Aimee Mann: Charmer
Zugegeben, Country Music ist das nicht, was wir hier hören. Eher schon Americana/Rock. In der Rock-Szene hat sich die Sängerin bereits einen Namen gemacht, vor allem auch als Songwriter. Man kann sich die meisten Songs des Albums gut in einer Country-Version von einem Hank Williams Jr., Aaron Tippin oder einer Mary Chapin Carpenter vorstellen.
Alle Songs hat Aimee Mann selbst geschrieben, lediglich bei „Living A Lie“ (Co-Autor: Paul Bryan) und „Soon Enough“ (Co-Autor: Tim Heidecker) hatte sie einen Partner. Aimee Mann hat etwas zu sagen, ihre Texte haben es in sich. Der schlichte Titel verrät nicht, welch tieferen Sinn die Künstlerin damit verbindet.
Charmer bedeutet so viel wie Zauberer. Aimee Mann erklärt: „Mich faszinieren Zauberer und die ganze Aura, die mit Zauber verbunden ist. Was steckt dahinter? Warum lassen wir uns verzaubern? Das interessiert mich ungemein. Wir Zauberei dazu benutzt, um Menschen zu beeindrucken, sie zu unterhalten, wollen Zauberer lediglich selbst bewundert werden oder steckt ein eher verwerflicher Grund dahinter? Manchmal glaube ich, Zauberei ist nur ein anderes Wort für Manipulation.“
Vor diesem Hintergrund erzählt sie ihre Geschichten, in denen es meist um Konflikte, um Zweifel, um Hin- und Hergerissen sein geht. Wer die Texte nachlesen möchte, der findet sie auf der Homepage der Künstlerin – www.aimeemann.com
Aimee Mann, 52 Jahre alt, stammt aus dem kleinen Ort Bon Air in Virginia. Seit 1983 ist sie als Musikerin unterwegs, zunächst in diversen Bands, ehe sie sich 1993 selbständig machte. Da erschien ihr erstes von inzwischen acht Alben. „Whatever“ war kein Hit. Aimee Mann ließ sich nicht entmutigen und machte einfach weiter. Zu den großen Stars zählt sie auch heute noch nicht, wohl aber zu den anerkannten Songschreibern. Das hat sie immerhin u.a. zu einem Gastspiel für Präsident Obama ins Weiße Haus gebracht. Verheiratet ist sie übrigens mit Songwriter Michael Penn, einem Bruder des Hollywood-Stars Sean Penn.
Mit „Charmer“, ihrem ersten Album seit vier Jahren, legt sie eine aufregende Scheibe vor. Nicht nur inhaltlich anspruchsvoll sondern auch musikalisch attraktiv und dabei auch noch unterhaltsam. Soft-Rock mit Texten, die zum Nachdenken anregen. Bei „Living A Lie“ gehört die männliche Stimme James Mercer von The Shins, der sich als Duett-Partner eingebracht hat.
Fazit: Ein durchgängig hörenswertes Album. Ein Beispiel dafür, dass gehaltvolle Texte verpackt in gradlinige, eingängige Melodien beste Unterhaltung sein können.
Trackliste:
01. Charmer |