Kid Rock: Sweet Southern Sugar
Kid Rock liefert - so wie man es von ihm gewohnt ist, Country & Southern Rock vom Feinsten.
Mit Kid Rock verbindet nicht Jedermann sofort Country Music. Doch eines ist ein Fakt: Der US-amerikanische Sänger hat eine ausgeprägte Affinität dazu, ist mit vielen Countrystars eng befreundet und genießt bei ihnen als Künstler hohes Ansehen. Gleich zweimal war er für die CMA Awards nominiert, mit „Picture“ (mit Sheryl Crow) und „Can’t You See“ (mit der Zac Brown Band). Erst im Oktober war er zum dritten Mal Gastgeber des Kid Rock’s Fish Fry Festivals in Nashville, einer riesigen Gartenparty für Nachbarn und Freunde, mit viel Bier und gebratenem Fisch, und Auftritten u.a. von Wheeler Walker Jr. und Gretchen Wilson.
Nun legt Kid Rock, der eigentlich Robert James Ritchie heißt, mit Sweet Southern Sugar sein neues, das elfte, Studioalbum vor, mit einer Mischung aus Southern Rock, deftigem Hardrock mit 1980er Jahre Tradition und dem obligatorischen „Schuß“ Country. Natürlich muss ein harter Typ wie Kid Rock erst einmal die Richtung klar machen, um Himmelswillen nicht zu seicht erscheinen. Also kommt als Opener nur das aggressive und etwas großmäulige „Greatest Show On Earth“ auf die erste Rille. Doch danach geht es mit „Po-Dunk“ in eine kantige Mixtur aus Hip Hop, Blues und Country. Das geht sicher nicht so leicht ins Ohr, aber auch im Hinblick auf seine starke, raue und kantige Stimme ein sehr interessantes Stück dieses Albums.
Die aktuelle Auskopplung „Tennessee Mountain Top“ geht noch weiter. Die Countryballade wird ebenso dominiert von Kids eigenwilligen Gesang und dazu harten Gitarrenriffs, ist dennoch eingängig und damit ein potentieller Hit.
Einer der Höhepunkte ist sicher „American Rock And Roll“, wohl der „reinste“ Countrysong des Albums, allerdings ohne Weichspüler. Denn bevor es zu rührselig werden kann und der Zuhörer in Felder abdriftet, die der Künstler nicht beabsichtigt, krachen schnell mal die Gitarren. Ein toller Song! „Back To The Otherside“ und vor allem „Raining Whiskey“ haben das Zeug zum Ohrwurm. Letzterer stammt aus der Feder von Frankie Miller (ja der!) und selten hört man solch eine perfekte Symbiose aus Melodie und Text, genau treffend auf Kid Rock, wenn er singt „Da ist eine donnernde Jukebox in meinem Ohr. Ich fühle eine große Depression aufsteigen. Es regnet Whisky, seit du weg bist.“
Nach soviel Countrysound will Kid Rock noch mehr von sich zeigen, seine stilistische Breite unter Beweis stellen und darauf hinweisen, dass er auch 2017 das Zeug dazu hat, Hits zu liefern. Der Grade-aus-Rocker „Stand The Pain“ erinnert sehr an Bob Seger und hat zudem bestes Hit-Potential. Ebenso wie die Motown-Nummer „Sugar Pie Honey Bunch“, im Original von den Four Tops bereits 1965 veröffentlicht. Eingängig interpretiert mit jeder Menge Gefühl, vielleicht auch mit einem leicht wehmütigen Blick zurück. Auf jeden Fall ein starker Song!
Fazit: Für Zartbesaitete und Englischkenner ist das Album „Sweet Southern Sugar” allerdings nicht bedingungslos zu empfehlen, immer wieder flechtet Kid Rock Kraftausdrücke in seine Texte, verherrlicht Drogen und Alkohol, auch das bei ihm wohl so beliebte F-Wort ist einige Male zu hören. Wen das nicht stört, der ist musikalisch mit dem Album bestens bedient. Nach dem eher durchwachsenen Output der vergangenen Jahre ist es das wohl bessere, wenn nicht das beste Album, das Kid Rock hier abliefert, mit einer enormen musikalischen Bandbreite zwischen Metal, Hardrock, Blues und Country. Berührungsängste sollte man als Hörer aber nicht haben, dann hat man viel Freude daran.
Kid Rock – Sweet Southern Sugar: Das Album
Titel: Sweet Southern Sugar
Künstler: Kid Rock
Veröffentlichungstermin: 3. November 2017
Label: BMG Rights Management (Warner)
Format: CD & Digital
Laufzeit: 42:56 Min.
Tracks: 10
Genre: Country, Southern Rock
Trackliste: (Sweet Southern Sugar)
01. Greatest Show On Earth
02. Po-Dunk
03. Tennessee Mountain Top
04. I Wonder
05. American Rock And Roll
06. Back To The Otherside
07. Raining Whiskey
08. Stand The Pain
09. Sugar Pie Honey Bunch
10. Grandpa’s Jam