Ella Langley: Hungover
Kurz und knapp: Großartiges Debütalbum!
„Verkatert“ als Titel für ein Album? Warum nicht, hat sich wohl Ella Langley gedacht, als sie ihr Debütalbum „Hungover“ benennen wollte. Die 25-jährige Ella Langley, die eigentlich Elizabeth Camille Langley heißt, ist vor wenigen Jahren aus Hope Hull in Alabama nach Nashville gezogen. Seither hat sie intensiv an ihrer Karriere gearbeit, ist bereits in der Grand Ole Opry aufgetreten, unterzeichnete bei Columbia Records ihren ersten Plattenvertag und ist unter anderem Duettpartnerin von Kameron Marlowe und Riley Green. Sie hat bei allen 14 Titeln des Albums mitgeschrieben und die Liste der Co-Autoren ist eindrucksvoll, nennen wir nur Rhett Akins, Laura Veltz, Josh Kear oder Jon Nite.
Zurück zum Titelsong: Sie blickt zurück auf eine durchzechte und auch sonst erinnerungswerte Nacht, geprägt von Bourbon und Küssen und was sonst noch passiert sein mag, also „Hungover“. Hier wird schon Ellas tolle Stimme ein wichtiges Merkmal ihrer Musik. Toll, wie ihre Stimmung rüberkommt. Und selbstbewusst und bestimmt geht es weiter: „I Blame This Bar“ ist bester Honky Tonk Sound, nicht er, nicht sie ist Schuld an dem Verhältnis, sondern die Stimmung in der Bar. Noch eindeutiger selbstbestimmt, ist ihre aktuelle Single, in der Riley Green ihr Duettpartner ist. „You Look Like You Love Me“ ist ihre Anmache an den feschen Cowboy, den sie nach längerer Enthaltsamkeit (erfolgreich) aufreißt. Das reicht bereits für Top 20 in den Hot Country Singles, für Platz 53 in den Billboard Hot 100 und seit zwei Wochen ist der Song in der Country Airplay Charts mit steigender Tendenz zu finden.
Weitere Songs, die besonders sind, bietet Ella an: „Better Be Tough“, kommt laut und energisch rüber. „Nicotene“ ist die Kurzgeschichte einer Abhängigkeit, die jeder Raucher kennt, in ihrem Fall will sie, dass er für sie eine Art Nikotin ist und sie macht daraus eine Midtempo-Ballade. Sanfte Gitarrenklänge eröffnen das ruhige „Girl Who Drank Wine“, über das Mädchen, das nicht von „hier“ war und ihm so auffiel. „Love Me Tonight“ handelt ebenfalls von einer Nacht, in der sie etwas tat, was sie bereut: „I’m gonna love you tonight, gonna hate me tomorrow“. Irgendwie kann man es kaum glauben, aber auch „Paint The Town Blue“ erzählt von einer Enttäuschung, die sie abends in einer Bar betäuben will, aber es klingt überzeigend. Und wenn ich einen Song als nächste Single aussuchen dürfte, würde ich das witzige und flotte „Cowboy Friends“ nehmen, bei dem die Steel Gituitar „rockt“ und Ella fast yoldelt.
Doch Ella kann auch nostalgisch sein: In einer schönen Ballade erzählt sie Geschichte ihrer Großeltern, die immer zusammen waren: Die Oma war für sie das wichtigste, sie war „closest to heaven“, selbst im Tode wird das so sein. Für den Abschluss des Albums hat Ella zwei akustische Aufnahmen genommen. Mit spärlicher Instrumentierung fordert sie „Cowgirl Don’t Cry“ und ebenso in „Broken In“, wobei ihre Stimme so gut zur Geltung kommt.
Fazit: Ella Langley hat eine sehr interessante Stimme, ganz leicht angeraut, sehr einfühlsam, aber auch zu rockigen Klängen fähig. Sie erinnert an die junge Miranda Lambert und das ist ja wirklich ein Kompliment, oder? Die 14 Songs bieten beste Unterhaltung, denn sie schafft es jenseits üblicher Klischees bei gängigen Countrythemen originell zu sein. Ihr Produzent Will Bundy hat für beste musikalische Begleitung gesorgt. Ich bin sicher, dass wir von Ella Langley noch viel gute Musik hören werden. Der Anfang ist jedenfalls gemacht. Ihre erste große Tournee beginnt am 15. August 2024, leider sind keine Termine in für uns erreichbarer Nähe geplant!
Ella Langley – Hungover: Das 2024er Album
Künstlerin: Ella Langley – Hungover
Album: Hungover
Veröffentlichung: 2. August 2024
Produzent: Will Bundy
Label: Columbia Records
Formate: Stream & Download
Tracks: 14
Laufzeit: 45 Min.
Genre: New Country
Trackliste: (Hungover)
01. Hungover
02. I Blame The Bar
03. You Look Like You Love Me mit Riley Green
04. Nicotine
05. Love You Tonight
06. Better Be Tough
07. Paint The Town Blue
08. Cowboy Friends
09. Girl Who Drank Wine
10. Monsters
11. People Change
12. Closest To Heaven
13. Cowgirl Don’t Cry (Acoustic)
14. Broken In (Acoustic)