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Talent und Können haben einen Namen – Bernd Wolf

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Und es gibt sie doch, handgemachte, authentische, ehrliche Country Music! Auch in Deutschland. Doch wie so oft erfährt Qualität nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte. Wer erdige Country Music sucht, die auf ihren traditionellen Werten basiert, die mit jeder Menge Herzblut gemacht ist, voller Ideen steckt und mit eigenen Songs gespickt wird, der ist bei Bernd Wolf an der richtigen Adresse.

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Det Haggard: Countrymusik & mehr

Dafür muss man weder nach Nashville, noch in die Smokey Mountains oder nach Texas aufbrechen, man findet ihn vor der Haustür. Bernd Wolf ist waschechter Rheinländer, tief verwurzelt im Bergischen Land, eine Frohnatur, die niemals aufgibt. Was er musikalisch auf die Beine gestellt, welche Entwicklung er genommen hat, das beeindruckt mich „alten Hasen“ derart, dass ich anfangs selbst davon überrascht war. Fünfzig Jahre ist er unterdessen auch schon geworden, fast zwei Meter groß und jeder Zoll davon „Country“.

Die Vermutung, dass er mehr als „nur“ ein Country-Fan werden könnte, kam mir schon damals als er vor meiner Tür stand. Gerade 18 Jahre alt geworden und den Führerschein gemacht, nutzte er die dadurch größer gewordene Mobilität sofort aus. Telefonisch hatte er sich einige Tage vorher „angemeldet“. Ich war neugierig, ob da in meiner Nachbarschaft Jemand heranwuchs, der die Country Music in etwa dem gleichen Alter für sich entdeckt hatte, wie ich selbst. Ich bin nie wieder von dieser aufregenden, vom Gefühl bestimmten und so vielschichtigen Musik losgekommen, die eigentlich alles bietet, was der Mensch in all seinen alltäglichen wie abenteuerlichen Lebenslagen braucht. Jetzt, mehr als 30 Jahre später, sitzen wir wieder zusammen, tauschen Erfahrungen aus, bilanzieren, fachsimpeln und stellen nach Stunden fest, diese Country Music übt trotz aller Entwicklungen immer noch die gleiche magische Anziehungskraft, die Faszination auf uns aus wie schon Jahrzehnte zuvor. Wir schwelgen in Erinnerungen und blenden zurück.

Bernd Wolf erinnert sich genau und lebhaft: „Mein Vater hatte damals einen kleinen Kassetten-Apparat und auf einem seiner Bänder war eine Reihe von Johnny Cash-Songs. Ich war damals 10 oder 11 Jahre alt. Es waren diese Songs und diese Stimme, die mich brennend interessierten. Natürlich konnte ich die englischen Texte noch nicht verstehen aber irgendwie elektrisierte mich das, was ich da hörte. Und wollte es immer wieder hören. Irgendwann hatte ich meinem Vater die Kassette geklaut. 1977 bekam ich meine erste Schallplatte, natürlich eine Johnny Cash-LP.“

Wir sind schon an einem interessanten Punkt angelangt: die Sprache. Es herrscht Einigkeit in der Einschätzung, dass sie keine Rolle spielt bei der Frage, ob etwas „Country“ ist oder nicht. Gerade Johnny Cash bietet da ein schönes Beispiel. Bernd Wolf: „Es wäre schade, wenn man die Texte seiner Songs nicht versteht, auch wenn viele seiner Lieder selbst dann ihre Wirkung dennoch nicht verfehlen.“ Gunter Gabriel hat schon vor vielen Jahren für Abhilfe gesorgt und Cash-Songs ins Deutsche übertragen. Bernd Wolf: „Man kann das durchaus als Pionierarbeit bezeichnen. Gunter hat es geschafft, so nah am Original zu bleiben, wie möglich. Vor allem inhaltlich. Und es war richtig, manche Inhalte auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. So konnten viele Menschen, die kein Englisch verstehen, auch die Originale von Cash noch mehr genießen.“

Bernd Wolf

Johnny Cash brachte ihn – wie so viele andere auch – zur Country Music. Bernd Wolf würde sich zu einem absoluten Cash-Experten entwickeln, sein Weg sollte durch den „Man in Black“ maßgeblich beeinflusst und in eine andere Bahn gelenkt werden. Er war vom „Country-Virus“ befallen mit der Folge, dass er alles in sich aufsaugen würde, was mit dieser Musik zu tun hat. Country Music, ihre Geschichte, Hintergründe, Entwicklungen, Künstler, sie selbst zu machen, ein Teil dieser Musik zu werden und zu bleiben – dies bestimmte fortan einen wichtigen Teil seines Lebens.

In vielen Biografien erfolgreicher Menschen ist zu lesen, dass man an seinen Traum glauben soll, ihn nie aufgeben und immer versuchen, ihn zu verwirklichen. Das ist leicht gesagt, bekanntlich gehen Träume nur selten in Erfüllung. Wichtig ist deshalb, dass man bei der Verwirklichung seines Traums die Realität nie aus den Augen verliert und sich bietende Chancen nutzt. Am Ende sind nicht messbare Erfolge, Reichtum und Ansehen entscheidend sondern das persönliche Wohlbefinden. Bernd Wolf hat viel für seinen Traum getan, an dessen Verwirklichung er weiter arbeitet. Mit all der Akribie, Beharrlichkeit, Hingabe und dem Enthusiasmus, die ihn von Jugend an auszeichnen.

Einmal mit dem „Country-Virus“ infiziert, lernte er schon in der Schule, sich damit zu arrangieren. Johnny Cash und Country Music flossen sogar in seine Abiturarbeiten ein. Einen regelrechten Schub gab es Anfang der 80er Jahre. Er erinnert sich lebhaft: „Das war Anfang 1980. Bei Radio Luxemburg lief sonntags eine von Achim Graul gestaltete Country-Sendung. Die war richtig Klasse. In einer dieser Sendungen spielte er gleich vier oder fünf Songs, die mir unter die Haut gingen. Darunter „He Stopped Loving Her Today“ von George Jones.“ Er kann die einzelnen Songs noch aufzählen, seine Augen glänzen als er fortfährt: „Und dann gab es am Telefon immer einen Experten namens Manfred Vogel. Der wohnte bei mir fast um die Ecke, keine 10 Kilometer entfernt. Ich hab mir die Telefonnummer rausgesucht, angerufen und bin hingefahren. Du kannst dich sicher daran erinnern.“

Wie eingangs schon erwähnt. Man spürt, ob es jemand ernst meint. Ich habe im Laufe der Jahrzehnte viele Leute kennengelernt, die sich für Country Music begeisterten, irgendwann aber das Interesse verloren. Dieser junge Mann war anders. In den folgenden Wochen, Monaten und Jahren bestätigte sich mein „Verdacht“. Sein Wissensdurst war enorm, er wollte tiefer in die Materie eindringen, mehr über diese Musik erfahren, über ihre Historie. Längst ist er ein Fachmann in Sachen Country Music geworden, dessen fundierte Kenntnisse den Vergleich mit Marty Stuart herausfordern. Der gehört zu seinen Vorbildern, die Beiden sind längst miteinander bekannt und gute Freunde geworden, die sich auf Augenhöhe begegnen. Das führte dazu, dass man ihn, der eigentlich Bernd heißt, nur noch „Marty“ ruft.

Den Musiker Bernd „Marty“ Wolf gibt es ab etwa 1982, seit einer Klassenfahrt. „Eine Mitschülerin hatte eine Gitarre dabei und spielte was von Johnny Cash. Ich meckerte, sie würde den Song nicht richtig bringen. Darauf meinte sie, dann könne ich ihn ja selbst spielen. Ging nicht, denn ich konnte nicht Gitarre spielen. Aber der Ehrgeiz war angestachelt. Kumpel Pit (Lenz) hat mir seine Gitarre geliehen, die Mitschülerin gab mir Unterricht – ich half ihr dafür bei Mathe – so lernte ich Gitarre spielen.“

Bernd Wolf

Dabei ließ er es nicht bewenden, jetzt hatte er Witterung aufgenommen. Der Wolf war auf der Fährte, er wollte aktiv Musik machen. Anfangs fand er in seinem Leverkusener Landsmann und Mitschüler Dirk Glässner (alias Dirk Maverick) einen Mitstreiter, 1986 hatte er mit Southwind eine erste eigene Band. Die feierte ihre Live-Premiere in Engelskirchen—Loope, wo heute die famose Bluegrass-Gruppe Covered Grass beheimatet ist. Für Bernd Wolf hatte eine wechselvolle Band-Geschichte begonnen. Als Southwind sich trennte, startete er mit einem Kumpel aus dieser Band Texas Heat. Die löste sich 1992 auf, Wolf machte bei der Longhorn Band weiter, bis Helen und Billy Billasch nach Texas gingen. Von 1997 bis 2000 war Wolf mit der re-aktivierten Band Texas Heat unterwegs. 2000 galt es, andere Prioritäten zu setzen, vier Jahre machte er musikalisch gar nichts mehr. Dann kehrte er allmählich in die Szene zurück. Nach einigen gemeinsamen Gigs mit Mandy Stroebel stellte Wolf Texas Heat wieder auf die Beine. Die Band hat sich seither in der Country Music-Szene Europas fest etabliert.

Es kann dahingestellt bleiben, ob es bewusst geschah oder sich so fügte aber Bernd Wolfs Weg war gradlinig auf Country Music ausgerichtet. Nach dem Abitur studierte er in Bonn Amerikanistik, was ihm ganz sicher als Musiker, Sänger und vor allem Songschreiber nicht im Wege gestanden hat. Einige Jahre arbeitete er bei der Firma Fed-Ex, ein amerikanisches Unternehmen, das es ihm ermöglichte, günstig in die USA zu reisen. Irgendwann machte er die Musik zum Broterwerb. Wohl wissend, dass er ein großes Risiko einging, folgte er seiner Leidenschaft. Nur mit viel Engagement, Flexibilität und Ideenreichtum kann er den Kamin am Rauchen halten. Wolf: „Die Musik-Szene insgesamt hat es schwer, es gibt nicht mehr so viele Jobs wie früher. Alles hat sich verändert, da musst du sehen, wie du zurechtkommst. Mit Country Music ist es noch ein Stück schwerer. Übrigens sieht es in den USA nicht besser aus, da haben selbst bekannte und hoch angesehene Musiker keinen Job mehr.“

„Marty“ Wolf hat feste Grundsätze, für ihn kommt nur authentische Country Music in englischer Sprache in Betracht. Er spricht und singt akzentfrei Englisch als sei es seine Muttersprache. „Wenn ich deutsch singe hört sich das grausam an. Ich liebe die deutsche Sprache aber als Sänger liegt sie mir einfach nicht“, stellt er fest. Will man in Deutschland aber kommerziell erfolgreiche Musik machen, sollte man deutsch Gesungenes zumindest in Erwägung ziehen. Doch das Genre Country tut sich auch diesbezüglich schwer, sowohl im Radio als auch bei Plattenfirmen sucht man es weitgehend vergeblich. Kein Grund für Bernd Wolf, die Flinte ins Korn zu werfen. Mit gesundem Selbstvertrauen setzt er auf die eigenen Stärken. Er hat sich eine Basis aufgebaut, von der aus er zumindest kostendeckend operieren kann. Texas Heat hat sich mit Auftritten weit über die Landesgrenzen hinaus einen guten Namen erarbeitet. Einige wichtige Auszeichnungen legen Zeugnis dafür ab. Die Band unterscheidet sich wohltuend von den meisten anderen, weil sie mit eigenem Song-Repertoire glänzt, das Publikum mit einer ausgewogenen, unterhaltsamen sowie informativen Show verwöhnt. Veranstalter gehen bei dieser Band kein Risiko ein. Wenn sie Songs covern, dann sind es in der Regel keine Hits und vor allem werden sie im der Band eigenen Stil und Sound präsentiert. Wolf: „Wir sind keine Cover-Band, die haben auch ihre Berechtigung. Uns ist die eigene Identität wichtig, die geht vielen Bands ab. Wir machen die Musik so, wie wir sie fühlen und hoffen, dass den Leuten das gefällt. Das ist nicht einfach aber mit der Zeit setzt sich das Konzept durch und das Publikum weiß, was es von uns erwarten kann. Nur so kannst du dich auf Dauer durchsetzen und im Geschäft bleiben. Ich will vor allem meinem eigenen Anspruch gerecht werden. Ich will immer noch dazu lernen, jeden Tag.“

Dazu hat er sich im Laufe der Jahre gute Möglichkeiten geschaffen. Denn „Marty“ Wolf ist mit ganzem Herzen auch Country-Fan geblieben. Mit seiner sonnigen, rheinischen Art, seiner Begeisterung aber auch mit seiner künstlerischen Arbeit öffneten sich immer wieder Türen, die ihm Zugang zu den Großen der Zunft ermöglichten. Es ist erstaunlich, welch guten Ruf er in Teilen der Musiker-Szene von Nashville hat, jenen, mit denen er seit Jahren freundschaftlich verkehrt. Man weiß es zu schätzen, dass Wolf sich ein größeres Fachwissen angeeignet hat als es viele, sehr viele Leute in Presse, Funk und Fernsehen der USA vorweisen können, die Country Music dort „verkaufen“. Und der Songschreiber Bernd Wolf schreibt unterdessen Lieder, die sich nicht hinter dem verstecken müssen, was zur gehobenen Klasse dessen zählt, was in der „Hauptstadt der Songwriter“ gehandelt wird. Dabei war er so häufig noch gar nicht drüben vor Ort, wie man meinen könnte. „Marty“ Wolf nutzt lieber jede sich hier bietende Gelegenheit. Er fährt
hunderte von Kilometern durch Deutschland und angrenzende Länder, um ein Konzert der Emmylou Harris, Rodney Crowell, Rosanne Cash u.a. zu besuchen, die Darbietungen zu genießen, darüber zu schreiben und gelegentlich auch mit den Künstlern ein wenig zu klönen.

Leben kann er davon allerdings nicht, dazu muss er schon selbst Musik machen, was er mit der gleichen Begeisterung und Hingabe tut. Als Boss von Texas Heat in der aktuellen Besetzung mit Thomas Naatz und Paul Mayland garantiert er bestes Country Music Entertainment – klischeefrei ohne Cowboyhüte und Strohballen. Aber er tritt auch allein auf und versteht es, nur mit eigener Gitarrenbegleitung ein Publikum zu unterhalten.

Bernd Wolf

Und dann ist da noch Just Cash! Ein Programm, für das Bernd Wolf bereits mächtig Lob und Anerkennung erhalten hat. Über die Entstehung berichtet er selbst: „Ich habe mich lange gegen etwas in der Richtung gewehrt. Dass Johnny Cash mein Idol und mein größter Einfluss ist, muss man nicht betonen, das hört man. Ich hatte großen Respekt vor diesem Künstler und seiner Arbeit, da konnte ich nicht dran kratzen. Und imitieren wollte ich ihn schon gar nicht. Ich hatte enge Beziehungen zu ihm und June Carter, zu seinem Umfeld habe ich sie immer noch. Da gehst du nicht einfach hin und singst seine Lieder nach, meist siehst du dabei ohnehin schlecht aus. Lange habe ich gezögert, mit den Kollegen von Texas Heat diskutiert, bis wir einen Weg gefunden hatten, der es uns ermöglicht, dem großen Johnny Cash in respektvoller Weise gerecht zu werden. Und dem Publikum vielleicht zu vermitteln, welch großartiger Künstler und Mensch er war.“

Wenn sich jemand seit der Jugend so intensiv mit Johnny Cash befasst, bleibt es nicht aus, dass seine Musik, sein Sound auf ihn abfärbt. Dagegen kann man sich vermutlich gar nicht wehren. Bernd Wolf hatte unterdessen begonnen, eigene Songs zu schreiben. Einer davon heißt „Old Black Record“, eine Hommage an Johnny Cash & the Tennessee Two“. Als er diesen Song mit Texas Heat einspielte und 2007 auf einer Single-CD veröffentlichte, was lag da näher als auch gleich die 5 Cash Songs aufzunehmen, die in dem Tribute Song angesprochen werden? „Old Black Record“ war ein erster handfester Hinweis darauf, dass Bernd Wolf & Texas Heat nicht kopieren wollten. Es war der Versuch, diesen gigantischen Künstler lebendig zu halten – für diejenigen, die ihn nicht mehr selbst erleben konnten aber auch für alle anderen. Es ist ihnen gelungen, mehr noch, sie behalten ihre eigene Note bei. Verblüffend, wie nahe am Original sie sich bewegen und wie eigenständig sie dennoch bleiben. Wolf & Texas Heat beherrschen das komplette Material von den SUN-Anfängen bis zu den American Recordings, inhaltlich und vom Sound her. Sollte man das den Menschen vorenthalten, allen, denen die Musik des Johnny Cash etwas bedeutet? Und jenen, die sie noch nicht kennen?

Als der 80. Geburtstag des „Man in Black“ sich am Horizont abzeichnete, hatte man einen Grund, die Zurückhaltung aufzugeben. Die Idee zu „Just Cash“ nahm Konturen an. Sie nahm im Sommer 2011 Fahrt auf als man bei einem Test vor Publikum in Leverkusen mehr als positive Signale erhielt. Seit Johnny Cashs 80. Geburtstag 2012 sind Bernd Wolf & Texas Heat mit „Just Cash“ unterwegs und können sich über eine großartige Resonanz freuen. In zwei einstündigen Blöcken lassen sie die Legende Johnny Cash wieder lebendig werden und „füttern“ das Publikum mit jeder Menge Informationen und Anekdoten. Bernd Wolf kann dabei aus dem Vollen reichlich eigener Erfahrung schöpfen, denn er war Jahrzehnte lang nah genug am Geschehen. Natürlich fehlt in der Show June Carter nicht. Deren Part übernimmt Jolina Carl, eine der talentiertesten Sängerinnen, die die deutsche Country-Szene seit vielen Jahren hervorgebracht hat. Bernd Wolf ist stolz, sie dabei zu haben: „Ich mag Jolina, sie ist eine richtig gute Sängerin und prima Kollegin. Sie hat ihre Solo-Parts, gemeinsam singen wir einige Duette. Eines davon ist ziemlich ungewöhnlich. Wir hatten den Song mal bei einer Gelegenheit als Gag gesungen, mehr war nicht geplant. Als es dann aber so gut angenommen wurde, haben wir das Duett in die Show übernommen. Es handelt sich um den Elvis Song In The Ghetto – wir spielen den aber im typischen Cash-Sound. Das wird fast immer ein Highlight der Show“.

Passend zu „Just Cash“ gibt es die Single-CD „A Very Special Day – Happy Birthday, Johnny Cash“. Sie enthält 4 von Wolf geschriebene Songs. Neben einer Neuaufnahme von „Old Black Record“ noch „That Hot And Blue Guitar“, „The Visit“ und vor allem „That September Day“.

An diesen Songs wird deutlich, welche Entwicklung der Songschreiber Bernd Wolf genommen hat. Auf diesem Gebiet liegt meiner Ansicht nach sein größtes Talent. Mit seinen 50 Jahren verfügt er über die nötige Lebenserfahrung, ohne die man kaum so emotionale, authentische, nachvollziehbare Inhalte in Songs verpacken kann. Es gelingt ihm immer wieder, mit den genau passenden Worten Gefühle und Inhalte direkt in Herz und Seele des Hörers zu transportieren. Der fühlt sich oft fast persönlich angesprochen und das zeigt Wirkung, die sich oft in einer Gänsehaut ausdrückt.

Bernd Wolf

Erste eigene Songs schrieb Bernd Wolf schon in den 80er Jahren aber „die waren ganz einfach schlecht. Aber irgendwie fängt man halt an. Ernsthaft geschrieben habe ich in den 90er Jahren. Man hat eine Idee, hält die irgendwie fest und bastelt daran. Mal nach einem Highwaymen-Konzert, mal im Flieger, die Ideen melden sich nicht vorher an. Für mich ist das Schreiben ein Ventil, eine Möglichkeit, Gefühle loszuwerden. Die müssen einfach raus!“

Wie schon erwähnt durfte er bei den Examensarbeiten statt einer Kurzgeschichte einen eigenen Song scheiben. „Still Life“ hieß der – ein erster Hinweis, dass dort Talent vorhanden war. Wolf: „Mich haben immer auch die Musiker interessiert, nicht nur die Sänger. Geradezu fasziniert aber haben mich Songschreiber. Ich hatte das Glück, z.B. Joe Allen näher kennenzulernen, von dem ich einiges lernen konnte.“

Songschreiber sind schon ein besonderes Völkchen. Ich habe jene kennengelernt, die Lieder auf Bestellung schreiben können, für bestimmte Künstler oder Projekte. Andere wiederum üben das Schreiben als Büro-Job aus, allein oder mit Kollegen gemeinsam. Wiederum andere schreiben Lieder immer dann, wenn sie ihnen einfallen, wenn sie in der richtigen Stimmung sind und dann oft mehr oder weniger biografisch. Wolf: „Ich kann nicht auf den Knopf drücken und schreiben. Wichtig ist es, die Idee für einen Song zu erkennen und sie dann umsetzen. Meist geht es dann um etwas, das ich selbst erlebt habe, um Dinge, die mich emotional beschäftigen. Dann kann es einen packen wie in einem Rausch. Manchmal brauche ich aber auch lange und mehrere Versuche, ehe ein Song so ist, wie ich ihn haben möchte. Das kann mich emotional richtig mitnehmen, es kann eine richtig schwere Geburt werden.“

Bernd Wolf ist ein Mann aus dem Volk, er hat viel erlebt, Glück und Schmerz, den Rausch des verliebt seins ebenso wie das Scheitern einer Beziehung, er weiß, wie die Geburt eigener Kinder das Leben verändern und wie schmerzlich der Verlust eines geliebten Menschen ist. Er kennt den Alltag des Arbeitnehmers, aber auch die Freiheit eines Künstlers. Kurz, Bernd Wolf weiß, wie das Leben ist. Er versteht es, diese Erfahrung eins zu eins so in seine Songs einfließen zu lassen, dass viele Menschen, denen es ähnlich erging, sich darin wiederfinden. Eine ganze Sammlung von Beispielen dafür finden sich auf der 2009 erschienenen CD „One-Trick Pony“ von Texas Heat. Egal ob „Stars Over Texas“, „House That’s Built On Lies“, „S.O.S. To Hank“ oder „Let ‚Er Roll“ – diese Songs reflektieren Leben pur. Das besonders zu Herzen gehende, über seine Oma geschriebene „Good Night Sweetheart“ kann durchaus ein Tränchen in die Augen schwimmen lassen – so feinfühlig öffnet er dabei seine Seele. Ein Lied, von dem er selbst sagt, dass es ihm besonders schwer gefallen sei, es so zu schreiben, wie wir es hören.

Hier schließt sich ein Kreis, denn am Schluss dieses Portraits soll sein bisheriges Meisterwerk stehen: „That September Day“. Nicht verwechseln übrigens mit dem bekannten Alan Jackson-Song. Der war unter dem Eindruck des Attentates vom 11. September 2001 entstanden. Bernd Wolf beschreibt in seinem Song den 12. September 2003, den Tag, an dem Johnny Cash starb. Er lässt uns daran teilhaben, wie er den Tag erlebte und welche Gefühle ihn bewegten. Er hat dafür die genau richtigen Worte gefunden, mit denen er vielen Menschen aus der Seele spricht, für die Johnny Cash mehr war als nur ein Sänger. Er findet den schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst – die Wahl der Worte und die Art des Gesangs verfehlen nicht ihre Wirkung. Wen dieser Song nicht berührt, der hat entweder keine Seele, der weiß nicht, was Country Music ist – oder beides. „That September Day“ ist für mich der beste Johnny Cash Tribute Song, den ich bisher gehört habe! Bernd Wolf, so verrät er, hat den Song nicht spontan und unter dem Eindruck der traurigen Nachricht von Tode Cashs geschrieben sondern erst einige Jahre später. Der Song entstand auch nicht in einem Rutsch, zu sehr übermannten ihn immer wieder seine Gefühle: „Ich habe einige Versuche gebraucht, in meinem Kopf formte sich der Text bruchstückhaft. So erkannte ich z.B., dass mir nicht die 5. Strophe eingefallen war, sondern es sich um zwei Zeilen der 5. und zwei der späteren 6. Strophe handelte. Die Lücke musste ich dann auffüllen. Und bei der Aufnahme im Studio mussten wir mehrmals unterbrechen, weil mir die Stimme versagte und ich die Tränen nicht zurückhalten konnte.“ Dabei spielte die Geige eine wichtige Rolle. Gespielt von Nina Leonards verleiht sie der Aufnahme eine ganz besondere intime Stimmung. Wolf: „Bei den ersten Takes habe ich die Geige bewusst ausblenden lassen, um überhaupt singen zu können. Erst ganz am Schluss war ich emotional so weit, dass ich den Song so singen konnte, wie man ihn auf der CD hört.“

Bernd Wolf kann, nein er muss stolz sein auf das, was er auf die Beine gestellt hat. Sowohl für „That September Day“ als auch für „Just Cash“ und „Texas Heat“ bekam er reichlich Komplimente und Anerkennung. Auch wenn man davon allein nicht leben kann, ist es Ansporn genug, weiterzumachen. Und so versichert er: „Ich werde meinen Weg so weiter gehen, wie ich ihn bisher gegangen bin. Dabei lasse ich mich von den Ansprüchen an mich selbst leiten, die sind ganz schön hoch. Musik kann ich nur so machen wie ich sie fühle. Mein Ansinnen ist es, Menschen, die so sind und fühlen wie ich, ein wenig Freude und Abwechslung in den Alltag zu bringen. Ich bin ein ganz normaler Mensch, vielleicht mit dem Unterschied, unsere Freuden und Sorgen so aufzugreifen und anzusprechen, dass alle sie verstehen. Inwieweit ich damit Erfolg haben und davon leben können werde, muss sich zeigen.“

Bernd Wolf ist auf dem richtigen Weg, schon allein, weil er sich dort wohl fühlt. Und unsere Wege werden sich künftig noch häufiger kreuzen, denn wir sind vom gleichen Virus befallen – den wollen wir auf keinen Fall loswerden.

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