Don Rich: The Guitar Pickin’ Man
Vor nunmehr 50 Jahren verunglückte der Buck Owens-Sidekick und Telecaster-Mastermind tragisch.

Don Rich war als der „Guitar Pickin’ Man“ schlechthin integraler Bestandteil des Sounds der Buckarros und von Buck Owens‚ Musik. Und Buck Owens selbst sagte, wenn er seinen Sound erklären sollte: „I didn’t create it alone. Don Rich was as much a part of that sound as I was.“
Selbstredend, dass man sich Don Rich nicht widmen kann, ohne auch von Buck Owens zu sprechen – andersherum ist es genauso.
Don Rich wurde am 15. August 1941 im US-Bundestaat Washington geboren und wuchs dort bei Adoptiveltern auf. Er war als Baby zu ihnen gekommen. Seine überfürsorgliche Adoptivmutter hielt später auch noch den bereits 16- oder 17-jährigen Don an der kurzen Leine, und erschwerte so mitunter das gemeinsame Musizieren mit dem 12 Jahre älteren Buck Owens, der in seinen späten Zwanzigern für ein paar Jahre oben im Nordwesten lebte und den Youngster dort für seine Musiktruppe entdeckt hatte. Bei Auftritten der beiden saß die Mutter immer in der ersten Reihe und passte auf, dass der Junior nach der Show ja nichts mit einem Mädchen anfing.
Der Mann, der als Don Rich bekannt werden sollte, hatte ursprünglich einen anderen Namen. Den griffigen Künstlernamen Don Rich bekam er von seinem Bandleader verpasst. Als er sich zunächst Buck Owens vorstellte, dachte jener, Donald Eugene Ulrich sei schon ein ziemlich fancy Name für einen Country-Fiddler und da auch eigentlich niemand wusste, wie man den Namen aussprechen sollte, wie Buck später erzählte, tat er ihm einen Gefallen und nannte ihn Don Rich. „Ok, Chief!“ sagte Don und hatte seine neue Identität gefunden.
Ja, der Bakersfield-Sound Gitarrero Don Rich war zunächst in erster Linie Fiddler und mit der Gitarre weniger vertraut. „Georgia Peach“, erstmals erschienen auf dem Buckarros Album „Anywhere USA“ 1969 und ebenso auf der 1971 er Fiddle Tunes Compilation „That Fiddlin‘ Man“ zu finden, deren psychedlisches Cover vom Style her etwas an „Yellow Submarine“ von den Beatles erinnert, legt Zeugnis ab, dass Rich auch auf diesem Instrument brillierte.
Rich soll schon im Alter von sage und schreibe drei Jahren mit dem Fiddle-Spiel angefangen haben. Die Gitarre folgte bald und dass er heute gerade als Meister dieser gilt, liegt vor allem daran, dass die Fiddle in Buck Owens‘ Sound der 1960er Jahre eher ein Nischendasein pflegte.
Als Don Rich 1960 nach einem kurzen College-Intermezzo beschloss, nach Bakersfield zu gehen und künftig wieder mit Buck Musik zu machen, brachte Owens, der zuvor bereits als Studio-Gitarrist für Capitol Records gearbeitet hatte, Don noch ein paar Kniffe bei. Ab 1963 übernahm Rich dann die Lead-Gitarren-Parts in der Band, damit sich Buck mehr auf das Singen konzentrieren konnte. Bald konnte Buck feststellen, dass fortan nur noch er von Don lernen konnte. Blitzschnell hatte dieser seinen Chef auf dem Instrument überholt. Seine typischen Gitarrenkünste kann man z.B. gut auf der 1967er Don Rich und Buckaroos Capitol-Single „Chicken Pickin'“ hören, die genauso wie die Gitarrenspieltechnik heißt, die Rich hier spielt.
Im Laufe der 1960er Jahre wurde Don Rich als Instrumentalist für Buck Owens unentbehrlich. Von Anfang an galt das auch für ihn als Sänger, denn seine Stimme harmonierte perfekt mit der von Buck. Und so ist ebenso ihr zweistimmiger Gesang zentrales Merkmal des Sounds von Buck Owens und den Buckarros.
Darüber hinaus war Don Rich der Partner in Crime, den Buck immer gebraucht hatte. Beide ergänzten sich blind. Nur der Alkohol, Pillen und die Liebe zu schnellen Motorädern störten diese künstlerische Symbiose.
Unterwegs zur Familie, um mit dieser ein paar Ferientage zu verleben, verunglückte Don Rich auf dem Highway im kalifornischen Küstenort Morro Bay am 17. Juli 1974 bei einem tragischen Motorradunfall mit gerade mal 32 Jahren.
Am Unglückstag, noch wenige Stunden vor dem Unfall hatte Buck Owens noch mit ihm gesprochen, ihn eindringlich gebeten, diesmal nicht auf das Motorrad zu steigen. Womöglich machte sich deshalb Owens später große Vorwürfe, dass er Rich nicht hatte überzeugen können, das Zweirad diesmal stehen zu lassen.
Nach dem Tod von Don Rich brach dann auch Buck Owens‘ Welt in sich zusammen. Der Vertrag mit Capitol lief aus und es dauerte lange, bis er wieder erfolgreich Musik machen konnte. In einem Interview in den 1990er Jahren sagte Buck über Don:
„He was like a brother, a son, and a best friend.
Something I never said before, maybe I couldn’t,
but I think my music life ended when he died.
Oh yeah, I carried on and I existed, but the real joy and love,
the real lightning and thunder is gone forever.“
Es war, als wäre mit Don ein Teil von Buck gestorben.
Auch auf regulären Buck Owens and the Buckarros Alben hatte Buck Don ganz uneitel hin und wieder das Mikrofon überlassen, so wie z.B. in dem etwas altbackenen aber sehr schmissigen Wham Bam von ihrer 1965er LP I‘ve got The Tiger By The Tail. Wenn es in der Countrymusik je etwas Vergleichbares in Punkto Performance wie das Duo Lennon & McCartney gegeben hat, dann waren dies die Bakersfield Sound Legenden Rich & Owens, so elegant perlten ihre Melodien, wenn sie die Stimmen erhoben oder ihre glockenhellen Fendergitarren erklingen ließen. Glücklicherweise gibt es Tonträger, die dies bezeugen, ansonsten würde es einem heute womöglich keiner mehr glauben.