Lindsay Ell: Heart Theory
Lindsay Ell kehrt ihr Inneres nach Außen und verarbeitet Erlebtes musikalisch.
Lindsay Ell (31) veröffentlicht drei Jahre nach „The Project“ am 14. August 2020 ihren nunmehr 5. Longplayer – mit dem verheißungsvollen Titel Heart Theory. Bereits 2008 erschien mit „Consider This“ ihr erstes Album – es folgte 2009 „Alone“. Beide Alben sind bei kleinen Labeln erschienen und fast schon in Vergessenheit geraten. Erst ihr Debüt „The Project“ (2017) bei Stoney Creek Records sowie „The Continuum Project“ (2018), sorgten für erste größere Erfolge.
Laut Ell handelt es sich bei „Heart Theory“ um ein Konzeptalbum, das in zwölf Songs jede der Phasen der Trauer erkundet: Schock, Leugnung, Wut, Verhandeln, Depression, Austesten und Akzeptanz. Zum Komponieren und Texten holte sie sich u.a. mit Kane Brown, Tyler Hubbard (Florida Georgia Line) und Brandy Clark einige namhafte Songschreiber mit ins Boot. Produziert hat sie das Album gemeinsam mit Dan Huff.
Mit der Single „Make You“ sorgte Lindsay Ell für Furore. Das Lied wurde am 7. Juli 2020 anlässlich des Global Forgiveness Day veröffentlicht und lässt einen sichtlich zusammenschrecken: Erstmals bekennt sich die Musikerin dazu, eine Überlebende sexueller Gewalt zu sein. Der Titel ist, wie die Sängerin schreibt, „der erste Baustein der Phase der Vergebung“ – und ein Ausdruck der Entschlossenheit ihre Plattform zu nutzen, um anderen Überlebenden sexueller Traumata zu helfen und Mut zu machen. Im Zuge dessen rief Ell das Make You Movement ins Leben – ein wohltätiger Fonds, der es sich zur Aufgabe macht, Organisationen finanziell zu unterstützen, die gefährdeten Jugendlichen und Überlebender sexueller Übergriffe und häuslicher Gewalt helfen. „Wenn Musiktheorie die Wissenschaft der Musik ist, dann ist ‚Heart Theory‘ die Wissenschaft des Herzens“, erzählt die Künstlerin über ihr neues Album. „Ich hoffe, dieses Album kann ein Trost sein, wenn man ihn braucht, eine Bestätigung, wenn man sich wieder mal selbst daran erinnern muss, an sich zu glauben – oder einfach ein Blick auf das, was einen zu dem gemacht hat, was man heute ist.“
Werfen wir einen Blick auf die weiteren Songs des Albums: Mit dem Opener „Hits Me“ erzählt Ell, welche dramatischen Gefühle und Gedanken einem durch den Kopf rasen, wenn eine Trennung kurz bevorsteht. Die weiteren Songs des Silberlings nehmen das Thema Liebe und Schmerz ebenfalls sehr genau unter die Lupe. „How Good“, „I Don’t Love You“ und „Want Me Back“ erzählen mehr als eindrucksvoll davon, wie das Leben – wegen einer verlorenen Liebe, regelrecht aus den Fugen geraten kann. Doch was passiert nach der Trennung? Das hören wir ab „Get Over You“, „Wrong Girl“, „Body Language Of A Breakup“, „Good On You“ und „The Other Side“ – die Distanz zum „Ex“ finden, in „aller Freundschaft“ und „guten Gewissens“ trennen! Da steht jede Menge Veränderung ins Haus – Ell beschreibt das mal augenscheinlich schwermütig, aber auch hoffnungsvoll mit einem Augenzwinkern und neugewonnener Lebensfreude! Mit „Go To“ und dem bereits erwähnten „Make You“ sowie „Ready To Love“, endet ein wahrhaft großartiges Album, auch wenn das Thema, das Konzept des Albums, dieses so nicht erahnen lassen würde.
Fazit: Tolles Album! Die Melodien sind fantastisch, die Musik harmonisch – im leichten Pop Country, Rock & Blues angelegt. Die Texte sind großartig und gehen mit dem eindrucksvollen Sound eine gefühlvolle Symbiose ein. Mit „Heart Theory“ kehrt Lindsay Ell ihr Inneres nach Außen – das gelingt ihr äusserst eindrucksvoll.
Lindsay Ell – Heart Theory: Das Album
Titel: Heart Theory
Künstler: Lindsay Ell
Veröffentlichungstermin: 14. August 2020
Label: Stoney Creek Records
Vertrieb: BMG Rights Management (Warner)
Formate: CD & Download
Laufzeit: 39:37 Min.
Tracks: 12
Genre: Country, Pop, Rock, Blues
Trackliste: (Heart Theory)
01. Hits Me
02. How Good
03. I Don’t Love You
04. Want Me Back
05. Get Over You
06. Wrong Girl
07. Body Language Of A Breakup
08. Good On You
09. The Other Side
10. Go To
11. Make You
12. Ready To Love