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Heaven’s Just A Sin Away: Jerry Gillespie

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Dieser Song mit seiner so eingängigen Melodie gehört zu denjenigen, die die Karriere eines Künstlers so richtig in Gang bringen. In diesem Fall war es diejenige des Tochter-Vater-Duos The Kendalls. Bis dahin noch weitgehend unbekannt, wurde ihnen der Song 1977 zugespielt.

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Sie gehörten zum seinerzeit noch neuen Indie-Label Ovation Records, das unter der Leitung des umtriebigen Brien Fisher richtig für Furore sorgte. Nicht zuletzt dank der Kendalls und dieses Hits. Jeannie Kendall und ihr Vater Royce hatten bereits Versuche bei Labels wie Stop Records und Dot Records unternommen, ohne dass dies ihre Karriere sonderlich in Schwung gebracht hätte.

Wie sich im Jahre 1977 erweisen sollte, brauchten sie den richtigen Song, um ihren eigenen Sound finden und rüber bringen zu können. Brien Fisher schaffte es, mit „Heaven’s Just A Sin Away“ die Kendalls auf die Landkarte der Country Music zu setzen. Im Mittelpunkt ihres unverkennbaren Sounds steht Jeannie Kendalls kräftige, hohe Stimme. Wie wichtig die Harmoniestimme ihres Vaters war, merkte man oft erst, wenn er nicht sang. Als ich die Kendalls zum ersten Mal interviewte (in einem US-Club in der Eifel) gehörten sie noch zu den hoffnungsvollen Unbekannten – doch bereits damals waren bei ihren Auftritten Ansätze des Sounds zu erkennen, mit dem sie wenig später den Durchbruch schaffen würden.

„Vater“ des Songs ist Jerry Gillespie, einer der renommierten Autoren im Nashville der 1970er und 1980er Jahre. Er war aus Decatur, Alabama an den Cumberland River gekommen und wurde mir in erster Linie als Co-Autor von Tommy Overstreet ein Begriff. Mit T.O. schrieb er u.a. dessen Hits „Gwen (Congratulation)“ und „That’s When My Woman Begins“. Vor „Heaven’s Just A Sin Away“, für das es übrigens einen Grammy gab, hatte er einige kleinere Erfolge feiern dürfen (u.a. Jack Barlow’s „Catch The Wind“ – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hit von Donovan). Später sollten Gillespie weitere Hits vergönnt sein wie „She’s Ready For Someone To Love Her“ mit den Osmond Brothers aber auch mit Kenny Rogers, „Jagged Edge Of A Broken Heart“ (Gail Davies), „I Just Can’t Stay Married To You“ (Cristy Lane), „Do You Look As Good As You Look“ (The Bellamy Brothers) oder „Someone’s Knockin'“ (Terri Gibbs), an denen er zumindest als Co-Autor beteiligt war.

Gillespie hatte den Kendalls „Heaven’s Just A Sin Away“ ans Herz gelegt, weil er das Lied besonders für ein Duo geeignet hielt. Die Kendalls waren gleicher Meinung, konnten es aber zunächst nicht verwenden, da sie zu der Zeit keinen Plattenvertrag hatten. Als Fisher sie zu Ovation holte und die erste Session vorbereitet wurde, holten sie den Song aus der Tasche. Royce Kendall erinnerte sich, dass ihm die Melodie gleich beim ersten Anhören im Ohr hängen geblieben war – meist ein untrügliches Zeichen für Hit-Potenzial. Der Sound an sich entstand eher zufällig unter Beteiligung der anwesenden Musiker bei den Aufnahmen zum ersten Album.

Wie wenig man selbst bei Experten einen Erfolg vorhersehen kann, sollte sich nun zeigen. Jeannie Kendall erinnert sich so daran: „Wir fanden den Song zwar gut aber als etwas Besonderes fiel er keinem von uns auf. Wahrscheinlich ist man auch erst einmal betriebstaub wenn man so intensiv an Songs gearbeitet hat. Als erste Single wurde „Making Believe“ veröffentlicht aber Emmylou Harris brachte den Titel auch raus und damit waren wir aus dem Rennen. Dann entschied man sich für „Live And Let Live“ als nächste Single und packte „Heaven“ als B-Seite dazu. Bald zeigte sich, dass die DJ’s „Heaven“ bevorzugten – welch ein Glück für uns!“. „Heaven’s Just A Sin Away“ wurde ein echter Knaller, der sich vier Wochen auf Platz 1 hielt – eine von insgesamt drei Nr. 1-Singles der Kendalls.

Inhaltlich behandelt er Song das in er Country Music immergrüne Thema der Untreue in einer Beziehung. Ganz einfach ausgedrückt: sie lebt in einer festen Beziehung, fühlt sich aber zu einem anderen Mann so stark hingezogen, dass sie der Versuchung wohl nicht widerstehen kann. Der Himmel ist eben oft nur eine einzige Sünde weit entfernt. Man kennt die alte deutsche Redensart „Der Wille war stark aber das Fleisch stärker!“

Ein deutlicher Beweis dafür, dass nicht der Inhalt des Songs für den Erfolg verantwortlich war, mag darin gesehen werden, dass ausgerechnet Gospel-Sender ihn gern und oft spielten. Auch in den USA hört man also nicht immer auf den Text eines Liedes. In diesem Fall waren Performance und Produktion ganz einfach so stark, dass alle möglichen Bedenken keine Rolle spielten.

Für „Heaven’s Just A Sin Away“ bekamen die Kendalls 1978 nicht nur einen Grammy sondern auch den CMA Award als Single des Jahres, ihr Album erhielt „Gold“. Zwar wurde der Song später gelegentlich auch von anderen aufgenommen (z.B. Kelly Willis und John Fogerty als Blue Ridge Rangers), doch nicht so häufig wie man es bei einem solchen Hit vermuten könnte. Jerry Gillespie war goldrichtig gelegen als er den Kendalls sein Lied anvertraute, sie hatten es zu „ihrem“ Song gemacht und damit ihre erstaunliche Karriere begründet.

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