Punch Brothers: Who’s Feeling Young Now?
Mit Who’s Feeling Young Now? legen die Punch Brothers am 27. Juli endlich das lang erwartete Nachfolgealbum ihres Grammy-nominierten 2010er Albums „Antifogmatic“ vor. Und weiter geht es mit der Tour de Force der Progressive Bluegrass-Asse durch die Weiterentwicklung des Genres mit einem einzigartigen Stilmix aus Bluesgrass, Jazz, Folk und Indie-Rock.
Die Punch Brothers sind Chris Thile (Mandoline), Gabe Witcher (Geige), Noam Pikelny (Banjo), Paul Kowert (Bass) und Christ „Critter“ Eldridge (Gitarre). Die neue Platte des Quintetts strotzt nur so vor musikalischer Kombinationslust.
Was würde Bill Monroe dazu sagen? Diese bange Frage stellt sich sicher mancher Bluegrass-Traditionalist angesichts des wilden Mix der Punch Brothers. Dabei war Bill Monroe ähnlich radikal, als er den Bluegrass entwickelte. Er kombinierte Elemente von Old-Time und Hillbilly-Musik mit angloamerikanischen Balladen, schwarzer Tanzmusik und Gospel-Harmoniegesang. Und genau solch eine Radikalität legen die Punch Brothers an den Tag, indem sie den traditionellen Bluegrass mit modernen musikalischen Ausdrucksformen kombinieren.
Und so ist ihre Frische und ihre Respektlosigkeit das Pfund mit dem sie wuchern können. Nicht alles harmoniert und ist zwingend. Aber sie gehen dahin wo es weh tut, wo die Grenzen des Genres ausgelotet werden, um nicht in traditionalistischer Selbstzufriedenheit zu erstarren. Produziert wurde das Album der Erneuerer in den legendären Blackbird Studios in Nashville von Grammy-Gewinner Jaquire King („Kings Of Leon“, Tom Waits, „Modest Mouse“) in nur drei Wochen.
Mit „Movement and Location“ legen sie los, als würde „The Clash“ ihre Songs ganz sanft auf Bluegrass arrangieren. Der zweite Song „The Girl“ ist dagegen radiotauglicher Bluegrass-Pop, der in die Ohren geht. Wie eine alte Mountainballade aus der Bürgerkriegszeit beginnt dann „No Concern Of Yours“ um dann in neuerer Singer-Songwriter-Nachdenklichkeit zu wechseln, um dann wieder in den Bluegrass-Harmoniegesang überzugehen, der durch keltische Fiddle-Töne umspielt wird. Ein echtes Wechselbad. Der Titelsong „Who’s Feeling Young Now?“ ist dann wieder Songwriter-Pop mit Bluegrass und Rockelementen. „Clara“ ist eine ganz zarte Ode an die Namenträgerin. „Patchwork Girlfriend“ lässt dann sogar 1960er Jahre Britpop und Musicalfeeling aufziehen. Dazu ein Schuss Ragtime und Vaudeville – die Punch Brothers strotzen vor musikalischer Selbstsicherheit und Zitierfreude. Weitere Höhepunkte des Albums sind dann ihre Hymne auf „New York City“ sowie die ungewöhnlichste Coverversion von Radioheads „Kid A“, die man sich vorstellen kann.
Fazit: The Punch Brothers wird all denen gefallen, die offen für neue Wege sind, und die Experimente in der Musik mehr zu schätzen wissen, als das „auf Nummer sicher“ in der Tradition zu verharren. Eine Entdeckung!
Trackliste:
01. Movement And Location |