Bellowhead: Broadside
Dass Humor bei der Gruppe eine wichtige Rolle spielt, lässt schon ihr Name vermuten – der bedeutet so viel wie „Schreihals“. Und der Titel ihres schon 4. Albums ist eine wahre „Breitseite“ an musikalischem Folk-Feuerwerk. In Deutschland noch nahezu unbekannt wird die Gruppe in Großbritannien als einer der besten Live Acts überhaupt gefeiert. Immerhin stellte 3Sat sie Anfang dieses Jahres in einem Beitrag vor.
Angefangen hat es 2004 als John Spiers und Jon Boden die Schnapsideee hatten, eine Band zu gründen. Ehe man sich versah, waren sie zu Zehnt – man kannte sich mehr oder weniger gut aus Kneipen, in denen man musizierte. Einziges weibliches Mitglied der Gruppe ist Racheal McShane, die unterdeesen bereits ein eigenes Solo-Album veröffentlicht hat.
Später wurden 11 Musiker daraus, entsprechend breit gefächert das musikalische Spektrum, das eingebracht werden konnte. Man tat sich schwer, ihre Musik irgendwie zu klassifizieren, gab ihr zunächst das Etikett „English World Music“. Nicht nur ihrer Größe wegen sondern vor allem durch ihre Musik und die mitreißenden Auftritte war „Bellowhead“ sofort Top beim Publikum und auch bei den Kritikern.
Das Repertoire von „Bellowhead“ besteht in erster Linie aus Folk Music, dazu kommen Shanties, Minstrels und traditionelle Tanzmelodien. Sechs Bandmitglieder sind Sänger, insgesamt bringt die Band über 20 verschiedene Instrumente ein. BBC Radio 2 zeichnete sie bereits vier Mal als besten Live Act bei den Folk Awards aus.
Das neue Album enthält 11 Traditionals, komplett neu und auf Bellowhead arrangiert sowie ein von Jon Boden geschriebenes Instrumental („Dockside Rant“). Mitunter kann man sich, was Musik und Stimmung betrifft, ins Cajun-Land von Louisiana versetzt fühlen.
Bleiben wir beim Humor – „Betty Baker“, eine verrückte Geschichte von unerwiderter Liebe, steckt voll davon. Das genaue Gegenteil sind die schaurige Moritat „Black Beetle Pies“ und die Ballade „The Wife Of Usher’s Well“. Auf die hohe See wird der Hörer bei „Go My Way“ mitgenommen während „Byker Hill“ in das Bergbaugebiet von Northumbrien führt. Mit „Lillubulero“ liefert Bellowhead gar noch ein Stück Satire.
Stilistisch vielseitig, gesanglich abwechslungsreich, die Arrangements einfallsreich, personell umfangreich – da bieten sich eine Menge Möglichkeiten, die Bellowhead ganz geschickt nutzt und umsetzt.
Fazit: Das Album liefert ein Feuerwerk an ganz unterschiedlichen Melodien, man kann sich lebhaft vorstellen, wie unterhaltsam das sein muss, wenn man es live erleben kann. Zumal sie auf der Bühne optisch einiges dafür tun.
Trackliste:
01. Byker Hill |