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Sonny James

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Die Karriere dieses Mannes gehört zu den wohl ungewöhnlichsten in der Country Music überhaupt. Erfolgreich wie kaum ein anderer legte Sonny James eine Bilderbuchkarriere hin. Genau 30 Jahre war er Stammgast in den Country-Charts, 23 Singles brachte er auf Platz 1 (davon 16 innerhalb von 5 Jahren ohne Unterbrechung nacheinander, ein Rekord, den es in der Unterhaltungsmusik bis dahin nicht gegeben hatte), seine Konzerte lockten die Fans in Scharen und dennoch wurde er kein Trendsetter.

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Beim Publikum ungemein beliebt, frei von jeglichen Skandalen fällt sein Name so gut wie nie wenn es um die ganz Großen des Genres geht. Dabei gibt es nicht viele Kollegen, die mehr vorzuweisen haben als dieser Künstler, der am 1. Mai 1929 in Hackleburg, Alabama zum Erdenbürger wurde. Liebevoll nennt man ihn „Southern Gentleman“, was schon einiges über seinen Charakter aussagt. Anders als die meisten Countrysänger fand er rechtzeitig den Absprung von der Bühne ins Privatleben. Seit 1983 lebt er mit seiner Ehefrau Doris in Nashville. Zeitweise züchtete er sogar noch Vieh im heimischen Hackleburg, ehe er sich ganz zur Ruhe setzte. Bis dahin war es ein langer Weg gewesen.

Sonny JamesIn Hackleburg auf einer kleinen Farm stand die Wiege des James Loden, so sein bürgerlicher Name. Mitten hinein in eine „Musik besessene“ Familie . Es ist verbrieft, dass James Loden schon mit drei Jahren Mandoline spielte und zu singen versuchte. Was Wunder, wenn die Eltern nichts lieber taten als in der Öffentlichkeit zu musizierten.

Im reifen Alter von vier Jahren feierte er sein Bühnen-Debüt als er sich den Eltern und der älteren Schwester Thelma anschloss. In Muscle Shoals beim Sender WMSD begann die Karriere des späteren Sonny James. Noch aber nannte man sich „The Singing Loden Family“ und tingelte in den USA bei Auftritten in Schulen, kleinen Theatern usw. Das hielt bis ins Jahr 1947.

Zum Programm der durchaus populären Gruppe hatte so ziemlich alles gehört, was damals populär war. James erinnert sich: „Daddy hielt die Fäden in der Hand, von ihm habe ich viel gelernt. Er sorgte dafür, dass keine unserer Shows einer anderen glich. Dazu braucht man vielseitige Musiker in der Band. Es kann sich keine Routine einstellen. Man kann so auf das jeweilige Publikum eingehen. Daddy’s Ziel war es, ein Publikum zu unterhalten, es den Alltag vergessen zu lassen. Diesen Anspruch habe ich für mich später übernommen. Man muss immer daran denken, dass die Leute gekommen sind, Geld bezahlt haben, um mich zu sehen. Wenn man sich dessen bewusst ist, fällt es nicht schwer, sein Bestes als Gegenleistung zu geben.“

Noch etwas rechnete er seinem Vater hoch an, er zollte ihm Bewunderung dafür: „Es war zwar ein Risiko, Musik zum Beruf zu machen aber wir hatten noch unsere Farm, die wir verpachteten und teilweise selbst bewirtschafteten. Das gab Sicherheit. Und Dad hat stets Wert darauf gelegt, dass unsere Schul- und Berufsausbildung nicht unter der Musik litt. Mir hat es wirklich an nichts gefehlt.“ Unter den Zuschauern war irgendwann auch die legendäre Kate Smith. Sie vermachte ihm einen Silberdollar und sagte ihm eine große Zukunft voraus. Ob es ihr ernst damit war, ist nicht überliefert, zumindest aber stimmte ihre Prognose.

Man muss sich in Erinnerung rufen, dass Radiosender eine immens wichtige Rolle spielten. Dort erhielten Künstler wie die Lodens Gelegenheit, sich regelmäßig der Hörerschaft zu präsentieren und so auch auf die Live-Gigs hinweisen zu können. Über diese „Radio-Schiene“ haben die weitaus meisten Karrieren der Country Stars begonnen. Später tat das Fernsehen ein Übriges dazu. Es war ein rastloses Leben denn die Engagements bei den Sendern dauerten oft nicht sehr lange. Der blutjunge Sonny James aber lernte auf diese Weise viele andere Musiker kennen. Darunter in Raleigh, North Carolina Chet Atkins und Fiddler Paul Warren, die ihrerseits auch noch ganz am Anfang einer Karriere standen. James: „Wir haben wahnsinnig viel gejammt. Es war die beste Art, Wartezeiten und Langeweile zu überbrücken und es hat unheimlichen Spaß gemacht. Und manches aus diesen Jam-Sessions ist dann sogar Jahre später in meine Plattenaufnahmen eingeflossen. Der Hörer kann das natürlich nicht wissen aber es war so.“

1949 ging diese Aera zu Ende. Ende des Jahres feierten Thelma Loden und Ruby Palmer, die beiden Sängerinnen der Gruppe, Doppelhochzeit und stiegen aus. Zwar versuchte Pop Loden die Gruppe mit neuen Musikern weiter auf Kurs zu halten aber es war nicht mehr wie vorher. Also löste er die Gruppe auf, kehrte mit der Familie nach Hackleburg zurück und eröffnete ein Bekleidungsgeschäft. Johnny Loden nutzte die Gelegenheit, die Highschool abzuschließen. Sich noch nicht klar darüber, wie seine berufliche Zukunft aussehen sollte, beschloss er, die Zeit mit Musik zu überbrücken. Dazu ging er nach Memphis und schloss sich der Gruppe seines Freundes Freddy Burns an. Dort spielte er Fiddle, sang gelegentlich in der Band und bekam seine eigne 15-minütige Radio-Show. Dann meldete sich das Vaterland. Johnny Loden wurde zur Alabama Army National Guard eingezogen und nach Korea verschifft. Fast zwei Jahre blieb er dort. „Im Herbst 1952 wurde ich entlassen, kehrte kurz nach Hackleburg zurück und ging dann nach Nashville. Entweder im Radio wollte ich wieder was machen oder Schallplatten. Irgendwas mit Musik. Dort suchte ich Chet Atkins auf, der sich schon etabliert hat.te Zwei Wochen brauchten wir, dann war es wie früher in Raleigh“, so James. Atkins brachte ihn mit Capitol Record’s legendärem Produzenten Ken Nelson zusammen, der ihn unter Vertrag nahm. Nelson war es auch, der den Künstlernamen „Sonny James“ vorschlug, weil den jedes Kind behalten konnte. Mehr noch, Nelson verpasste ihm auch den Beinamen „The Southern Gentlman“.

Diesem Ken Nelson ist Sonny James auf ewig dankbar, ohne ihn, so behauptet er, wäre seine Karriere so nicht möglich gewesen. „Ken war ein Genie, er hatte ein sehr feines Gespür dafür, wie er mit einem Künstler umgehen musste. Und er kannte das Business. Wir kamen sofort prima miteinander aus. Er wusste, was notwendig war, er hielt die Zügel in der Hand und gab mir mit zunehmender Dauer immer ein wenig mehr Freiheit. Ich spiele gern Gitarre, ich durfte sie im Studio spielen, so konnte es mein Stil werden. Das war ich, ich konnte mich entfalten. Das war das Verdienst von Ken.“ Nicht nur die Gitarre spielt James besonders gut sondern auch die Fiddle. Sogar im Studio bekam er dazu Gelegenheit. „Jim & Jesse waren bei Capitol und machten ihre ersten Aufnahmen für das Label. Da sie keinen Fiddler dabei hatten, fragte mich Ken, ob ich den Job übernehmen könnte. Habe ich getan, es war super. Heute sind diese Aufnahmen von Jim & Jesse Klassiker.“

Noch bevor seine erste Single bei Capitol erschien, gastierte James beim Louisiana Hayride, wo er Slim Whitman kennen lernte. Der stellte gerade eine Band zusammen und brauchte einen so genannten Frontman, der das Publikum in Stimmung bringt, ehe der Star auf die Bühne kommt. Whitman verpflichtete James vom Fleck weg – beide sollten es nicht bereuen. Sonny James war vor allem mit seiner Fiddle ein richtiger Showman geworden. Whitman und James kamen prächtig miteinander aus, doch es gab ein echtes Problem. James erinnert sich: „Wir tranken und rauchten beide nicht und wir konnten Honky Tonks nicht leiden. Aber Slim musste Auftritte dort annehmen, um über die Runden zu kommen. Ich fühlte mich immer unwohler und suchte deshalb nach einem anderen Job.“

Durch Zufall hatte Sonny James Wind von einem prächtigen Song erhalten, von dem er total begeistert war. Es gelang ihm, auch Ken Nelson davon zu überzeugen und den Song in die nächste Session zu übernehmen. James hatte das richtige Näschen, denn dieses „That’s Me Without You“ verhalf ihm zum ersten Einstieg in die Country-Charts. 1953 kletterte es bis auf Nummer 8.

Live spielte er nun für Bobby Williamson aus Dallas und damit auch beim beliebten „Saturday Night Shindig“ und nach dessen Ende beim „Big D Jamboree“ von KRLD Radio Dallas. Ein wichtiger Schritt gelang als Sonny James zur Stammbesetzung des 1955 gestarteten „Ozark Jubilee“ gehörte, die von ABC TV in Springfield, Missouri produziert wurde. Gastgeber war Red Foley, der sich die Moderation aber mit Porter Wagoner, Webb Pierce und eben Sonny James teilte. James: „Die regelmäßige Präsens im Fernsehen sowohl beim Big D Jamboree als auch beim Ozark Jubilee haben natürlich meinen Platten geholfen. Ich war immer mal wieder in den Charts vertreten. Aber kein Vergleich zu „Young Love“ – das kann man schon mit einer Rakete vergleichen.“ Auf diesen Song gehe ich in einem separaten Beitrag noch ein.

1956 veröffentlicht katapultierte Sonny James „Young Love“ auf Platz 1 der Country- und Pop-Charts, es war die erste Teeny-Crossover-Single und öffnete anderen Country-Stars völlig neue Möglichkeiten. „Young Love“ wurde und blieb James‘ Erkennungssong und wird auf ewig mit seinem Namen verbunden bleiben. Durch den Erfolg geriet James allerdings auch in einen Zwiespalt. Er hatte die Aufmerksamkeit der Country Fans bereits gewonnen, jetzt kam die der Teenies dazu. Er musste einen Weg finden, beide Seiten auf seiner Seite zu behalten. Diese Gratwanderung gelang ihm nahezu perfekt. Die Auswahl der Songs, die Arrangements, die Bühnen-Show, sie wurden so abgestimmt, dass er seinen Stil weiter entwickeln konnte und das Publikum komplett hinter sich brachte. Eine Bravourleistung!

Von nun an wurde Sonny James zum Dauergast in den Hitlisten. Sieht man einmal von der Zeit zwischen 1959 und 1963 ab. Er hatte Capitol verlassen – gleiches tat das Glück mit ihm bis er zu Capitol und damit auch in die Charts zurückkehrte.

Zunächst noch zögerlich verkauften sich seine Capitol-Singles bis er 1964 mit „You’re The Only World I Know“ wieder ganz oben stand. 1964 dann der sagenhafte Höhenflug. Vor allem mit seinen Country-Versionen von Pop Hits traf er beim Publikum voll ins Schwarze. Diese Serie ist so sensationell, dass man die 16 Nr. 1 Hits aufzählen muss: „Need You“, „I’ll Never Find Another You“, „It’s The Little Things“, „A World Of Our Own“, „Heaven Says Hello“, „Born To Be With You“, „Only The Lonely“, „Running Bear“, „Since I Met You Baby“, „It’s Just A Matter Of Time“, „My Love“, „Don’t Keep Me Hangin‘ On“, „Endlessly“, „Empty Arms“, „Bright Lights Big City“, „Here Comes Honey Again“. Danach startete er mit „Only Love Can Break A Heart“ in das Jahr 1972, um im gleichen Jahr noch mit „That’s Why I Love You Like I Do“ und der James Last Komposition „When The Snow Is On The Roses“ erneut ganz oben zu stehen. Danach riß der Faden allmählich. 1974 dann mit „Is It Wrong (For Loving You)“ seine letzte Nr. 1. Dennoch war es kein abrupter Bruch, denn bis 1983 konnte sich Sonny James immer wieder mit Singles gegen die jüngere Konkurrenz und den sich ändernden Trends in der Country Music in Erinnerung halten.

Doch plötzlich ist es zu Ende, dann zählen Erfolge aus der Vergangenheit nichts mehr. Auch Sonny James musste dies zur Kenntnis nehmen. Mit den überwiegend weichen Klängen, oft auch mit schnulzigem Einschlag (was keineswegs negativ gemeint ist) hatte er den Kurs der Country Music lange Zeit mitbestimmt. Zugute war ihm gekommen, dass er sich offenbar problemlos den wechselnden Trends anpassen konnte oder immun gegen sie war. Doch jetzt, Mitte der 1980er Jahre, gaben Andere andere Töne an. Es bleibt unbeantwortet, ob Sonny James, damals auch schon Mitte 1950, den Kampf um Verkaufszahlen, Charts und Konzertbesucher nicht mehr mitmachen konnte oder wollte – er zog die Konsequenzen und trat ab. Jetzt sollte die jahrelang doch vernachlässigte Familie, insbesondere Ehefrau Doris, zu ihrem Recht kommen. Der „Southern Gentleman“ hielt sich an die Folgen seiner Entscheidung mit der gleichen Gründlichkeit, mit der er auch seine Musiker-Karriere gestaltet hatte. Natürlich sah man ihn gelegentlich noch auf der Bühne, im Fernsehen oder auch in einem Aufnahmestudio, doch nicht mehr mit dem Ziel, künstlerisch noch etwas erreichen zu wollen oder beweisen zu müssen. Das bringt ihm bis heute Bewunderung und Hochachtung in der ansonsten von Eitelkeiten überquellenden Welt des Show-Business.

Mag der smarte Bursche aus Hackleburg, Alabama auch nicht die Plakativität erreicht haben, die seinen Erfolgen gerecht geworden wäre, traurig darüber ist er nicht. Auszeichnungen hat er reichlich in seinen vier Wänden, vom eigenen „Stern“ auf dem Walk of Fame in Hollywood bis hin zur Aufnahme in die Country Music Hall of Fame 2006. Da konnte er sich dann um einen TV-Auftritt nicht mehr drücken, seinem ersten nach 20 Jahren!

Was ein wenig in Vergessenheit geraten ist, ereignete sich 1971. Da wurde Sonny James gebeten, speziell etwas für die Astronauten von Apollo 14 aufzunehmen. Als die Expedition am 31. Januar 1971 startete, war Sonny James‘ Musik mit dabei. Als Dankeschön bekam er später eine kleine Flagge geschenkt, die Stuart Roosa, Edgar Mitchell und Commander Alan Shepard mit zum Mond genommen hatten.

Wahrlich eine beeindruckende Vita, die Sonny James vorweisen kann. Es sei ihm vergönnt, seinen Ruhestand noch lange bei bester Gesundheit und im Kreise seiner Lieben genießen zu können. Sorge, in Vergessenheit zu geraten, braucht er wahrlich nicht haben. Allein sein „Young Love“ machte ihn nahezu unsterblich, denn auch über 50 Jahre nach Veröffentlichung wird dieser Cut immer noch auf Oldie-Koppelungen angeboten.

Einige statistische Fakten unterstreichen den Stellenwert des Sonny James. In einer Auswertung von Billboard für die Zeit von 1944 – 2001 schneidet er so ab:

Platz 3 hinter Conway Twitty und Merle Haggard bei den Anzahl der Nr. 1-Hits von 1960 bis 1979
Platz 1 bei der Anzahl der Wochen auf Nr. 1 in der gleichen Zeit
Platz 5 der erfolgreichsten Künstler in den Country-Charts generell in diesen Jahren
Platz 7 bei der Anzahl der Top 10-Hits von 1960 bis 1979

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