National Museum For African American Music in Nashville eröffnet
Die Music City erhält ein weiteres Musik-Museum, das auf die afroamerikanischen Beiträge zur amerikanischen Musik hinweisen soll. Auch die Countrymusik wäre ohne die afroamerikanischen Einflüsse nicht denkbar.
Nashville, ohnehin reich mit Musik-Museen gesegnet, ist seit wenigen Wochen um ein weiteres Ausstellungshaus reicher. Denn am „Martin Luther King Day“ am 18. Januar, wurde es offiziell eingeweiht und seit dem 6. Februar – rechtzeitig zum „Black History Month“ in den USA – hat es seine Pforten für das Publikum geöffnet: Das National Museum For African American Music (NMAAM) in Nashville.
Mitten im Herzen von Nashville
Zentral am Broadway direkt an der Honky Tonk Meile gelegen, soll es auf die afroamerikanischen Beiträge zur amerikanischen Musik hinweisen. Auch auf die schwarzen Beiträge zur Country Music. Ein Kapitel, das noch viel zu oft übersehen wird. Und das, obwohl die Countrymusik ohne die afroamerikanischen Einflüsse gar nicht möglich wäre.
Doch mit dem Aufkommen der Schallplattenindustrie in den 1920er Jahren wurde der Markt fein säuberlich aufgeteilt. Gab es vorher sowohl weiße, als auch schwarze Old Time- und Hillbillymusik, wurde nun unterschieden zwischen Race Records (Schwarzer Blues) und Country & Western (weißer volkstümlicher Musik).
Dabei reichen die afroamerikanischen Einflüsse auf die Countrymusik von der Adaption von Instrumenten wie dem Banjo über die Fusion mit dem Blues bis hin zu ganz konkreten afroamerikanischen Personen, ohne die wichtige weiße Countrystars gar nicht möglich gewesen wären. Lesley Riddle trug für die Carter Family die Songs zusammen, Rufus Payne lehrte Hank Williams das Gitarre spielen und Arnold Shultz war der musikalische Lehrmeister vom Vater des Bluegrass, Bill Monroe. Und der Vater der Countrymusik, Jimmie Rodgers übernahm nicht nur den schwarzen Blues und schuf somit das „Blue Yodeling“, er nahm auch mit Jazz-Legende Louis Armstrong zusammen Songs auf. Im Kapitel der Dauerausstellung im NMAAM zum Thema „Blues“ wird daher auch die wichtige Bedeutung dieses Musikgenres für die Countrymusik erörtert.
Denn in der offiziellen Musikgeschichtsschreibung des Country Business wollte man davon wenig wissen. Da wurde 1941 mit der DeFord Bailey dann sogar auch noch der einzige afroamerikanische Künstler der Grand Ole Opry aus rassistischen Gründen gekündigt. Die Jungs von der Old Crow Medicine Show haben vor wenigen Monaten in einem Video darauf nochmals hingewiesen.
Es würdigt die afroamerikanischen Beiträge zur US-Musik-Kultur
Das National Museum For African American Music ist aus guten Gründen in Nashville platziert worden. Über viele Jahrzehnte schien die „Arbeitsteilung“ in Tennessee so: Nashville ist das Mekka der weißen Countrymusik, Memphis ist das Mekka des schwarzen Blues. Dabei wird völlig unter den Tisch gekehrt, welch große Bedeutung Nashville traditioneller Weise für die afroamerikanische Community und ihre Kultur hat. Sogar der Beiname „Music City“ verdankt seine Entstehung der schwarzen Musik. Die Fisk Jubilee Singers, der Chor der Fisk University, eine von drei schwarzen Hochschulen in Nashville neben dem Meharry Medical College und der Tennessee State University, reisten als musikalische Botschafter der afroamerikanischen Community Ende des 19. Jahrhunderts bis nach Europa und begeisterten Queen Victoria so sehr, dass sie deren Herkunftsort Nashville als „Music City“ titulierte.
Wiederbelebung des afroamerikanischen Selbstbewusstseins in Nashville
Alle drei Bildungsinsitute lagen nahe der Jefferson Street in Norden Nashvilles. Die Jefferson Street wurde von den 1940 bis in die 1960er zu einem Hotspot für Rythm & Blues und Rock’n’Roll. Sogar der junge Jimi Hendrix hatte hier seine ersten Auftritte. Doch die afroamerikanische Musikgeschichte Nashvilles endete abrupt mit dem Bau der Interstate 40, die mitten durch die Jefferson Street eine Schneise schlug und das kulturelle Herz des afroamerikanischen Nashvilles durchtrennte. Die Folge war der Bedeutungsverlust einer historisch gewachsenen Viertels.
Lange hoffte man daher in der afroamerikanischen Community Nashvilles darauf, dass das NMAAM dort in der Jefferson Street an der Kreuzung zum Rosa Parks Boulevard seine Heimstätte finden und das Viertel wiederbeleben könnte. Doch stattdessen fand es sein Domizil direkt am Broadway, wo lange Jahre das Nashville Convention Centre stand. Für viele, auch für den Führungskreis des Museums war das eine Aufwertung. Mitten auf dem Broadway zwischen Ryman Auditorium und Bridgestone Arena, direkt an der Honky Tonk-Meile und fußläufig entfernt von der Country Music Hall Of Fame und der Music Row war das ein ganz selbstbewusstes Zeichen: Hier mitten in Nashvilles Herz gehören wir hin. Ein Museum, das Nashville um wichtige Aspekte bereichert und im Nach-Trump-Amerika ein wichtiges Zeichen der kulturellen Vielfalt setzt.
Website des National Museum For African American Music: www.nmaam.org