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Jerry Reed: Der Guitar Man tritt ab

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Hierzulande war er als Schauspieler am ehesten bekannt, denn seit die Action Komödien um „Smokey & the Bandit“ mit Burt Reynolds und eben ihm, Jerry Reed, in den Lichtspieltheatern liefen, war auch sein Gesicht zumindest teilweise Otto Normalverbraucher geläufig. Dass er es in diesem Metier auch zu großen Erfolgen bringen würde, hatte er selbst nie vermutet – das sei alles Zufall gewesen. Immerhin aber war der Tod des Jerry Reed auch deutschen Gazetten eine kurze Würdigung wert.

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Doch war seine Schauspiel-Karriere wirklich nicht mehr als Zufall – seine Talente lagen auf anderen Gebieten, in denen er zeitlos erfolgreicher bleiben wird. Ein hervorragender Sänger, ein exzellenter Songschreiber, ein prächtiger Sänger, dazu noch Entertainer, Komödiant und Produzent – das alles war Jerry Reed Hubbard. Unter diesem Namen wurde er am 20. März 1937 in der Metropole Atlanta, Georgia geboren. Seine Eltern Cynthia und Robert Hubbard ließen ihm als Kind viel Freiheiten – und die genoss der Kleine. Vor allem wenn er bei den Großeltern im beschaulichen Örtchen Rockmart sein durfte. Der Opa nämlich spielte Gitarre und brachte seinem Enkel die ersten Griffe bei. Das Instrument würde einen großen Teil seines Lebens bestimmen. Schon damals, so behauptete sein Opa felsenfest, habe er immer gesagt, er werde einmal ein Star werden. Ansonsten war seine Kindheit nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Eltern trennten sich, ehe Reed ein Jahr alt war. Zusammen mit seiner älteren Schwester wuchs daher in Kinder- und Waisenheimen auf. Erst nachdem er das Schulalter erreicht hatte, konnte er zur Mutter und seinem Stiefvater zurückkehren. Ein behütetes Heim freilich fand er nicht vor. Wie oft in solchen Situationen suchte auch das Kind Jerry Hubbard Zuflucht in der Welt der Musik, die ihn die Alltagsprobleme weitgehend vergessen ließ.

Jerry ReedEr besuchte die O’Keefe High School in Atlanta, sammelte jedoch auch weiterhin Erfahrung in der Musik. Mittlerweise beherrschte er das Gitarrenspiel richtig gut, er schrieb eigene Songs und suchte nach einer Gelegenheit, damit künftig den Lebensunterhalt verdienen zu können.
Noch war es nicht soweit, zunächst arbeitete Hubbard noch als Textilarbeiter, viele seiner Abende allerdings sahen ihn in den Clubs in und um Atlanta. Produzent Bill Lowery wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn zu Capitol Records. Seine erste Single trug den Titel „If The Good Lord Is Willing And The Creeks Don’t Rise“ – nichts Originelles und auch kein Erfolg. Weitere überwiegend dem Rockabillie zuzuordnende Aufnahmen halfen ihm auch nicht viel weiter. Aber wer war in der Musik-Industrie angekommen und dabei, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Ein von ihm geschriebener Song hieß „Crazy Legs“, wurde von Gene Vincent aufgenommen und machte das Business auf das Autorentalent des Mr. Hubbard aufmerksam. Zusätzlich bekam er Gelegenheit, sein eigenwilliges aber attraktives Gitarrenspiel in den Studios einzusetzen.

Auch sein Privatleben war im Einklang. Er verliebte sich in Priscilla Mitchell, die er 1959 heiratete, eine Ehe, die bis zu seinem Tode hielt und glücklich war. Zwei Töchter gingen aus dieser Ehe hervor. (Priscilla Mitchell trat kurzzeitig auch als Sängerin in Erscheinung, als sie mit Roy Drusky im Duett „Yes Mr. Peters“ in die Charts brachte).
Die noch nicht so recht in Gang gekommene Karriere wurde um weitere zwei Jahre verzögert, denn Hubbard musste seinen Wehrdienst ableisten. Danach siedelte die Familie dann um nach Nashville. Ein kurzzeitiger Abstecher zu Columbia Records sollte nicht mehr als eine Episode bleiben. Das es mit dem Gesang nicht voran ging, konzentrierte sich Hubbard weiter auf das Songschreiben und die Arbeit als Studiomusiker. Das Vertrauen in ihn als Sänger freilich verlor Hubbard nicht. 1965 war es Chet Atkins, der ihn zu RCA holte – beide wurden sehr enge Freunde und bewunderten die Fähigkeiten auf der Gitarre des jeweils anderen. Inzwischen längst unter dem Künstlernamen Jerry Reed firmierend, feierte er 1967 sein Debüt mit dem eigenen Song „Guitar Man“. Dieses Lied machte wenig später richtig Schlagzeilen, als Elvis Presley es aufnahm und zum Hit werden ließ. Jerry Reed spielte dabei die Gitarre – das tat er danach bei weiteren Studio-Gigs von Presley, der noch den einen oder anderen Reed-Song übernahm, darunter „U.S. Male“.

Langsam kam seine Gesangs-Karriere auch in Fahrt. Über „Alabama Wild Man“, „Georgia Sunshine“, „Amos Moses“ arbeitete er sich zu seiner ersten No.1-Platzierung – „When You’re Hot You’re Hot“ im Jahre 1971. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Coup mit „Lord Mister Ford“. Es sollte dann bis 1982 dauern, ehe er seine 3. Spitzenposition verbuchen konnte: 1982 mit „She’s Got The Goldmine (I’ve Got The Shaft). Prächtig gelaufen war zwischendrin „East Bound And Down“ aus dem ersten „Bandit-Film“ (In Deutschland unter dem Titel „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ gelaufen).

Die 1970er Jahre wurden die erfolgreichsten des Musiker Jerry Reed. In der „Goodtime Hour“, einer populären TV Serie mit Glen Campbell war er Stammgast, seine Platten liefen gut und er konnte sich in vielen Bereichen des Business austoben. Dazu gehören bemerkenswerte Instrumental-Alben, die Reed mit Chet Atkins gemeinsam aufnahm. Gleichzeitig startete er seine Film-Karriere, die 1974 mit „W.W. and the Dixie Dancekings“ an der Seite von Kumpel Burt Reynolds begann. Bis Mitte der 1980er Jahre hielten die erfolgreichen Zeiten für Reed an, dann begann sein Stern als Sänger allmählich zu sinken. Zu der Zeit hatte er sich bereits einen erstklassigen Namen gemacht und verlegte sich deshalb in erster Linie auf Konzerte. Dank seines Humors, den er in viele seiner Songs einfließen ließ, war Jerry Reed zu einem versierten Entertainer gereift. Auch als Schauspieler war Reed weiter im Kino und Fernsehen präsent. 1998 machte er zusammen mit Waylon Jennings, Bobby Bare und Mel Tillis, das zwar nicht kommerziell attraktive, aber künstlerisch eindrucksvolle Album „Old Dogs“, das ausschließlich Songs von Shel Silverstein enthielt.

In den letzten beiden Jahren hatte Jerry Reed wiederholt mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Die Nachricht von seinem Tode kam daher nicht ganz unerwartet. In Erinnerung bleiben wird mir Jerry Reed vor allem auch wegen seiner Jungenhaftigkeit. In seinem Herzen ist er stets der kleine Junge geblieben, der keinen Streich ausließ, wenn er sich anbot. Anlässlich einer Tournee durch die US-Clubs in Deutschland begegnete ich ihm zum ersten Mal in Darmstadt. Dort hatte er Gelegenheit, in einem Panzer über das Gelände zu brausen. Nie werde ich seine glänzenden Augen und seine Jubelschreie vergessen als er ausgelassen seine Runden drehte. In einer Branche, in der Neid und Missgunst nicht fremd sind, akzeptierten die Kollegen die Arbeit Reed’s. Manche träumten sogar davon, mit Jerry Reed arbeiten zu dürfen. Gitarren-Genius Chet Atkins sprach voller Bewunderung von Reed, der ihm das Fingerpicking beigebracht hätte. Paul McCartney nennt Jerry Reed einen der besten Gitarristen aller Zeiten. Von Elvis Presley ist die Aussage überliefert: „In Jerry’s Song vom Guitar Man können sich alle Picker der Welt wiederfinden!“

An Elvis erinnerte sich Reed im Gespräch auch lebhaft, weil er damals gerade seinem liebsten Hobby nachging, dem Angeln: „Felton Jarvis (Produzent) rief mich an als ich auf dem Cumberland die Rute ausgeworfen hatte. Er wollte, dass ich direkt ins Studio kommen sollte, weil sie mit „Guitar Man“ nicht klar kamen, er sagte, sie brauchten mich als Gitarrist. Ich spiele nämlich eigenwillig und stimme die Gitarre noch eigenwilliger. Manchmal weiß ich selbst nicht genau, wie ich das mache. Also brauste ich ins Studio, spielte das Intro und ab ging die Post. Danach holte mich Elvis regelmäßig ins Studio, wenn er in Nashville aufnahm.“ So schelmisch und jungenhaft unbekümmert er meist war, so ernsthaft verrichtete er seine Arbeit. Reed galt als Perfektionist. Über seine Arbeit meinte er: „Wichtig sind vor allem deine Fans! Sie allein bestimmen letztlich, wohin deine Reise geht. Sie wollen gute Musik. Ich versuche, in ständigem Kontakt mit den Fans zu bleiben, um zu wissen, was sie von mir erwarten. Du darfst diese Verbindung nie abreißen lassen. Und du musst ständig verdammt gut sein, das erwartet man von dir.“ Diesem Vorsatz ist Jerry Reed bis zuletzt treu geblieben. Nicht zuletzt deshalb ist er in der Musik-Szene zu einem Begriff geworden.

Am 31.8.2008 verließ Jerry Reed für immer die große Bühne als er einem Emphysem erlag. In Erinnerung bleiben werden seine weit über 50 Singles in den Charts, fast ebenso viele Alben, mehr als ein dutzend Kinofilme, viele von ihm geschriebene Lieder wie z.B. „A Thing Called Love“, aber vor allem ein unheimlich angenehmer Mitmensch.

Hier bestellen!Album-CD: RCA Country Legends, Erscheinungsdatum: 2001, Label: Sony BMG

Trackliste:

01. Are You From Dixie (Cause I’m From Dixie Too), 02. The Claw, 03. Tupelo Mississippi Flash, 04. Talk About The Good Times, 05. The Likes Of Me, 06. Amos Moses, 07. U.S. Male, 08. Lord Mr. Ford, 09. Navy Blues, 10. She Got The Goldmine (I Got The Shaft), 11. Guitar Man, 12. When You’re Hot, You’re Hot, 13. Remembering, 14. Alabama Wildman, 15. Nervous Breakdown, 16. East Bound And Down

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