Margo Price & Jesse Welles: Don’t Wake Me Up
Wenn die Bob Dylan-Fanfrau mit dem Bob Dylan unserer Tage einen Song schreibt: Eine Zusammenarbeit, die in der Luft lag.

Sie ist eine erfolgreiche Country-Rebellin und große Bob Dylan-Verehrerin, er nimmt gerade die Rolle des Bob Dylan unserer Tage ein. Nun haben sich Margo Price und Jesse Welles zu dem Song Don’t Wake Me Up zusammengetan. Der neuen Single-Auskopplung von Margos neuem, bald erscheinendem Album. „Jesse Welles ist einer meiner liebsten neuen Songwriter und ein seltener, produktiver Künstler, der wirklich etwas zu sagen hat. Ich traf ihn bei Farm Aid und wurde ein großer Fan seiner Texte und seiner Stimme. Ich bin so dankbar, dass er mit mir bei diesem Song singen konnte“, sagt Margo zur Zusammenarbeit mit dem Künstler.
Denn dieser Song ist ideale Grundlage für eine Zusammenarbeit der beiden. Es ist ein Country-Rocker, der sich durch Hunderte meisterhaft gesponnener Texte quält und den Hörer auf eine Reise an Dutzende Orte mitnimmt, die alle besser sind als hier. „So wie die Welt läuft, bin ich nicht“, brüllen Price und Welles unisono und träumen sich in Gedanken von den schreienden Politikern im Fernsehen oder dem Wahnsinn im Internet weg. „Und früher oder später sind wir alle tot. Ich lebe lieber in vollen Zügen, in meinem Kopf.“ Eine kritische und zugleich stoische Sicht auf den Wahnsinn der Welt. Und damit passend als Crossover für die Countrykünstlerin und dem Protestsänger, der zwar archetypisch an Bob Dylan erinnert, aber in der Eindeutigkeit seiner Lyrik näher an Dylans Zeitgenosse Phil Ochs ist.
Welles hat im März sein aktuelles Album Middle veröffentlicht. Er hat es in Nashville aufgenommen und so ist es ein Folk-Rock-Country-Album geworden, das thematisch den Wahnsinn in Amerika aufgreift: Die Gauner, Prediger und Betrüger, die Hass und Spaltung schüren. „Rocket Man“ zielt beispielsweise sehr genau auf einen gewissen Milliardär, der auf Ketamin ist, rassistische Gedanken äußert und schon mal etwas Hitlergruß-ähnliches zeigt. Dass Welles sich aber wirklich an Dylan orientiert, zeigt sich mit seinem Song „Every Grain Of Sand“, der natürlich eine Art kritische Hommage an Dylans gleichnamigen Song ist.
Doch zurück zu Margo. Inspiriert wurde „Don’t Wake Me Up“ teilweise vom grenzenlosen Werk eines von Margo Prices Lieblingsdichtern, Frank Stanford. Der Song begann als eine Reihe von Notizbucheinträgen, auf die Price’ Ehemann und Mitautor Jeremy Ivey später stieß. Sie sagt: „Dieses Lied entstand vor einigen Jahren als Gedicht und wurde ursprünglich vom Dichter Frank Stanford inspiriert. Mein Mann und Co-Autor Jeremy Ivey fand die Idee, die ich in meinem vergessenen Notizbuch notiert hatte, und wir ließen sie mit einer Melodie wieder aufleben. Das Ganze entstand in zehn Minuten, in einem dieser blitzartigen Momente, in denen man mit etwas Größerem als sich selbst verbunden ist. Ich wollte die Menschen daran erinnern, wie wir träumen dürfen, selbst wenn die Welt draußen wie ein Albtraum erscheint.“
Margo Price & Jesse Welles: Don’t Wake Me Up
Im gerade erschienenen Video ist Welles allerdings nicht zu sehen. Stattdessen aber zitiert Margo hier filmisch Bob Dylan, indem sie wie Dylan zu „Subterranean Homesick Blues“ die Texttafeln fallen lässt. Zwischen unheimlichen, sirenenhaften Line-Dance-Ritualen im Wald findet sich Margo Price im Video auf einem Feld, in einer Spelunke, auf einer Kuhweide, einem Friedhof, in einer Honky-Tonk-Bar, einer Fabrik, einem Spirituosenladen, einer Bowlingbahn, einem Wohnwagenpark, einem Waffle House, einem Einkaufszentrum im Mittleren Westen und weiteren Orten wieder, die im Song besungen werden.
Margos neues Album „Hard Headed Woman“ erscheint am 29. August bei Loma Vista Recordings, im Oktober und November wird Margo Price, unterstützt von einer neuen Live-Band die Musik von „Hard Headed Woman“ auf der Wild At Heart Tour mitbringen. Zuvor wird Margo Price auch beim Newport Folk Festival spielen, mit Mumford & Sons, Farm Aid und anderen Festivals im ganzen Land auftreten und auch hier wieder auf Jesse Welles treffen. Ein neues Traumpaar der progressiven Folk- und Countrymusik? Es wäre uns allen zu wünschen.
Margo Price – Hard Headed Woman: Das 2025er Album
Künstlerin: Margo Price
Album: Hard Headed Woman
Veröffentlichung: 29. August 2025
Label: Loma Vista Records (Universal Music)
Formate: CD, Stream & Digital
Tracks: 12
Genre: Country
Trackliste: (Hard Headed Woman)
01. Prelude
02. Don’t Let The Bastards Get You Down
03. Red Eye Flight
04. Don’t Wake Me Up (feat. Jesse Welles)
05. Close To You
06. Nowhere Is Where
07. Losing Streak
08. I Just Don’t Give a Damn
09. Keep A Picture
10. Love Me Like You Used To Do (feat. Tyler Childers)
11. Wild At Heart
12. Kissing You Goodbye