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Marvin Rainwater

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Es ist unglaublich, der Mann ist 86 Jahre alt und steht immer noch auf der Bühne. Verändert hat er sich äußerlich kaum seit ich ihn Anfang der 1970er Jahre in den Clubs der amerikanischen Streitkräfte in der Eifel getroffen habe. Marvin Rainwater absolvierte ein Mammutprogramm, denn an jenem Sonntag hatte er gleich vier Auftritte an vier verschiedenen Orten. Da blieb für ein Interview nur im Auto auf der Fahrt zum nächsten Gig Zeit. Damals schon war er unverwüstlich, seine Vitalität hat er sich bewahrt. Nur ein wenig grau ist er geworden.

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In Wichita, Kansas ist Marvin Rainwater am 2. Juli 1925 geboren. In seinen Adern fließt ein Viertel Cherokee-Blut, ein Umstand, der ihm in seiner Karriere ebenso geholfen hat wie er auch im Wege stand. Nach dem 2. Weltkrieg, den er bei der Navy verbrachte, kehrte er nicht in den erlernten Beruf eines Apotheker-Gehilfen zurück sondern wandte sich ganz der Musik zu.

Marvin RainwaterZwar hatte er klassischen Piano-Unterricht gehabt, doch verhinderte ein Unfall, bei dem er einen Teil seines rechten Daumens verlor, hier eine weitere Karriere. Er machte sich auf nach Virginia und war bald wegen seiner wilden Musik eine bekannte Größe in der Club-Szene des Großraums von Washington. Zu seiner Band gehörte u.a. ein noch blutjunger Gitarrist namens Roy Clark. Mit ihm spielte Rainwater einige Demos ein, überwiegend eigene Stücke. Nachdem ohne sein Wissen einige dieser Demos auf verschiedenen Labeln auftauchten, griff Teresa Brewer zu und machte aus seinem „I Gotta Go Get My Baby“ einen Pop-Hit.

Rainwater selbst hatte seinen Gesangsstil noch nicht gefunden, immer wieder ließ er mit wilden Songs und Auftritten aufhorchen. Damit kam er immerhin in die Arthur Godfrey TV Show. Er gewann den Wettbewerb und war danach regelmäßig in der Show. Dann holte ihn 1955 Red Foley nach Springfield, Missouri zum Ozark Jubilee. Irgendwie hatte Rainwater die blutjunge Brenda Lee kennen gelernt und verhalf ihr zu einem Auftritt beim Jubilee, der sie auf eine steile Karriere schickte.

Nun war MGM Records auf Rainwater aufmerksam geworden und nahm ihn unter Vertrag. Zu den ersten Aufnahmen gehörten zwei Duette mit der noch unbekannten Connie Francis: „Majesty Of Love“ stieg in die Pop Charts ein und wurde ein Millionseller. Rainwater selbst hatte zuvor den idealen Song gefunden und sich auf den Leib geschrieben: „Gonna Find Me A Bluebird“. Zwar langte es 1957 damit „nur“ zu Platz 3 in den Country Charts (Nr. 28 im Pop) aber mit seinem warmen Bariton machte Rainwater ein Evergreen daraus. Der Song gehört zu den bis heute meist aufgenommenen der Country Music. Seine Karriere, die sich nun auf dem Höhepunkt befand, setzte Marvin Rainwater mit völlig unberechenbaren und unterschiedlichen Songs fort. Einige Beispiele: „Tennessee Hound Dog Yodel“, „The Pink Eyed Stallion“, „Whole Lotta Woman“, „Hot And Cold“, „Nothin‘ Needs Nothin'“, „My Brand Of Blues“. Vor allem in England fand seine Musik nun großen Anklang.

Jahre später habe ich erlebt, wie das Publikum beim Wembley Festival diesen Marvin Rainwater frenetisch feierte, der eigentlich nur als Ersatz für den verhinderten George Jones gekommen war. Bis 1959 hatte er mit „My Love Is Real“, „My Brand Of Blues“ und „Halfbreed“, einer John D. Loudermilk Nummer, drei weitere Millionseller. Im gleichen Jahr war er einer der Ersten wenn nicht gar der Erste, der Loudermilk’s „The Pale Faced Indian“ aufnahm, ohne Erfolg. Jahre später feierten sowohl der Brite Don Fardon als auch Paul Revere & the Raiders damit als „Indian Reservation“ einen Welthit.

1961 dann der Schock. Wahrscheinlich durch seine pausenlosen Auftritte und einen unsteten Lebenswandel versagte ihm seine Stimme. Nichts ging mehr. Er sagte dazu: „Ich habe es versucht aber auch im Studio war es eine Katastrophe. Ich war wohl selbst schuld daran. Die damals für MGM gemachten Aufnahmen sind entweder verschwunden oder sie wurden zerstört. Da stand ich nun, der Vertrag war weg, ich hatte keine Stimme und kein Geld mehr.“ Immerhin zog er sich ganz zurück, um seiner Stimme eine Chance zu geben, mit Erfolg. Aber den Anschluss hatte er verpasst. Bei diversen Labels versuchte er es, sogar seine eigene Plattenfirma startete Rainwater.

1970 ein weiterer Rückschlag als eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Nun zog sich Rainwater komplett zurück. Er ging nach Minnesota und lebt seither dort in einem Mobile Home. Die klare, gesündere Luft hat dazu beigetragen, dass er die Krebserkrankung überwinden konnte. Nach wie vor hat er regen Kontakt zu seinen vier Kindern, die fast alle ebenfalls in Minnesota leben. Er ist auch altersbedingt deutlich ruhiger geworden, doch es juckt ihn immer noch. Entweder packt er dann seine Angel aus oder er begibt sich tatsächlich noch auf eine Bühne – allerdings meist nur noch in der Nähe. Vielleicht aber grübelt er doch noch mal darüber, was aus ihm hätte werden können …

Er ist in jedem Fall einer der ungewöhnlichsten und unberechenbarsten Künstler, den Country und Rockabilly je hatten. Wer sich für die Aufnahmen von Marvin Rainwater interessiert, der findet bei Bear Family Records reichlich Material.

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