Various Artists: Whiskey Preachin‘- Vol. 1
Abseits des Mainstream Countrys etabliert das Label Whiskey Preachin' Records feinstes Classic Country aus dem tiefen Süden der USA.
Wer Country Music liebt, aber der Nashville-Mainstream zu poppig ist, dem sei das neue Label Whiskey Preachin‘ Records empfohlen. Hervorgegangen aus einer regelmäßigen Country-Pubnight in Brighton, United Kingdom, entstanden bald eine Website und eine Radiosendung. Dann trafen Gründer und Country DJ Tony Sexton und Reinhard Holstein zusammen. Holstein, Gründer und Ex-Boss von Glitterhouse Records, hatte mittlerweile das Label „Stag-O-Lee“ gegründet. Zusammen haben sie nun „Whiskey Preachin‘ Records“ ins Leben gerufen.
Mit ihrem ersten Vinyl-Sampler Whiskey Preachin‘- Vol. 1 geben sie die Richtung des neuen Labels vor: Real Country Music. Fernab glatt polierter Chart-Music schauen sie auf die rauhen und ungeschliffenen rockigen Honky Tonk- und Country-Tönen aus dem tiefen Süden der USA. Denn es gibt sie noch, die Musik des alten, gefährlichen Amerika. „Whiskey Preachin“ ist voller gefährlicher Ideen und der Absicht, Ihre musikalische Komfortzone zu stören“, heißt es in der Ankündigung des Labels. Denn das trifft genau zu. Denn wo hört man heutzutage noch so derbe und packende Road Songs wie „Rat City Bound“ von Female Outlaw Darci Carlsons. Sie singt das hohe Lied vom rastlosen Leben auf dem Highway, unterwegs zwischen Spelunken und runtergekommenen Orten. Aber: „I drink Jim Beam and I love the USA“ bringt sie in einer Zeile das Selbstverständnis von so manchem Hillbilly auf den Punkt.
Doch von vorne. Mit „Kool & Handsome“ von Mayeux & Broussard geht es gleich richtig los. Die beiden Jungs singen über das Leben in Texas und Louisiana an der Golfküste, wo die Menschen in Raffinieren oder Bohrinseln arbeiten, ihre Musik orientiert sich an Southern Rock, doch auch Einflüsse wie Zydeco, Blues und Jazz gehören zu ihrem musikalischen Hintergrund.
Was viele der Songs verbindet ist ein augenzwinkernde Lässigkeit mit der die Protagonisten den Volten des Schicksals begegnen. „Jesus, Jail Or Texas“ von James Scott Bullrad beschreibt, was aus seinen zahlreichen Verflossene geworden ist. Die eine findet Jesus, die andere landet im Knast, die dritte ist in Texas gut verheiratet.
Schön ist auch das Wiederhören mit einem Klassiker vom Debütalbum der „Dire Straits“: „Setting Me Up“. Der Text, der bitteren Humor versprüht und die Melodiestruktur des Songs schrien geradezu nach Country-fizierung. In den 1980ern war es dann die Countrygruppe „Highway 101“, die dem kongenial nachkam. Auf diesem Sampler sind es „The Ryolite Sound“, die den Song Outlaw-Country-Atmosphäre atmen lassen. Und somit fügt sich die ursprüngliche Knopfler-Nummer nahtlos in den wunderbaren Strom erdige Rootsmusik ein.
Überhaupt erdige Rootsmusik. Die Ankündigung des Labels trifft genau die Stimmung der Songs. Da ist nichts weichgespült, da dreht sich alles um die Welt der einfachen Menschen im Süden, ihre Leben, ihre Lieben und ihre dunklen Geheimnisse. Und musikalisch wird die Vielfalt der traditionellen Country-Stile und ihrer Wurzeln abgedeckt: Honky Tonk, Bakersfield, Southern Rock oder Classic Country mit Cajun-Einflüssen.
Fazit: Ein Sampler, der Laune macht und zeigt wie vielfältig Countrymusik fernab des Country-Mainstreams und des Format-Radios sein kann. Macht Appetit auf mehr. Von dem Label kann man noch einiges erwarten!
Various Artists – Whiskey Preachin‘: Das Album
Titel: Whiskey Preachin‘
Künstler: Various Artists
Veröffentlichungstermin: 6. März 2020
Label: Whiskey Preachin‘ Records
Vertrieb: Indigo
Formate: Vinyl
Laufzeit: 43:41 Min.
Tracks: 12
Genre: Country
Trackliste: (Seite 1)
01. Mayeux & Broussard – Kool & Handsome
02. James Scott Bullard – Jesus, Jail Or Texas
03. Kathryn Legendre – Going Crazy
04. Eleven Hundred Springs – Arcadian Thruway
05. The Rhyolite Sound – Setting Me Up
06. Darci Carlson – Rat City Bound
Trackliste: (Seite 2)
01. Ole Whiskey Revival – Ramblin‘
02. The Reeves Brothers – C.C. Waterback
03. Kristina Murray – Lovers & Liars
04. Ted Russel Kamp – Get Off The Grid
05. Weldon Henson – Sleep All Day
06. Croy And The Boys – (If I Knew What I Had To Give Up) I Never Would Have Fallen In Love