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Kevin Welch

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Er wurde am 17. August 1955 im kalifornischen Long Beach in diese Welt geboren, um eine Art Zigeunerleben zu führen. In den ersten drei Jahren seines Daseins waren die Eltern rund 30 mal umgezogen. Mit 7 wurde er in Oklahoma so etwas wie sesshaft, zumindest konnte er dort die Schulausbildung beenden. Als Teenager gehörte er einer Rock Band an, lebte von der Hand in den Mund, ständig auf Achse übernachtete er oft auf irgendeiner Couch. Etwas von dieser Rastlosigkeit spricht auch aus seinen Songs.

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Erstmals traf ich ihn 1991 bei einem der damaligen Singer-Songwriter Festivals in Frutigen (Schweiz). Keiner war dort so viel auf dem Gelände unterwegs wie dieser Kevin Welch. Darauf angesprochen, meinte er: „Ich fühle mich wohl, wenn ich unterwegs bin. Das bin ich gewohnt. Selbst wenn unser Auto den Geist aufgab oder wenn wir keine Gage bekamen und wenn ich mich mies fühlte, war das für mich okay. Ich kannte es nicht anders.“

Kevin Welch1978 kam er auf diese Weise nach Nashville, mit der Absicht, Songs an den Künstler zu bringen. Als ihm das gelang, wurde sein Leben ruhiger, denn er blieb in Nashville und trat dort in den zahlreichen Clubs auf. Zuerst mit Kollegen, dann mit eigener Band: The Overtones. Bis er 1988 einen Vertrag als Sänger bei Warner Brothers (später bei Reprise Records) bekam. „Bald hatte mich meine Rastlosigkeit wieder eingeholt, denn ich wollte es als Solist schaffen“, erzählt Welch. Doch gegenüber früher hatte er nun etwas auf der Habenseite. Nämlich Hits wie „Velvet Chains“ (Gary Morris), „Too Old To Die Young“ (Moe Bandy), „Desperately“ (Don Williams), „We Won’t Let That River Come Between Us” (Sweethearts of the Rodeo), „Let It Be You” (Ricky Skaggs), um nur wenige zu nennen. Manche seiner Erfahrungen hat er in seinen Songs verarbeitet.

Welch versuchte es mit einer eigenen Familie aber „mein Drang unterwegs zu sein stand da im Weg. Das ist ein Problem, mit dem ich fertig werden musste. Von den Kindern weg zu sein ist ein schwarzer Fleck auf meiner Seele. Andererseits komme ich mit Menschen zusammen, die bereit sind, zu teilen, ihr Heim, ihre Zeit, ihre Hilfe“.

Lieder, in denen es um Unruhe geht, um Mobilität, Weggehen und Zurückkommen verknüpft er mit frei erfundenen Charakteren und weckt sie mit einem Minimum an Arrangement zum Leben. Seine Songs sind somit sehr persönlich. Genau das will er: „Ich habe kein Problem, diese Dinge mit den Leuten zu teilen, solange sie der Wahrheit entsprechen. Ich berichte dem Publikum das, was ich fühle. Über etwas zu singen, was ich nicht kenne oder an das ich nicht glaube, ist Zeitverschwendung.“

Sein Gesang ist intensiv, fast körperlich spürt der Besucher, wie sehr er sich einbringt. Äußerlich passt er nicht in das herkömmliche Bild eines Country-Sängers, ein Cowboyhut steht ihm nicht. Er würde ihn auch nicht aufsetzen selbst wenn er dadurch mehr Erfolg hätte. „Kommerzieller Erfolg, ehrlich, das ist nicht mein Hauptziel. Natürlich möchte ich, dass mir möglichst vielen Menschen zuhören und meine Platten kaufen. Aber nur wenn sie meine Musik so mögen wie ich sie aus Überzeugung mache. Das war in einer Stadt wie Nashville nur schwer möglich, deshalb bin ich nicht dort geblieben. Irgendwie schwamm ich immer gegen den Strom. Ich war damals schon misstrauisch als ich Warner (sein damaliges Label) meine erste LP vorstellte und man sie ohne Einschränkung mochte.“

Die Vorsicht war angebracht, denn einen wirklichen Hit als Sänger hat er nie geschafft. Er blieb bei seinen Prinzipien mit der Konsequenz, dass er nach zwei Alben ohne einen Vertrag mit einer Plattenfirma auskommen musste. Mitte der 90er Jahre entstand Dead Reckoning Records, über das Welch auf seine ironische Art meint: „Kieran Kane, Harry Stinson, Mike Henderson, Tammy Rogers und ich hatten soviel Wodka getrunken, dass wir spontan beschlossen, unser eigenes Label zu starten. Im Laufe der nächsten 7 Jahren wurden 21 Alben veröffentlicht, wir gingen gemeinsam oder auch allein (mit den Musikern Fats Kaplin und Allison Prestwood) auf Tourneen, auch nach Europa, Kanada und Südamerika. Dann hatten alle außer mir die Nase voll und gingen nach Hause. Nur ich machte weiter!“

Mit Freude nimmt Welch zur Kenntnis, dass er im Ausland gefragt ist. Das erfuhr er ab 2000 als er mit Kieran Kane wieder gemeinsam unterwegs war und besonders in Australien und Skandinavien viel Anklang fand.

Inzwischen lebt Kevin Welch im Hill Country von Texas, wo er sich ausgesprochen wohl und musikalisch bestens aufgehoben fühlt. Gelegentlich produziert er auch wieder ein neues Album, zuletzt 2009 mit dem Titel „A Patch Of Blue Sky“. Man mag zu seiner Art von Country Music stehen wie man will, in jedem Fall bekommt man 100 Prozent Kevin Welch. Wobei ihm in den letzten Jahren auch sein Sohn Dustin mit Banjo und Slide Guitar sowie seine Tochter Savannah mit ihrer Band The Trishas zur Seite stehen. Damit hat sich ein Kreis geschlossen. Kevin Welch meint, zurückblickend auf seinen bisherigen Lebensweg: „Lange habe ich den Fehler gemacht, da draußen nach irgendeinem Glück zu suchen, obwohl ich rein intellektuell wusste, Glück finden wir nur in uns selbst. Das war der Hauptgrund für mein Zigeunerleben, ich war wirklich elend viele Jahre immer unterwegs. Meine Songs handelten alle von der großen Suche, auf der ich vielleicht immer noch bin. Aber ich versuche inzwischen, meine Energie ein wenig besser zu koordinieren.“

Kevin Welch ist und bleibt ein Individualist, entweder man mag ihn und seine Musik so wie er sie macht – oder eben nicht.

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