Dave House begeistert in Mainz
Mit post-apokalyptischem Americana und viel Punk-Energie zieht der Singer-Songwriter sein Publikum in den Bann.

Eins vorweg: Selten war zuletzt ein Konzertbesuch so entspannt wie dieser an einem Herbstabend in Mainz. Die Location – das Kulturzentrum Mainz in einem denkmalgeschützten roten Backsteinbau direkt an der Malakoff-Terrasse am Rhein – ist cool, schön und angenehm, mit Gastronomie und gepflegtem Ambiente ohne allzu geleckt zu sein, der Service freundlich. Das waren schon viel bessere Bedingungen als bei manch anderem Konzert dieser Größenordnung, die wir zuletzt im Rhein-Main-Gebiet erleben mussten.
Treue Fanbase in Deutschland
Rund 500 Personen passen in den bestuhlten großen Saal und der ist auch vollständig ausverkauft. Dave Hause tourt seit Jahren regelmäßig in Deutschland und hat sich hier eine treue Fanbase aufgebaut. Im Publikum sieht man unzählige Dave House-T-Shirts oder Hoodies und bereits vor dem Konzert wird der Merch-Stand belagert und viele schleppen LPs und Plakate zu ihren Sitzplätzen.
Was man an diesem Abend erleben kann, ist eine echte musikalische Community auf der Bühne. Den ersten Teil bestreitet Tim Hause, der jüngere Bruder von Dave, der seine eigenen, sehr lyrischen Songs spielt. Den zweiten Teil des Abends – jetzt wird es energetischer und dynamischer – bestreitet der kanadische Singer-Songwriter Northcote. Alle schwelgen in höchsten Tönen über die anderen Acts des heutigen Abends. Die Stimmung steigt.
Kritische Töne zur Lage in den USA
Um 21.15 Uhr kommt schließlich Dave Hause auf die Bühne. Begleitet wird er an der Gitarre von seinem Bruder Tim und von Mark Masefield an Keyboard, E-Piano und Akkordeon. Dave hat von der ersten Minute an alles im Griff. Man merkt ihm seine Wurzeln deutlich an. Heartland-Rock, Folk-Rock, Americana und das alles mit einem großen Schuss Punk-Energie. Die Musik ist geradeaus wie eine gut geölte Maschine. Und ähnlich wie Springsteen ist Hause ein kommunikativer Bühnenarbeiter. Er nimmt von Anfang an Kontakt mit dem Publikum auf, fordert es immer wieder zum Mitsingen auf. Ballt immer wieder die Faust.
Er spielt fast alle Songs seines neuen Albums „Dave Hause…and the Mermaids“, das ihn nach einer Reihe von Solo-Americana-Alben nun wieder zu einer klassischen Rockbesetzung geführt hat. Das passt aber auch zu seinen neuen Songs, die vor allem auch kritisch zur politischen Entwicklung in den USA stehen. So geht es in „Enough Hope“ um die Milliardäre, die über die Arbeiterklasse lachen und sie zu ihren Zwecken manipulieren.
Auch in seinen Ansagen spart er nicht an Kritik, äußert aber auch gleichzeitig seine große Freude, hier in Europa zu sein. Angesichts der aktuellen Entwicklungen fühle er sich sogar hier mittlerweile mehr zu Hause als in den USA. Ein Satz, der viel Bitterkeit ausdrückt, vor allem aber auch Dankbarkeit. Denn er bedankt sich immer wieder bei seinem deutschen Publikum, dass seine Alben hört und seine Konzerte besucht.
Und am Ende tanzen alle
Die Stimmung kocht fast über, alle sind gut drauf, es ist ein großes musikalisches Vergnügen – aber mit einer klaren Haltung. Das hier ist nicht „just for fun“, denn seine Songs beschreiben immer wieder sehr klar die Widersprüche Amerikas. Einer der Höhepunkte des Konzerts ist dann gegen Ende des regulären Sets der Ohrwurm „Surfboard“. Nun stehen und tanzen alle. Nach dem letzten Song, „Cellmates“, gibt er noch vier Zugaben. Mit dem zarten, nachdenklichen „May Ever Last Fever Break“ auf der Ukulele, das er für seinen Sohn geschrieben hat, entlässt er uns in die Nacht.
Vielen Dank, Mr. Hause! Das war eines der besten Konzerte der letzten Zeit und macht Appetit auf mehr. Hoffen wir auf ein baldiges Wiedersehen.
Setlist, Kulturzentrum Mainz, 11. Oktober 2025
01. A Knife In The Mud
02. Bible Passages
03. Look Alive
04. We Could Be Kings
05. Hazard Lights
06. Eye Aye I
07. Gary
08. Sandy Sheets
09. Enough Hope
10. Saboteurs
11. Same Disease
12. Damn Personal
13. Surfboard
14. Cellmates
Zugaben:
15. Time Will Tell
16. Prague (Revive Me)
17. The Ditch
18. May Every Last Fever Break