Various Artists: The Hunger Games (Original Soundtrack)
Von den Klassikern des Country und Americana wissen wir, in welch zum Teil obskurer Umgebung sie das Licht der Welt erblickten. So hat Hillbilly-Shakespeare Hank Williams seine besten Aufnahmen für die Radiowerbesendungen eines Mehlproduzenten eingespielt. Vielleicht hat dies Produzenten-König T-Bone Burnett dazu beflügelt, für den ebenso überschätzten wie enttäuschenden Film Hunger Games einen Soundtrack zusammen zustellen, der zum besten gehört, was man auf diesem Gebiet seit vielen Jahren gehört hat.
Für den OST (Original Soundtrack) dieses ebenso düsteren wie plumpen Science Fiction führt er ausgerechnet angesagte Country, Folk und Indiekünstler zusammen. Das Ergebnis ist eine so nicht erwartete grandios-stimmige Musikkomposition, die auch sogleich die Charts stürmte. Allerdings: Im Film ist von dieser Musik nicht zu hören. Wahrscheinlich gut so: Um so stärker kann die Platte für sich alleine stehen.
Country, Folk und Americana sind oftmals in der Gefahr, musikalisch zu sehr reine Traditionsbewahrer zu sein. Dass das auch anders geht, haben jüngst die Neo-Country-Folker „The Felice Brothers“ und Jim White bewiesen, die House, Jazz und Hip-Hop-Elemente in ihre Musik aufgenommen haben und es prächtig funktionierte. Burnett macht das beim Hunger Games-Soundtrack eher eklektisch und siehe es funktioniert genauso, da T-Bone ein meisterlicher Klangbildner ist. Wie wir ja spätestens seit „O Brother, Where Art Thou“, seinem bis dato größten Soundtrack-Erfolg, wissen. Und dieser neue Soundtrack hier schwingt sich in ähnliche Höhen, die Platte stieg in den Billboard 200 auf Anhieb auf Platz 1.
Kaum ist der Silberling angespielt, weiß man auch warum. Da harmoniert der Gesang der „Secret Sisters“ (Tomorrow Will Be Kinder), der an Aufnahmen der „Carter Family“ erinnert, mit dem entschiedenen Indie von Arcade Fire (Abraham’s Daughter). Da passt die Kombination aus Country-Popstar Taylor Swift und den dunklen Traditionalisten von „The Civil Wars“ (Safe and Sound) hervorragend zu den sphärischen Klängen von Kid Cudi (The Ruler And The Killer), die schwarze Old Time Music-Gruppe „Carolina Chocolate Drops“ (Daughter’s Lament) reiht sich nahtlos neben den Neo-Folkern von den „The Decemberists“ (One Engine) und der Country-Super-Kombi „Miranda Lambert feat. Pistol Annies“ ein.
Wer dann die ganze Scheibe gehört hat, merkt, dass die Songs exklusiv für dieses Album geschrieben und aufgenommen worden sind, und viel von der traurigen Endzeit-Atmosphäre des Films in sich aufgesogen haben. Aber: Produzent und Künstler haben ihren Job weitaus besser gemacht, als der Regisseur und die Crew des Films, den allein die tolle Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence trägt.
Fazit: T-Bone Burnett hat es wieder einmal geschafft: Ein echter Soundtrack-Meilenstein. Also Leute, vergesst den Film und besorgt Euch lieber das Album!
Trackliste:
01. Abrahams Daughter – Arcade Fire |