Rex Allen Jr.
Seine letzte Notierung in den Billboard Singles Charts datiert aus dem Jahre 1987. Mit „We’re Staying Together“ schaffte er noch einmal Platz 59. Zuvor war es ihm gelungen, gut 30 Singles in den Charts unterzubringen. Doch brot- oder arbeitslos ist er nicht geworden: Rex Allen Jr.
Geboren wurde er als Sohn des Countrysängers und Western-Filmstars Rex Allen am 23. August 1946 in Chicago, Illinois. Mitten hinein in eine Familie, die fest im Music, Film und Show Business verwurzelt war. Einen anderen Weg als den in die gleiche Richtung gab es für den jungen Mann nicht. In einem Alter, in dem für die meisten Kinder der Alltag des Lebens mit der Einschulung beginnt, startete Allen Jr. praktisch auch seinen Weg in die spätere Karriere. Er durfte den Vater bei dessen Arbeit begleiten, er wuchs also mit Dreharbeiten, Rodeos und Gesangsauftritten auf und konnte in aller Heimlichkeit testen, ob er dafür Talent mitbekommen hatte und ob dort für ihn eine Zukunft liegen könnte.
Lange brauchte er nicht, um sicher zu sein. Allen Jr.: „Ich erinnere mich gut, als Junge schlich ich mich rüber zum Troubadour (berühmter Musiktempel in Los Angeles), um Hoyt Axton zuzuhören … von draußen. Hoyt hat meinen Gesangsstil am stärksten beeinflusst.“
Rex Allen Jr. baute seine Karriere nicht auf das so genannte Vitamin B auf, also auf Beziehungen des Vaters, er erlernte das Show Business mit all seinen Facetten. Allen: „Ich studierte Theaterwissenschaften am College, besuchte die Schauspielschule von MGM. Ich wollte einfach gewappnet sein und nicht als Greenhorn Fehler machen. Von meinem Vater wusste ich ja, wie unsicher eine Karriere als Künstler sein kann.“
Hatte er schon so früh eine Vorstellung davon, wo seine Stärken liegen? „Nicht wirklich. Schauspieler aber wollte ich nicht werden. Ich habe das Fach dennoch gelernt, weil ich sicher war, es würde mir bei meiner Bühnenpräsens als Sänger helfen. Es würde mir mehr Sicherheit geben. Dem war dann auch so, ich selbst aber auch mein Publikum fühlten sich besser. Ich habe mir von Anfang an vergegenwärtigt, dass die Leute kommen und bezahlen, um unterhalten zu werden. Meine Verpflichtung ist es, diesem Anspruch gerecht zu werden.“
Die Karriere des Rex Allen Jr. ist Beweis, dass es nicht unbedingt großer Hits Bedarf, um ein gefragter und beliebter Künstler zu sein – und das über Jahrzehnte. Gut vorbereitet arbeitete er sich nach und nach in den Beruf eines Entertainers hinein, wobei er mal Gitarre spielte, zeitweise die Rolle eines Rodeo Clowns übernahm, bald heraus fand, dass offenbar seine Stimme sein größtes Kapital darstellt. In der Tat, Rex Allen Jr. ist mit einer angenehm warmen, sonoren und vielseitig einsetzbaren Stimme ausgestattet. Dies gepaart mit einem angeborenen Talent, ein Publikum zu erfreuen, prädestinierte ihn für eine Karriere als Sänger.
Als ernsthaftes Hindernis erwies sich zunächst sein Name, denn sein Vater Rex Allen überstrahlte alles, er gehörte damals zu den beliebtesten Entertainern in Nordamerika. Der clevere Shelby Singleton erkannte nicht nur das Talent und Potenzial des Juniors sondern war auch bereit, ihm eine Chance zu geben. Ende der 60er Jahre treffen wir Rex Allen Jr. also in Nashville an, wo er für SSS International Platten aufnimmt und veröffentlicht. Ohne den erhofften Erfolg. Erst der Wechsel zu 1973 zu Warner Brothers ändert diese Situation. Mit „The Great Mail Robbery“ feiert er sein Debüt in den Single Charts. Wie eingangs erwähnt blieb er bis 1987 in den Charts präsent, wobei ihm ein richtig großer Hit allerdings verwehrt blieb. Dafür konnte er sich schon bald auf einen beachtlichen „Stamm“ an Fans verlassen, die ihm die Treue hielten. Singles wie „Goodbye“, „Another Goodbye Song“, „Can You Hear Those Pioneers“ (mit den Sons of the Pioneers), „Two Less Lonely People“, „I’m Getting Good At Missing You“, „No, No, No“, „With Love“, „It’s Time We Talk Things Over“, „Me And My Broken Heart“, „It’s Over“, „Cup Of Tea“ (mit Margo Smith) oder „Dream On Texas Ladies“ garantieren ihm den Ruf eines Sängers, der allein mit seiner Stimme für feine, angenehme Unterhaltung sorgen kann. Noch dazu erwies er sich als ausgezeichneter Songschreiber, ein Talent, auf das er bis heute immer zurückgreifen kann. Nicht nur er selbst profitiert davon, zahlreiche seiner Kollegen haben mit von Allen Jr. geschriebenen Songs gute Erfahrungen gemacht.
Dass es mit den Charts dann nicht mehr klappte, war für den Künstler kein Beinbruch, er findet seit Jahrzehnten reichlich Möglichkeiten, sich erfolgreich zu betätigen. Mit schöner Regelmäßigkeit werden Alben von ihm veröffentlicht, die man durchaus mit dem Prädikat „bemerkenswert“ bedenken kann. Ich denke an das Konzept-Album „Oklahoma Rose“ von 1980 oder an „The Singing Cowboys“, ebenfalls eine Konzept-Langrille, bei der ihm sein Vater Rex Allen und der noch berühmtere Roy Rogers zur Seite standen. Aus jüngerer Zeit sind „Other Voices“, „Songs That I Wrote“ sowie „New West“ zu erwähnen. Hier hält er die Tradition der Western Songs aufrecht.
Noch erfolgreicher als mit seinen Platten ist Rex Allen Jr. vermutlich als Entertainer. 1992 holten ihn die Statler Brothers in ihre überaus populäre TV Show. Statler Harold Reid dazu: „Wir wußten, dass Rex alles singen kann, was wir ihm vorschlagen. Er ist einer der besten Sänger im gesamten Business!“ Acht Jahre lief die „Statler Brothers Show“. Einige Jahre davon bekam Allen mit „Yesteryear“ sogar seinen eigenen „Ableger“. Ursprünglich war „Yesteryear“ ein ständiges Feature der Statler Brothers Show, erfreute sich so großer Beliebtheit, dass man eine eigene Show daraus machte mit Rex Allen Jr. als Gastgeber.
Rex Allen Jr. leiht seine Stimme seit Jahren erfolgreich Filmen. Bei Walt Disney Produktionen sowie anderen Filmen kann man ihn als Erzähler hören (nicht sehen). Er wurde und wird immer wieder für Aufgaben im Fernsehen verpflichtet, geht regelmäßig auf die Konzert-Bühne, hat erfolgreich Musik Shows produziert, u.a. in Las Vegas.
Besonders stolz ist Rex Allen Jr. auf seine neuste Errungenschaft, die Radiosendung „Up All Nights On The Range With Rex Allen Jr.. Stolz erklärt er, worum es sich dabei handelt: „Seit dem 1. Juni 2011 läuft die Sendung. Es begann in Wichita, Kansas und einigen Sendern in Kalifornien und Texas. Täglich sechs Stunden läuft da Musik, von klassischen Western Songs bis klassischer Country Music. Bei uns läuft all das, was andere Sender nicht spielen. Wir haben Don Edwards und R.W. Hampton im Programm aber auch Lyle Lovett, Asleep at the Wheel, Roy Rogers und Rex Allen Senior. Und das Beste daran ist, es macht mir einen Heidenspaß!“
Zu hören ist die Sendung auch im Internet unter www.rangeradio.com
Rex Allen Jr. hat sein Pulver noch lange nicht verschossen, um in der Sprache des Metiers zu bleiben, in der er fest verwurzelt ist.