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Del McCoury Band: Del & Woody

Bluegrass-Legende Del McCoury vertont kongenial nachgelassene Songtexte von Woody Guthrie.

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Del McCoury Band - Del & Woody Del McCoury Band, Del & Woody - Bildrechte: McCoury Music

Nora Guthrie, Tochter von Woody und dessen Nachlassverwalterin, pflegt die Hinterlassenschaft ihres Vaters klug, engagiert und ideenreich. Immer wieder versucht sie dessen unzählige, unvertonte Songtexte, die in Schuhkartons und Kisten ihr Dasein fristen, einer sinnvollen Bearbeitung unterziehen zu lassen, um dadurch die Erinnerung an Woodys Songwritingkünste am Leben zu erhalten und an neue Hörergenerationen weiterzutragen.

Viele bekamen Woodys Texte, nur Dylan ging leer aus

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Legendär sind bis heute die Alben „Mermaid Avenue Vol. I-III von Wilco & Billy Bragg, die allesamt auf Aufnahmen aus den Jahren 1998 fußen. Zuletzt waren es im Jahr 2012 anlässlich Woodys 100. Geburtstag Jay Farrar, Jim James, Anders Parker und Will Johnson, die zusammen unter dem Titel „New Multitudes“ Songtexte des legendären Musikers vertonten.

Doch noch einige kamen in den Genuss. Einer der wichtigsten Woody-Guthrie-Jünger aber, der in der frühen Phase seiner Karriere die Erinnerung an den damals schon in einer Klinik dahinsiechenden Woody hochhielt, ausgerechnet Bob Dylan, kam nie in den Genuss. In seiner Autobiographie „Chronicles Vol. 1“ erzählt er, dass er um Songtexte abzuholen zu den Guthries gekommen sei, aber Woodys Frau Majorie sei nicht dagewesen und Arlo hätte von nichts gewusst, so dass er mit leeren Händen wieder von dannen gezogen wäre. Wirklich schade, aber dafür hat er ihm ja mit seinem „Song To Woody“ ein immerwährendes Denkmal gesetzt.

„Woody spielte alles, mit jedem, zu jeder Zeit“

Schon lange trug sich Nora mit dem Gedanken, mit einem Projekt darzustellen, dass Woody ein Songwriter für Bands war. Die einsame Figur mit der Gitarre, dieses Verständnis von Woody wäre verbunden mit Dylan und der Folk-Bewegung. „Er war nicht so“, erklärt Nora, „er war immer bereits alles zu spielen, mit jedem und zu jeder Zeit“.

Doch wen sollte man für solch ein Projekt gewinnen? Auf Del McCoury wurde Nora erstmals aufmerksam als er 1999 zusammen mit Steve Earle das Album „The Mountain“ veröffentlichte. Doch es sollte zehn Jahre dauern, bis Nora erstmals ein Konzert von Del und seinen Jungs hörte. Nach deren Auftritt beim Newport Folk Festival dachte sie daran, dass wenn ihr Vater eine Band gehabt hätte, sie wahrscheinlich so geklungen hätte wie die Del McCoury Band.

„Wenn Woody eine Band gehabt hätte, dann hätte sie wie die Del McCoury Band geklungen“

Doch es sollte noch einige Zeit dauern bis Nora dann endlich Del ein paar Dutzend Songtexte schickte und ihn sogar ermunterte, Dinge zu ändern wenn er wolle. Doch Del hatte höchsten Respekt vor dem Songwriter Woody Guthrie, schließlich hatte Woody nicht nur mit „This Land Is My land, This Land Is Your Land“ die alternative Nationalhymne Amerikas geschrieben, sondern war mit „Oklahoma Hills“ und „Philadelphia Lawyer“ auch der Autor großer Country-Klassiker. Del ließ die Texte so wie sie waren. „Ich wollte den Wörtern nur eine Melodie geben, so dass den Leuten die Songs möglicherweise gefallen und so machten wir das dann auch“, erklärt er dazu.

Woodys Texte und Dels Musik: wie füreinander gemacht

Und es funktioniert tatsächlich großartig. Woodys Lyrics und Dels Bluegrass-Sound harmonieren als wären sie füreinander gemacht. Und das sind sie in einem größeren Zusammenhang ja auch. Denn Bluegrass ist ja nichts anderes als eine Weiterentwicklung der Folk-Music aus den Appalachen, ergänzt um Blue Notes, Elemente afro-amerikanischer Tanzmusik und hohem Tempo. Auch die Folk-Bewegung und Bluegrass waren sich immer nah. Wir erinnern uns, dass während des Folk-Revivals Anfang der 60er Jahre beim Newport Folk Festival nahezu alle bekannten Bluegrass-Größen spielten. Bluegrass erschien den Folkies wegen ihrer hörbaren Verwandschaft zur Mountain Music der abgelegenen Appalachen-Täler authentischer als die kommerzielle Countrymusic der Metropole Nashville.

Del McCoury gibt den Texten Musik und eine Stimme

Und auch die Songauswahl für dieses Projekt ist absolut passend. Hier stehen nicht die großen politischen Songthemen im Vordergrund, hier geht es um das Alltagsleben des kleinen Mannes. Der hat zu klagen, weil das Leben in New York so teuer ist, er alleine ohne seine Familie das Leben fristen muss oder weil ihn gerade eine Frau so richtig ausgenommen und betrogen hat. Doch Woody Guthrie wäre nicht der populäre linke Poet geworden, wenn seine Songs nicht immer auch durch viel Humor und Optimismus geprägt wären. Denn die Songs dieses Albums handeln genauso auch von der großen Liebe oder der Freude am Heranwachsen seines Sohnes. Und Del McCoury gibt diesen Worten nicht nur Musik, sondern auch eine passende Stimme. Sein prägnanter Gesang – auch mit 77 Jahren trifft Del immer noch perfekt die hohen Töne – berührt den Hörer, ob er nun über Freud oder über Leid singt.

Ob „New York Trains“, „California Gold“, „Family Reunion“ oder „Little Fellow“ – die Songtexte sind kongenial vertont wurden. Es ist ein großartiges Album geworden, das längst überfällig war, weil es Woodys Werk noch einmal in den richtigen populärmusikalischen Zusammenhang stellt.

Fazit: Ein Juwel von einem Album. Tolle Musik und ein Stück Musikgeschichte obendrein. Danke an Nora und Del. Prädikat: Historisch & Zeitlos – große Kunst!

Del McCoury Band – Del & Woody: Das Album

Del McCoury Band - Del & Woody

Titel: Del & Woody
Künstler: Del McCoury Band
Veröffentlichungstermin: 15. April 2016
Label: McCoury Music
Laufzeit: 35:25 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 12
Genre: Bluegrass, Folk

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Trackliste:

01. The New York Trains
02. Cheap Mike
03. Aint A Gonna Do
04. Left in This World Alone
05. Californy Gold
06. Because You Took Me In Out Of The Rain
07. The Government Road
08. Dirty Overhalls
09. Family Reunions
10. Wimmen’s Hats
11. Little Fellow
12. Hoecake Fritters

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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