album und eines der bisher besten in diesem Jahr.

Fazit: Ein ruhiges Meisterwerk der beiden Schwestern, hervorragend produziert von dem Briten Teddy Thompson. Das ist Real Country!

Shelby Lynne & Allison Moorer – Not Dark Yet: Das Album

Shelby Lynne & Allison Moorer - Not Dark Yet

Titel: Not Dark Yet
Künstler: Shelby Lynne & Allison Moorer
Veröffentlichungstermin: 18. August 2017
Label: Silver Cross Records (Alive)
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Americana

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Trackliste: (Shelby Lynne & Allison Moorer – Not Dark Yet)

01. My List (The Killers)
02. Every Time You Leave (Louvin Brothers)
03. Not Dark Yet (Bob Dylan)
04. I’m Looking for Blue Eyes (Jessi Colter)
05. Lungs (Townes Van Zandt)
06. The Color of A Cloudy Day (Jason Isbell und Amanda Shires)
07. Silver Wings (Merle Haggard)
08. Into My Arms (Nick Cave)
09. Lithium (Nirvana)
10. Is It Too Much (Shelby Lynne und Allison Moorer)

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Über Thomas Waldherr (802 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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