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Allen Reynolds

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Ein einziges Mal stand dieser Mann in den Country Charts bei Billboard. Das war im Jahr 1978, fünf Wochen hielt sich die Single, schaffte allerdings nur Platz 95: „Wrong Road Again“. Der Interpret: Allen Reynolds. Warum also soll dieser Mann Bedeutung genug haben, hier gewürdigt zu werden? Ganz einfach, er ist ein erfolgreicher Songschreiber und Produzent, hat als Sänger kaum Meriten vorzuweisen.

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Lee Allen Reynolds wurde am 18. August 1938 in North Little Rock, Arkansas geboren. Mit dem Schreiben von Songs, so sagt er, habe er während des Englisch-Studiums am Rhodes College in Memphis begonnen. Mit dafür verantwortlich war Dickey Lee, der am gleichen College studierte. Man habe sich angefreundet, gemeinsam Musik gemacht, einfach immer mal was ausprobiert. Da Dickey Lee weiter gewesen sei als er, habe der ihn dazu animiert, Lieder zu schreiben.

Allen ReynoldsReynolds und Lee lebten in Memphis als dort noch richtig was los war, nicht nur bei Sun Records. Dort aber landeten die Studenten und trafen auf Jack Clement, der, obwohl nur wenige Jahre älter, mit seiner Erfahrung so etwas wie ihr Ziehvater wurde. Als Clement einen Produzenten-Job in Nashville bekam, eröffneten sich für Reynolds und Lee neue Möglichkeiten. Clement überredete Chet Atkins, diesen Allen Reynolds als Sänger unter Vertrag zu nehmen. Man schrieb das Jahr 1960 als Reynolds seine erste Platte für RCA aufnahm, ohne jeglichen Erfolg. Dickey Lee hatte vorher schon bei Sun Records einen Vertrag ergattert. Noch blieb das Trio in Memphis wohnhaft.

Dann ging Jack Clement nach Beaumont, Texas, Reynolds und Lee folgten ihm und gemeinsam werkelte man dort nun weiter. Dickey Lee hatte Erfolg, denn „Patches“ wurde ein Hit für ihn aber auch das gemeinsam mit Reynolds geschriebene „I Saw Linda Yesterday“. Erfolg spornt bekanntlich an, Reynolds schrieb nun regelmäßig Songs, allerdings noch war er nicht einmal Durchschnittsware, wie Jack Clement es ausdrückte. Er ist als Mann bekannt, der eine Sache direkt anspricht, auch wenn das brutal sein kann. Fakt ist, Allen Reynolds kam nicht weiter. Er hatte unterdessen geheiratet, war Vater geworden und musste irgendwie den Lebensunterhalt verdienen. Deshalb ging Reynolds 1964 nach Memphis zurück und nahm einen Job bei der First National Bank an. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass er in einem Aufnahmestudio eine Art Abendschule machen konnte, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Dickey Lee, das versteht sich von selbst, war ebenfalls zurück. Und natürlich hingen die Beiden oft zusammen.

Zwar arbeitete sich Reynolds in den gut fünf Jahren bei der Bank langsam nach oben aber der Druck dort wurde immer stärker. Wollte er dort mehr erreichen, hätte er sich weit mehr einbringen müssen als ihm lieb war. Reynolds erkannte, dass das nicht seine Welt sein würde. Ihm war wichtiger, um 5 Uhr Feierabend zu haben und dann machen zu können, wozu er Lust hatte. Diese Erkenntnis ließ er in ein Lied einfließen, mit dem die Pop-Gruppe The Vogues einen großen Hit hatte: „Five O’Clock World“.

Noch aber behielt er den Bänker-Job, erst 1969 zog er mit seiner Familie nach Nashville. Dort war Jack Clement inzwischen ebenso gelandet wie Dickey Lee. Allein von Tantiemen konnte man seinerzeit nicht leben, erst recht nicht, wenn man sich als Songschreiber nicht am Puls des Geschehens befand. Clement baute sich gerade sein „Imperium“ auf mit Studio, Musikverlag und guten Kontakten. Reynolds hatte den richtigen Zeitpunkt gewählt, denn von da an ging es steil aufwärts mit ihm, sowohl als Songschreiber wie auch als Produzent und Inhaber des Platten-Labels JMI. Als eine Art Beginn einer besseren Zeit stellte es sich heraus, ein guter Songschreiber macht ein Lied daraus. Reynolds schrieb „Ready For The Times To Get Better“.

Richtig ins Blickfeld rückte Allen Reynolds als er Don Williams traf. Den hatte ihm Susan Taylor wärmstens empfohlen, weil sie mit Williams bei den Pozo Seco Singers gearbeitet hatte. Ein Glücksgriff für alle Beteiligten. Gemeinsam bastelten sie an etwas Besonderem, man wollte nicht einfach einen Hit produzieren sondern einen neuen Sound, der für eine Menge Hits geeignet sein würde. Dazu gingen Don Williams, Jack Clement und Allen Reynolds in Klausur, sie setzten sich nicht unter Zeitdruck, man brachte seine Ideen ein, verwarf sie wieder. Was man brauchte waren nicht nur die Songs, das war nicht nur der Gesang sondern das waren auch die Musiker. Dazu experimentierten sie mit einer ganzen Reihe von Instrumentalisten bis sich Lloyd Green (Steel Guitar), Joe Allen (Bass), Kenny Malone (Drums), Chuck Cochran (Keyboards) und Jimmy Cobar (Guitar) heraus kristallisierten. Was dann geschah, dürfte bekannt sein. Don Williams setzte zu einem wahren Siegeszug an mit einem unverkennbaren Sound, den er gemeinsam mit Allen Reynolds produzierte. Der steuerte gleich auch einige Hit-Songs bei wie „We Should Be Together“ und „I Recall A Gypsy Woman“.

Danach entwickelte Reynolds auch für Crystal Gayle einen ähnlichen, ebenso erfolgreichen Sound und schrieb deren Hits „Ready For The Times To Get Better“, „Wrong Road Again“ und „Somebody Loves You“. Jetzt gehörte Reynolds zu den ersten Adressen als Produzent und Songschreiber. Auch Alben von Hal Ketchum, Kathy Mattea, Emmylou Harris, Johnny Rodriguez und vor allem Garth Brooks produzierte er. Die Zusammenarbeit mit Grath Brooks bezeichnet er als besonders intensiv und unterhaltsam. Vor allem habe er von dem eine Generation jüngeren Künstler noch viel lernen können.

Mit zunehmender Zeit fiel es Reynolds schwerer, die Tätigkeiten als Produzent und Songschreiber unter einen Hut zu bekommen. Als Produzent musste er sich um zu vielen Dinge kümmern, z.B. die richtigen Songs für einen Künstler aussuchen. Dabei hat er bestimmte Titel von vornherein aussortiert, wenn die seiner Meinung nach nicht zu dem Künstler passten. Als Beispiel nennt er Crystal Gayle. Solange er sie produzierte, hat er sie nie einen Song aufgenommen, in dem es um Alkohol, Bars, Fremdgehen oder ähnliche Themen ging. Auf jeden Fall hat der Songschreiber Reynolds unter dem Produzenten Reynolds gelitten.

Natürlich waren nicht alle Arbeiten Reynolds‘ von Erfolg gekrönt, es gab auch Enttäuschungen. Vor allem dann, wenn das fertige Produkt auch noch gut gewesen ist. Diese Erfahrungen waren es dann auch, die ihn verbiesterten. Er konnte sich mit den irgendwann herrschenden Praktiken der Industrie nicht mehr anfreunden. Das war nicht mehr seine Welt. Er betrachtet es als Sünde, wenn Plattenfirmen fertige Produkte einfach nicht veröffentlichen und alle Arbeit umsonst war. Man gehe heute hin, produziere für viel Geld Videos und Alben und wenn dann die erste Single nichtlaufe, stampfe man das ganze Projekt einfach ein. Talente zu führen und zu entwickeln wie das noch in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren der Fall war, sei völlig aus der Mode gekommen. Auch hier nennt er ein Beispiel: Shawn Camp. Den hält Reynolds für ein Riesentalent als Songschreiber, Sänger und Instrumentalist. Eine wirkliche Chance habe man ihm mit seinen Platten nicht gegeben.

So zog er sich, vom Country Music Business enttäuscht, in eine Art Vorruhestand zurück. Er hat keinen Bock mehr darauf, sein Herzblut, seine Ideen, seine Zeit und Arbeit zu investieren, um dann festzustellen, dass man sich das fertige Produkt nicht mal anhört.

Allen Reynolds tut nur noch das, woran er Freude hat und stellt unumwunden fest: „Ich suche nicht nach Arbeit, ich habe genug gearbeitet, um zufrieden zu sein. Ich habe einen Song-Katalog zu verwalten, ich habe noch unveröffentlichte Aufnahmen genug, mit denen ich mich befassen kann. Vielleicht finde ich dann doch noch einmal die Energie und Lust dazu, den einen oder anderen Song zu schreiben.“

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