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Jo-El Sonnier

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Gern erinnere ich mich an meine erste Begegnung mit Jo-El Sonnier. Damals weilte ich bei einem Freund in Nashville zu Besuch, der eines Tages einen sehr talentierten, mit ihm ebenfalls befreundeten jungen Burschen mitbrachte. Man schrieb das Jahr 1978. Bereits zu jener Zeit versuchte Jo-El Sonnier – um ihn handelte es sich – in Nashville einen Fuß in die Tür zu bekommen.

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Und dann kam er in die Wohnstube, brachte nicht nur sein French Accordeon mit sondern auch den Pianisten Earl Ball, der später viele Jahre für Johnny Cash arbeitete. Mit seinen flinken, spitzbübischen, dunklen Augen und seinem ebenso dunklen Wuschelkopf machte er sofort einen sympathischen Eindruck. Als er dann mit Earl Ball loslegte, waren die wenigen Anwesenden sofort begeistert.

Jo-El SonnierSeitdem ist viel Wasser den Cumberland hinuntergeflossen. Die Country Music hat sich verändert und weiterentwickelt, Jo-El Sonnier natürlich auch. Aus den Augen verloren habe ich ihn seitdem nie mehr. Jahre später holte ihn z.B. Tom Astor für einige Sessions ins Studio, eine weitere Gelegenheit, sich auszutauschen.

Jo-El Sonnier ist ein waschechter Cajun, geboren am 2. Oktober 1946 in Rayne, Louisiana. Mit drei Jahren soll er sich bereits mit dem Accordeon seines Bruders beschäftigt haben. In den so wichtigen und prägenden Jugendjahren hatte er mit Nathan Abshire, Sidney Brown, Iry LeJeune oder Shorty LeBland legendäre Lehrmeister, die stets die authentische, traditionelle Cajun Music spielten und lebten.

Sonnier begann die eigene Musiker-Karrriere zu einem Zeitpunkt, zu dem andere die Schulbank zu drücken beginnen. Mit 6 Jahren trat er samt Accordeon im lokalen Radio von Crowley auf. Nach der Arbeit auf der kleinen Farm fuhr ihn sein Vater in Herrgottsfrühe zum Radio, wo der Filius eine Stunde musizierte und dann zur Schule ging.

Als Sonnier später auf eigenen Beinen stehen wollte und nach Kalifornien ging, war er trotz seiner Jugend ein sehr erfahrener Musiker. „Erstaunlicherweise fand ich in Los Angeles direkt Zugang zur Musik und zum Film. Man fand sogar Gefallen an meinen eigenen Songs. Ich lernte Albert Lee und Sneaky Pete Kleinow kennen, wir beackerten ein weites Feld. Ich durfte sogar bei verschiedenen Produktionen mitmachen, z.B. bei Elvis Costello“, schwärmte er bei einer späteren Begegnung. Was aber war seit 1978 in Nashville mit ihm geschehen? Sonnier: „Ich hatte das Gefühl, nicht richtig voran zu kommen. Okay, ich war mit Emmylou Harris und Johnny Cash im Studio, beide haben meinen Song „Cajun Born“ aufgenommen. Bei Rounder erschien mein Album „Cajun Life“ mit authentischer Musik und deshalb nicht kommerziell. Ich wollte einfach woanders auch etwas probieren und ging nach Kalifornien.“

Von dort aus gelang ihm tatsächlich das, was man als Durchbruch bezeichnen kann. Merle Haggard verpflichtete ihn für das Vorprogramm einer seiner Tourneen. RCA nahm ihn unter Vertrag und produzierte das Album „Come On Joe“. Es wurde ein Treffer mit Hits wie „Tear Stained Letter“ (Nr. 9) und „No More One More Time“ (Nr. 7). Cajun Music gepaart mit modernen Country- und Rock-Elementen machte einen Star aus dem bescheidenen Cajun Boy. Nach einem weiteren Album für RCA wechselte Sonnier zu Liberty, wo „Tears Of Joy“ erschien. Doch zeigte sich bald, dass er für die gängige und auf schnellen Erfolg hin produzierte Country Music nicht geschaffen war. Er brauchte seine eigene Identität und den steten Kontakt zu seinen Wurzeln. In den 1990er Jahren wandte er sich deshalb wieder mehr den traditionellen Elementen seiner Heimat zu. Auch bei seinen diversen Gastspielen in Europa. Er bewegte sich wieder in dem ihm bekannten musikalischen Fahrwasser und beeindruckte durch seine Musikalität und seine Fähigkeit, alle Gefühle der Welt in den Gesang zu legen.

Seit Mitte der 90er Jahre ist er ein gefragter Studio-Musiker und Live Act für alles, was mit Cajun Music zu tun hat. Nach seinem Ausflug in die kommerzielle Country Music kehrte er mit allen Konsequenzen zu seinem Handwerk zurück. Er hatte als Schauspieler in Filmen wie „Mask“, „A Thing Called Love“ und „They All Laughed“ mitgewirkt, er hatte die Top Ten der Country Charts erreicht, doch wirklich glücklich war er damit nicht. Ein Jo-El Sonnier muss Cajun Music machen, was er mit aller Leidenschaft tut. Bei diversen kleinen Plattenfirmen erschienen über die Jahre Alben, deren Titel verraten, um was es sich handelt: „Cajun Roots“, „Cajun Kids“, „Cookin‘ Cajun“, „Cajun Young Blood“, „Cajun Pride“, „Cajun Memories“, „Cajun Christmas“, „Cajun Blood“, „Cajun Hymns“, „Cajun Mardi Gras“ und einige andere. Immer bringt er auch eigene Songs mit ein. Das gilt besonders für sein bisher letztes Album „Where’s That Music Comin‘ From“.

Jo-El Sonnier ist anders als die meisten Country Stars. Eigenwillig aber mit dem Wissen zu wissen, was er will. Nämlich die Musik machen, die ihm mit auf den Lebensweg gegeben wurde – und das tut er auch weiterhin, vor allem live. Im Frühjahr 2012 gehörte er zu den Stars bei wieder belebten International Festival of Country Music in Wembley, in das er mit seiner Musik einen wichtigen Farbtupfer einbrachte. Er kann es eben immer noch.

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