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Orange Blossom Special: Ervin T. Rouse

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Orange Blossom Special – wir haben es hier zweifellos mit einem der bekanntesten und beliebtesten Songs der Country Music zu tun. Allein in meiner Sammlung finden sich weit über 100 Aufnahmen mit ebenso vielen verschiedenen Interpreten.

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Um die Urheberfrage gab es Diskussionen. Allgemein gilt Ervin T. Rouse als Autor des Songs aber auch sein Bruder Gordon und Fiddler Chubby Wise werden in diesem Zusammenhang genannt. Fakt jedenfalls ist, dass Ervin T. Rouse den Song 1938 in seinem Namen urheberrechtlich schützen ließ.

Rouse darf man durchaus als schillernde aber auch tragische Figur bezeichnen. Geboren am 19. September 1917 in der Nähe von Fort Barnwell in North Carolina gilt er als einer der besten Fiddler, die es in der amerikanischen Musik gegeben hat. In sehr jungen Jahren haute er von zu Hause ab und schloss sich einer Vaudeville Show an. Es folgten unruhige Jahre, in denen er teilweise mit seinem Bruder Gordon gemeinsam unterwegs war. Mal begleiteten sie einen Prediger, dann einen Zirkus, mal war er mit großen Stars zusammen, dann wieder fristete er sein Dasein in verkommenen Clubs in Florida. Ein Angebot, Mitglied der Grand Ole Opry zu werden, schlug Rouse aus. Er führte ein unstetes, ausschweifendes Leben, war unberechenbar und machte viel zu wenig aus seinem Talent. 1936 ging Rouse nach Florida. 1941 heiratete er Hattie Whitehurst, ebenfalls aus North Carolina, mit der er drei Kinder hatte. Seine Ehefrau verließ ihn 1954 und kehrte in ihre Heimat zurück.

Das Tragische an Ervin T. Rouse war, dass er immer wieder Gelegenheiten hatte, seine Karriere zu stabilisieren und Kapital aus seinem Talent zu schlagen – er nahm leichtfertig keine davon wahr. So ging er mehr oder wenig körperlich zugrunde. Er fristete zuletzt ein trauriges Dasein, zu dem auch ein längerer Aufenthalt in einem Sanatorium gehörte. Von Alkoholproblemen geplagt, zu denen sich auch geistige und psychische Ausfallerscheinungen einstellten, spielte er zuletzt für Spenden an Straßenecken am Rande der Everglades in Florida. Er starb am 8. Juli 1981. In Erinnerung halten aber wird ihn der „Orange Blossom Special“.

Um wen oder was handelt es sich dabei? Der „Orange Blossom Special“ war ein Luxus-Reisezug der Seaboard Air Line Railroad. Der Zug wurde im November 1925 erstmals eingesetzt und fuhr die Strecke von New York City entlang der Atlantikküste bis nach Miami in Florida. Der gesamte Zug war aus luxuriösen Pullmanwagen zusammengesetzt und benötigte ursprünglich rund 38 Stunden für die Fahrt. Die Route führte über Philadelphia, Washington, D.C., Richmond, VA, Raleigh, SC, Savannah, GA, Jacksonville, FL bis Miami. Während der Weltwirtschaftskrise war der Betrieb einige Jahre eingestellt, wurde aber 1934 wieder aufgenommen. Mit dem Einsatz von Diesel-Loks konnte die Fahrzeit auf rund 30 Stunden verkürzt werden. Nach einer erneuten Einstellung während des 2. Weltkrieges kam 1953 das endgültige Aus für den Orange Blossom Special. Der Betrieb war unrentabel geworden.

Darüber, wann und wo der Song entstanden ist, gibt es widersprüchliche Angaben. Rouse selbst sagte einmal, er habe die Melodie 1936 geschrieben, gemeinsam mit seinen Brüdern Gordon und Earl hätten sie es gespielt und dafür viel Beifall erhalten. Chubby Wise wird nicht erwähnt. Ihr damaliger Manager Lloyd Smith habe als Titel für den Song „Orange Blossom Special“ vorgeschlagen, weil die Melodie und die Instrumentierung zu einem rasant fahrenden Zug passte. Nachdem das Copyright angemeldet war, habe er am Lake Okeechobee den Text dazu geschrieben. Den Zug selbst habe er nie benutzt. 1939 war Rouse mit seinem Bruder Gordon in New York, um den Song für RCA aufzunehmen.

Chubby Wise hingegen berichtete, er habe mit Ervin Rouse den Bahnhof in Jacksonville, Florida besucht, weil man dort den Orange Blossom Special habe besichtigen können. Es sei der luxuriöseste Zug gewesen, den es damals gab. Rouse habe spontan die Idee gehabt, einen Song darüber zu schreiben. Sie seien deshalb in Wise´s Haus gegangen, hätten sich aufs Bett gesetzt und den Song noch in derselben Nacht komponiert. Den Text habe Rouse dann später dazu geschrieben.

Chubby Wise selbst nahm den Song 1969 für sein Album „Chubby Wise And His Fiddle“ auf. Sein Kommentar dazu: „Ich habe den Song so gespielt, wie er geschrieben wurde, so war er gedacht und so sollte er gespielt werden.“ Daran allerdings hat man sich meist nicht gehalten. „Orange Blossom Special“ wurde ein richtiger Stimmungsmacher, wenn der Song gespielt wird, geht im Publikum regelmäßig die Post ab. Manche Bands nutzen den Song dazu, die Musiker vorzustellen, andere machen ein regelrechtes Spektakel daraus. Die meisten Musiker legen Wert darauf, den Song in halsbrecherischem Tempo auf der Fiddle zu spielen, man verwendet aber durchaus auch andere Instrumente. Mitunter stellt ein Künstler auch eine langsame, gebremste Version vor.

Eine ganze Weile mutierte der Song zu so etwas wie der Eintrittskarte bzw. Aufnahmeprüfung, wenn ein Fiddler sich für einen Job in einer Band bewarb. Nur wer dieses Lied im Schlaf beherrschte, fand einen Job in der Band.

Richtig bekannt wurde der „Orange Blossom Special“ erstmals durch Bill Monroe, der den Song 1942 aufnahm. Es würde zu weit führen, hier näher auf die nicht mehr zu zählenden Versionen von „Orange Blossom Special“ einzugehen. Belassen wir es daher bei den Aufnahmen, die es in die Country Charts schafften. Das sind erstaunlich wenige, nämlich nur drei. Am erfolgreichsten dabei Johnny Cash, dessen gesungene Version 1965 bis Platz 3 kletterte. Charlie McCoy schaffte 1973 Platz 26 und ein Jahr später tauchte Johnny Darrell auf Position 63 auf.

Eines ist gewiss, der „Orange Blossom Special“ wird in der Musik weiter fahren, man wird sich noch viele Jahre und Generationen an ihm erfreuen. Und das hat nichts mit Eisenbahn-Nostalgie zu tun.

Orange Blossom Special - Ervin T. Rouse

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