Parker Millsap begeistert in Kopenhagen
Der Americana-Singer-Songwriter legt ein packendes, frohes und zugleich nachdenkliches Konzert hin.

Der kleine Saal des Kopenhagener Musikzentrums Vega war an diesem Mittwoch Anfang Februar gut gefüllt und Parker Millsap traf bei seinem Solokonzert auf ein ihm treu ergebenes Publikum. So war nach ein, zwei Nummern das Eis gebrochen und der 1993 in Purcell, Oklahoma, geborene Millsap plauderte zwischen den Songs sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich über seine Songs und über sein Leben.
Musikalisches Handwerk im Pfingstler-Gottesdienst erlernt
Millsap wurde als Sohn von gläubigen Pfingstlern geboren und lernte sein musikalisches Handwerk in vielen, vielen Gottesdiensten. 2012 veröffentlicht er sein erstes Album Palisade. Von den streng gläubigen Pfingstlern hat er sich mittlerweile gelöst, seine Tiefe und Spiritualität hat er sich aber behalten. So geht er dem Leben und der immer wieder auf den Grund, sucht nach Sinn. Dies wird aber nie aufdringlich, weil er wie in „Hades Pleads“ musikalisch richtig gute Stücke schafft. An diesem Abend erweckt er den Rockabilly/Bakersfield-Hybrid mit großartigem Spiel auf seiner Akustikgitarre zum Leben. Zudem streut er im Konzert neben tiefschürfenden Songs wie „Wilderness Within You“ – im Original im Duett mit Gillian Welch gesungen – auch immer mal wieder lässigere Songs wie „Front Porchin`“ ein.
Mal tiefschürfend, mal lässig, aber immer berührend
In einigen Fragen und das lässt er das Publikum wissen, hat er sich mittlerweile meilenweit von den Pfingstlern entfernt. So erzählt er von der Intoleranz der Prediger gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe und Transgender-Personen. Er folgt lieber einem liebenden Gott, als dem ausschließenden und strafenden Gott der evangelikalen Sekten. Doch trotz aller Kritik lobt er den Gemeinschaftssinn der Gemeinden.

Parker Millsap – Kopenhagen, Vega. Bildrechte: Thomas Waldherr (Country.de)
Aber auch in seinen Erzählungen wechseln nachdenkliche Passagen mit absoluten Brüllern. Ein Hammer ist die Geschichte wie er und seine Band, ohne sein Wissen, nach einem Konzert in Europa quer durch die USA mit einem Geigenkoffer voller Marihuana fliegen, ohne dass der Stoff bei Kontrollen entdeckt wird.
Menschlich und spirituell
Über die Jahre hat sich Parker Millsap auch von der Mainstream-Country-Szene entfernt. Wenn er je dazugehört hat. Er ist ein gestandener Americana-Singer-Songwriter geworden, der gerne Blues-Standards wie „You Gotta Move“ (bekannt von Mississippi Fred McDowell) oder Gospel-Stücke spielt. Dass er progressiv und dabei auch schon mal recht böse denkt, zeigte auch seine Ansage eines seiner Fan-Lieblinge „Old Time Religion“, der auf dem Gospel-Klassiker aufsetzt und die Geschichte eines fanatischen Predigers erzählt, der seine Frau umbringt, weil sie nicht gläubig ist. Da er aber keine solch traditionellen „Murderballads“ mehr singen will – in seinem Konzert soll keine Frau zu Tode kommen, sagt er – ändert er den Text so, dass in der neuen Fassung der Prediger ermordet wird.
An diesem kalten Februarabend in Kopenhagen konnten wir einen Americana-Künstler erleben, der ohne ein politisches Wort zu sagen, die Gegensätze und Trennlinien des aktuellen Amerikas in seinen Songs und Ansagen auf den Punkt brachte und dabei das Publikum mit seiner Musik begeisterte. Am Ende erklang dann zum Abschied ein versöhnliches und zutiefst menschliches „Before the Curtain Closes“, das einem auch draußen in der kalten Kopenhagener Nacht noch lange im Kopf blieb.