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Ein rauschender Konzertabend mit einem Hauch von Wehmut

Pokey LaFarge ist bei seiner Frankfurt-Premiere in Bestform und dennoch wird Ryan Koenig vermisst.

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Pokey LaFarge - Live Pokey LaFarge - Live. Bildrechte: Thoams Waldherr

Zwar ist für 20.30 Uhr Showtime angesagt, doch bereits wenige Minuten nach 20 Uhr betritt Opener Jack Grelle mit verwegen langem Rauschebart die Bühne, just als die Zahl der Neuankömmlinge am vergangenen Montagabend im Frankfurter „Bett“ (Das Bett – Live Musik Club) immer mehr wird. Dennoch überzeugt Pokey LaFarges Kumpel aus St. Lous mit seinen Country-Folk und Honky-Tonk-Songs und ist eine perfekte Einstimmung auf die Show, die anschließend folgen sollte.

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Und es folgt ein fantastischer, funkensprühender Konzertabend. Bei seinem ersten Konzert in Frankfurt – wie die gesamte Deutschland-Tour präsentiert von Country.de – zeigen Pokey LaFarge und seine Mitstreiter alles was in ihnen steckt. Und so erlebt das Publikum im bestens gefüllten „Bett“ gut hundert Minuten lang Western-Swing, Blues, Country und Ragtime vom Feinsten. Denn Pokey LaFarge hält die Zeit genau an dem Punkt an, als sich Old Time, Blues, Hilbilly und Western-Swing kreuzen, als die Schubladen noch nicht gezimmert sind, in die die Plattenindustrie die Musik dann in den 1930er Jahren stecken wird. So ist Pokeys Musik denn auch tatsächlich ein Vergnügen für Herz, Seele, Bauch und Kopf. Und die Menschen vor der Bühne – darunter auch viele stilecht mit Hut oder Schiebermütze bekleidet – danken es ihm mit großer Begeisterung.

Pokey spielt Musik von seinem aktuellen Album „Manic Revelation“ wie „Better Than Me“ ebenso wie Songs der vorherigen Werke und Coverversionen. „Something In The Water“ ist einer der Höhepunkte“ des Abends, ebenso wie das quirlige „Pack It Up“ oder „Far Away“, bei dem er ganz cool auf jede Verstärkung verzichtet, neben das Mikro tritt, und damit einen ebenso überraschenden wie intimen Moment kreiert. Überhaupt ist dieser Pokey eine ganz coole Socke und ein begnadeter Entertainer. Sein Sinn für die Musikgeschichte kommt dann besonders zum Ausdruck, wenn er „When Did You Leave Heaven“ spielt und damit der Blueslegende Big Bill Broonzy seine Referenz erweist. Wobei Broonzys Version von 1949 datiert, der Song aber noch älter ist, nämlich von 1936 , und aus dem Soundtrack des Films „Sing, Baby, Sing“ stammt.

Pokey LaFarge - Live

Pokey LaFarge – Live mit Band. Bildrechte: Thomas Waldherr


Und noch einem erweist Pokey an diesem Abend seine Referenz. Dem 2003 verstorbenen Songwriter Warren Zevon. Mit dessen „Carmelita“ finden dann sogar Latino-Klänge ihren Weg in die Old Time-Jazz-Blues-Folk-Melange der Jungs aus St. Louis. Pokey, der sich seinen Künstlernachnahmen nach dem Singer-Songwriter Peter LaFarge (The Ballad Of Ira Hayes) ausgesucht hat, ist ein Anhänger der Songwriter-Zunft – er hat auch immer wieder mal einen Bob Dylan-Titel im Gepäck – und zeigt auf, dass Singer-Songwriter und Entertainer-Qualitäten sich nicht ausschließen müssen. Und wenn wir schon bei Ehrerweisungen sind: Pokey, der an diesem Abend immer wieder betont, dass dies das erste Mal in Frankfurt sei, singt mit „Back To Rotterdam“ eine Ode an die holländische Metropole. In den Niederlanden hat er in Europa die größte Fangemeinde und schafft es locker, dass das Paradiso in Amsterdam bei seinen Konzerten ausverkauft ist.

Doch bei allem Vergnügen, wer Pokey und seine Band kennt, merkt, dass da jemand fehlt. Denn es sind drei Mikrofonständer aufgebaut, aber bis auf einen Song, bei dem Jack Grelles zum Leadsänger wird, bleibt das Mikrofon leer und ungenutzt. Eine bewegende Reminiszenz an Ryan Koenig. Der Multi-Instrumentalist, der vor allem an Mundharmonika und Banjo glänzt, ist im vergangenen Dezember während einer US-Tour mit Pokey in Charleston, South Carolina von einem PKW überfahren und schwer verletzt worden. Als Hillbilly-Counterpart zum Midwest-Großstädter Pokey gibt er der Band optisch und musikalisch eine Note, auf die derzeit leider verzichtet werden muss. Pokey weist an diesem Abend mehrfach auf Ryans Schicksal hin und bittet um Spenden für ihn am Devotionalienstand. Man merkt dem Sänger in diesen Augenblicken an, wie sehe ihn Ryans Unglück berührt. Wann Ryan wieder musizieren und zur Truppe um Pokey stoßen kann, dazu gibt es im Moment keine Prognosen.

Doch Pokeys unbändige Lust am Musizieren und sein Ethos als Entertainer, der dem Publikum verpflichtet ist, lassen die dunklen Wolken rasch wieder verfliegen und so wird dieser Abend zu einer absolut gelungenen und mitreißenden Frankfurt-Premiere, die nach der letzten Zugabe das Publikum sichtlich vergnügt und zufrieden den Nachhauseweg antreten lässt.

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Über Thomas Waldherr (802 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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