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Für ein fortschrittliches und solidarisches Amerika!

Begeisternde Veranstaltung "Love Songs For The Other America" im Pädagogtheater.

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Love Songs For The Other America Love Songs For The Other America - Finale. Bildrechte: Thomas Waldherr

Am Ende sangen alle gemeinsam im rappelvollen Darmstädter Theater im Pädagog „This Land Is Your Land, This Land Is My Land“ von Woody Guthrie, die Hymne des „anderen Amerika“. Diesem Amerika, dem fortschrittlichen und solidarischen Amerika, ein Zeichen zu setzen angesichts der Präsidentschaft Donald Trumps, war das Anliegen der Veranstaltung Love Songs For The Other America in Darmstadt. Innerhalb der Reihe „Americana im Pädagog“, deren Ideengeber und Kurator der Bob Dylan-Experte und Country.de-Redakteur Thomas Waldherr ist, spielte ein großes Line-up von Musikern wie Biber Herrmann, Markus Rill, Wolf Schubert-K. und Vanessa Novak fast drei Stunden lang die Songs von Woody Guthrie, Pete Seeger, Bob Dylan, Joan Baez, Bruce Springsteen und anderen.

Musik und Texte zur Politik in den USA

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Thomas Waldherr moderierte das abwechslungsreiche Programm, indem er die gesellschaftliche und politische Entwicklung der USA seit dem frühen 20. Jahrhundert nachzeichnete und sie in Verbindung zu den Songs brachte. Den Auftakt des musikalischen Reigens bildeten Markus Rill und Wolf Schubert-K. mit einer eindringlichen Version von Steve Earls „Christmas in Washington“. Mit „Joe Hill“ und „Two Good Men“ besangen dann das Frankfurter Duo Klein & Glücklich die Opfer einer US-Justiz, die in den 1920er Jahren sich die politischen Interessen des Kapitals zu Eigen machte.

In der Ära des „New Deal“ unter Präsident Franklin D. Roosevelt, die Waldherr anschließend skizzierte, hatte die US-amerikanische Linke einen vorher wie nachher nicht dagewesenen politischen und kulturellen Einfluss. Und ihre große Ikone war der Sänger und Songwriter Woody Guthrie. Markus Rill, deutscher Countrypreisträger 2016, spielte mit „I Ain’t Got No Home“ einen Song von Woody und mit Bruce Springsteens „The Ghost Of Tom Joad“ einen Song in dessen Tradition, ehe er mit „Where Have All The Flowers Gone“ einen Friedenslied-Klassiker von Guthries Weggefährten Pete Seeger anstimmte. Begleitet wurde Rill bei seinem musikalisch perfekten Vortrag von Sue Ferrers an der Geige und Jonas Noack an der Gitarre. Die Geigenvirtuosin und der Gitarrenkönner sollten noch mehrmals an diesem Abend als Begleitmusiker in den verschiedensten Konstellationen das Publikum bestens unterhalten.

Von Woody Guthrie bis Bob Dylan

Ihm folgte musikalisch Biber Herrmann, der mit zwei Bluessongs brillierte. Herrmanns musikalisch perfektes Gitarrenspiel gepaart mit seinem Talent unterhaltsame Geschichten zwischen den Songs zu erzählen, begeisterte wieder einmal mehr das Darmstädter Publikum. Thematisch führte Waldherr den Abend nun in die Geschichte des schwarzen Amerika über und sprach von der Bürgerrechtsbewegung und zitierte aus Martin Luther Kings berühmter Rede „I Have A Dream“. Dies mündete dann in die Hymne der Bürgerrechtsbewegung „We Shall Overcome“, das von allen im Saal intoniert wurde.

Love Songs For The Other America - Redner: Thomas Waldherr

Love Songs For The Other America – Redner: Thomas Waldherr


Dass Bob Dylan keine Leitfigur der Gegenkultur sein wollte, es aber aufgrund seiner Fähigkeit, die Zeitläufe in genialer Form Songs zu gießen, dennoch wurde, war dann Thema nach der Pause. Biber Herrmann, Vanessa Novak, Wolf Schubert-K. und Bine Morgensterin sangen mit Dylans „Blowin‘ In The Wind“ einen weiteren klassischen Protestsong. Die DoubleDylans – seit jeher bekannt für ihre erfrischend unorthodoxen Dylan-Interpretationen – begeisterten dann mit Rap-Versionen von „The Lonesome Death Of Hattie Caroll“ sowie „Mr. Tambourine Man“, bevor nochmals Biber Herrmann die Bühne betrat und mit „Maggies Farm“ einen weiteren Song des Literatur-Nobelpreisträgers ins Programm einbrachte.

Wolf Schubert-K., mit dem Thomas Waldherr die Idee zu dieser Veranstaltung entwickelt hatte, und der so etwas wie der musikalische Direktor an diesem Abend war, zitierte dann wort- und stimmgewaltig Allen Ginsbergs Gedicht-Klassiker „America“. Gebannt hörte man ihm zu.

Zum Abschluss des Dylan-Kapitels an diesem Abend erzählte dann Thomas Waldherr von dessen Engagement für die notleidenden Farmer des mittleren Westens, eher er dann sogar selber zusammen mit Wolf Schubert-K. als Sänger mit der Willie Nelson/Bob Dylan-Nummer „Heartland“ reüssierte. Wolf Schubert-K. und Bine Morgenstern folgten mit „Which Side Are You On?“. Dem klassischen Gewerkschaftslied fügte Schubert-K. noch Strophen von Ani DiFranco sowie von ihm selbst an – das typische Vorgehen beim Entstehen eines Folksongs!

Von Spaltung und Hoffnung

Nun war die Darmstädterin Vanessa Novak an der Reihe, die in ihrer eigenen eindringlichen Art mit starker Stimme und perfektem Gitarrenspiel „Motherland“ von Natalie Merchant, einer Klage gegen die Gier in Amerika, sowie „Closer To Fine“ von den „Indigo Girls“, die sich seit vielen Jahren schon dazu bekennen lesbisch zu sein und ein erfolgreiches Americana-Duo sind. Und weiter ging es mit den Lokalmatadoren. Candyjane mit ihrer ausdrucksstarken Sängerin Tanja Ebbecke spielten in ihrer typischen Gothic-Country-Swing-Manier die Songs „Oval Office“ von Blaze Foley“ sowie „Ohio“ von Crosby, Stills, Nash &Young“. Nun war man direkt in den US-amerikanischen Machtzentren Weißes Haus und Militär- und Polizeiapparat angekommen.

Jetzt neigte sich der Abend dem Ende zu und Thomas Waldherr erinnerte in seinen Ausführungen an die aktuelle Spaltung Amerikas, an die Spaltung aufgrund von Rassismus, sozialer Ungleichkeit und der Ablehnung der Rechte von Schwulen und Lesben, und beschwor noch einmal die Hoffnung, dass das Pendel in Amerika auch wieder zur fortschrittlichen Seite ausschlägt. Mit „Save The Hammer For The Man“ von Tom Morello spielten dann „Klein und Glücklich“ einen Song aus der Zeit der „Occupy Wallstreet-Bewegung“ 2011. Klar, dass danach nur noch die Hymne die „anderen Amerika“ kommen konnte. „This Land Is Your Land“ wurde von allen Saal kräftig mitgesungen, ehe die Veranstaltung unter großem, langem und begeisterten Applaus endete.

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