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Harlan Howard

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In Nashville gibt es auf einen Quadratkilometer vermutlich mehr erfolgreiche Songschreiber als irgendwo sonst auf dem Globus. Aus dieser geballten Ladung an Talent ragt einer über alle anderen heraus – Harlan Howard. Man nennt ihn auch den „König der Songschreiber“. Mehr als 40 Jahre lang steuerte dieser geniale Autor der Unterhaltungsmusik einen Hit nach dem anderen bei. Deutlich über 4000 Songs soll er geschrieben haben, die natürlich nicht alle gut genug waren, um aufgenommen zu werden und in Erinnerung zu bleiben. Aber jeder von uns kennt mindestens einen Song dieses Mannes.

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Generationen von Kollegen hat er beeinflusst, aktiv war er seit den 1950er Jahren bis zu seinem Tod im Jahre 2002. Vermutlich ist die Anzahl der amerikanischen Country-Sänger, die nie einen Song von Harlan Howard aufgenommen haben, kleiner als umgekehrt. Die Karriere des Harlan Perry Howard ist ungewöhnlich. Nicht nur, weil er kein armer Schlucker mehr war als er 1960 in Nashville auftauchte. Da hatte er schon einen Namen und verdiente gut an seinen Songs. Doch bis dahin war sein Weg nicht leicht gewesen.

Geboren wurde Howard am 8. September 1927 in Lexington, Kentucky. Da seine Eltern kurz nach seiner Geburt nach Detroit gingen, wuchs Howard dort auf und absolvierte auch die Schulausbildung in der Auto-Metropole. Mitgenommen aus Kentucky hatte er die Liebe zur Country Music, auch in Michigan lauschte er der Grand Ole Opry am Radio. Den Wehrdienst leistete er überwiegend bei den Fallschirmspringern in Georgia ab. Dann zog es ihn mit Macht in die Musik. Howard erzählte: „Musik hat mich immer fasziniert aber auch das Lesen. Ich habe viele Bücher verschlungen. Mich haben die Country Songs und die Sänger im Radio begeistert. Die Wirklichkeitsnähe der Songs hat mich als Kind schon berührt. Ich mochte die traurigen Lieder, Songs über das wirkliche Leben. Besonders bei Ernest Tubb ging mir das Herz auf. Die Songs haben bei mir etwas bewirkt. Das wollte ich auch machen. Mit 12 habe ich meinen ersten Song geschrieben. Wenn ich Teile eines Liedes im Radio nicht verstand, habe ich meine eigenen Ergänzungen gebastelt. Das war zwar kein wirkliches Songschreiben aber eine richtig gute Schulung, was die Struktur eines Liedes angeht. Ich hatte früh einen Blick und ein Ohr für aussagestarke Formulierungen. Die sind für den Erfolg eines Liedes immer wichtig. Und weil mir das ganz gut gelang, habe ich später einen Job daraus gemacht.“

Was sich so einfach anhört, brauchte natürlich einen Entwicklungsprozess. Nach dem Wehrdienst ging Howard nach Los Angeles. Sein Kommentar: „Ich dachte, wenn man es dort nicht als Songschreiber zu etwas bringen würde, dann waren da noch genug Jobs in einer Fabrik. Wie richtig ich damit lag, habe ich zu spüren bekommen. Ich arbeitete als Trucker, Taxifahrer, an der Tankstelle und in einer Druckerei. Jede freie Minute nutzte ich dazu, Lieder zu schreiben. Manchmal kam ich mit fünf oder sechs davon nach Hause, wusste aber nicht, wie ich sie verwerten konnte. Damals habe ich gedacht, ich käme nie aus der Fabrik raus.“

Neben Los Angeles tat sich speziell im nicht weit entfernten Bakersfield so einiges. Harlan Howard orientierte sich auch dorthin, die sich im Aufbruch befindliche Szene brachte ihn weiter. Er lernte Tex Ritter und Johnny Bond kennen, nicht nur sie sondern auch Wynn Stewart, Buck Owens, Freddie hart, Ray Price und Charlie Walker. Letzterer sorgte für den Durchbruch Howards als Autor als er „Pick Me Up On Your Way Down“ zu einem Hit, ja zu einem Klassiker machte. Über die Auswirkungen sagte Howard: „Jetzt hatte ich einen Hit, arbeitete aber immer noch in der Fabrik. Es dauert ja eine Weile, ehe die Tantiemen auf dem Konto eintrudeln. Eines Tages rief mich Ray Price aus Nashville an. Er hatte „Pick Me Up“ gehört, es gefiel ihm, er fragte, ob ich neue Songs für ihn hätte. Ich schickte ihm drei Songs, darunter „Heartaches By The Number“. Das ist immer noch mein kommerziell erfolgreichster Song. Er wurde tausende Male aufgenommen, in allen möglichen Sprachen.“ 1960 zog Harlan Howard mit seiner damaligen Ehefrau Jan nach Nashville. Es begann ein regelrechter Hype um seine Songs und das nicht zu unrecht. Zeitweise fanden sich unter den Top 40 gleich 15 Songs von Howard. Das hatte es bis dahin und hat es seither nicht mehr gegeben.

Harlan Howard

Der Erfolg blieb ihm bis zuletzt treu. Nicht zuletzt wusste er genau, was einen guten Song ausmacht. Er besaß auch die Fähigkeit, einem Künstler Songs genau auf den Leib zu schreiben. Es gab für ihn auch die so genannten „trockenen Phasen“, die jeder Autor kennt. Das sind Zeiten, in denen einem nichts Verwertbares einfällt. Doch anders als gewöhnlich versiegte Howard’s kreative Quelle nicht, sie begann irgendwann wieder zu sprudeln. Auch die sich im Laufe der Jahre ändernden Trends, Geschmäcker und Sounds überstand er problemlos. Er verstand es, sich den Gegebenheiten mit seinen Songs anzupassen wie ein Chamäleon.

An dieser Stelle ist es an der Zeit, einige der noch nicht genannten Songs des Harlan Howard alphabetisch aufzulisten. Die Namen der Interpreten spare ich mir, es wären zu viele, um sie alle zu nennen.

Above And Beyond The Call Of Love
Blame It On Your Heart
The Blizzard
Busted
The Chokin‘ Kind
Don’t Call Me From A Honky Tonk
Don’t Tell Me What To Do
The Everglades
Evil On My Mind
Excuse Me ( I Think I’ve Got A Heartache)
He Called Me Baby
He’ll Have To Go
He’s Gone Gone Gone
Heartbreak USA
I Don’t Believe I’ll Fall In Love Tonight
I Don’t Know A Thing About Love
I Fall To Pieces
I Wish I Could Fall In Love Again
I’ve Got A Tiger By The Tail
The Key’s in The Mailbox
Life Turned Her That Way
Mary Ann Regrets
Mommy For A Day
No Charge
Second Hand Rose
She’s A Little Bit Country
Somebody Should Leave
Somewhere Tonight
Streets Of Baltimore
Three Steps To The Phone
Too Many Rivers
Under The Influence Of Love
Why Not Me
You Comb Her Hair
Your Heart Turned Left
Yours Love

Eine willkürlich gewählte Auswahl, eine Reihe der Songs hat er mit Kollegen geschrieben. Team-Arbeit, die er besonders schätzte. Sein enormes Wissen und seine Erfahrung hat er immer wieder weiter vermittelt. Nicht nur Willie Nelson und Roger Miller bezeichneten ihn als ihren Lehrmeister. Nach dem Geheimnis seines Erfolges befragt, sagte er mir einmal: „Es gibt keines. Die Ideen zu Songs findet man überall, sie sind allgegenwärtig. Ich habe mir früh angewöhnt, auf alles zu achten, was gesagt wird. Ich lese die Zeitung von vorne bis hinten, selbst in den Nachrichten kann eine Idee verborgen sein. Manchmal ist der Titel eines Songs schon die halbe Miete. Man muss natürlich eine Fähigkeit entwickeln, zu erkennen, was zu einem Song taugt. Ich habe jede Menge Schnipsel von Servietten oder Bierdeckeln mit entsprechenden Notizen. Auch wenn das meiste davon Müll ist, man findet aber immer wieder das Samenkorn darunter, aus dem ein Hit spießt.“

Es macht immer Sinn, mit einem Songschreiber über das eine oder andere seiner „Kinder“ zu sprechen. Wie über „I Fall To Pieces“. Howard: „Das war Hank Cochrans Idee, mit ihm habe ich es geschrieben. Ich meinte, es sei ein guter Song aber war auch der Meinung, dass ich zu der Zeit bessere hatte. Man schreibt nie an einem Song allein, ich habe immer mehrere in der Mache. Hier war es wohl Patsy Cline’s einzigartiger Gesang, der aus dem Song einen Klassiker machte. Mich hat der überwältigende Erfolg überrascht. Ich habe durch diesen Song gelernt, richtig kommerziell zu schreiben.“ In der Rubrik „Die Story zum Song“ finden sich bei Country.de weitere Informationen zu Songs von Harlan Howard.

Für ihn, so bekannte er, seien Love Songs die größte Herausforderung und am schwierigsten zu schreiben: „Darüber ist so unendlich viel geschrieben worden, für diese Thema brauche ich entweder einen cleveren Aufhänger oder eine besonders eingängige Melodie. Im Idealfall beides. Ich schreibe gern über wacklige Beziehungen oder über tragische. Das ist es, was Country Music ausmacht, das etwas Dramatische zwischen einem Mann und einer Frau in einer Beziehung. Die Country Music hat sich leider davon entfernt, es wird zu wenig über das gesungen, was wirklich passiert. Die Menschen trinken, gehen fremd, sie sind nicht perfekt. Die Hälfte aller Ehe geht in die Brüche. Da ist das Leben, das kennen die Menschen. Das ist auch meine Welt. Natürlich haben wir auch Träume und man kann darüber schreiben aber es sind die Alltagsprobleme, mit denen wir uns herumschlagen. Dort liegen die lebensnahen Songs.“

Was macht für ihn einen guten Songschreiber aus? Worin liegt die Kunst? Howard: „Du hast nicht mehr als drei Minuten Zeit für deine Geschichte. Heute sind es manchmal 4 oder 5 Minuten. Das halte ich in vielen Fällen für zu lang. Du musst alles, was du vermitteln willst, in diese drei maximal Minuten packen. Dabei ist die Wahl der Worte entscheidend. Man muss Worte mögen, die Sprache. Mich macht es besonders stolz, wenn man mir sagt, ich könne mehr in eine Zeile packen als die meisten anderen Autoren. Ich versuche, möglichst schnell auf den Punkt zu kommen, im Idealfall schon in der ersten Zeile. Wenn ich das schaffe, schreibt sich der Rest des Songs oft von selbst. Manchmal weiß ich aber am Anfang nicht, wie die Geschichte endet. Ein sehr schönes Beispiel dafür war „The Blizzard“.“ Die Frage, was einen guten Country-Song ausmache, beantwortete er auf seine trockene Art: „Drei Akkorde und die Wahrheit!“

Im Laufe der Jahre hat sich Harlan Howard auch als Sänger versucht, hier blieb ihm der Erfolg versagt. Auf seine unnachahmliche, selbstironische Art meinte er dazu: „Hör dir doch mal meine Platten an, meine Stimme eignet sich doch wirklich nicht zum Singen. Es dauerte seine Zeit, ehe ich das begriffen und akzeptiert hatte. Leider habe ich mich das eine oder andere Mal noch dazu überreden lassen, doch wieder eine Platte zu machen. Ich hätte es besser den Sängern überlassen.“ Immerhin schaffte es eine seiner Platten in die Country Charts: „Sunday Morning Christian“ wird 1971 auf Platz 38 notiert.

Wegen seiner großen Verdienste wurde Harlan Howard 1997 in die Country Music Hall of Fame gewählt. Bereits 1973 war er in die Nashville Songwriters Hall of Fame“ aufgenommen worden. Am 3. März 2002 starb er im Alter von 74 Jahren.

Ob es jemals wieder einen Songschreiber wie Harlan Howard geben wird, darf bezweifelt werden. Überlassen wir das Schlusswort dem Meister: „Junge Autoren eifern mir nach, das ist okay. Aber sie müssen ihre eigenen Ideen entwickeln und ihren Weg gehen. Meine Vorbilder waren Fred Rose und Irving Berlin. Ihnen habe ich nachgeeifert, ohne ihnen das Wasser reichen zu können. Es ist richtig, wenn man sich hohe Ziele setzt, ob man die erreicht, müssen andere beurteilen.“

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