Paul Brady: Dancer In The Fire
Der Name Paul Brady ist mir im Laufe der Jahrzehnte gelegentlich begegnet – als Songschreiber. Von ihm und Ronan Keating stammt z.B. „The Long Goodbye“ (hier auch enthalten), mit dem Brooks & Dunn 2001 eine Nr. 1 feierten. Der Sänger Paul Brady war mir weitgehend unbekannt, obwohl er seit deutlich über 40 Jahren Musik macht und vor allem in Irland ungeheuer populär ist.
Als Country-Sänger gilt er ganz sicher nicht, sein Metier ist Folk Music moderner Art mit unüberhörbaren irischen Einflüssen. Seinen Gesang, geprägt von einer hohen Stimme, würde ich als gewöhnungsbedürftig bezeichnen. Er passt aber zu seinen Songs wie die Faust aufs Auge. Diese Doppel-CD bietet jede Menge Musik, allein 14 der Songs laufen länger als 5 Minuten. Die Lieder, überwiegend ruhige Balladen, stammen größtenteils von Brady, sind textbezogen, ganz unterschiedlich instrumentiert von modern bis traditionell.
Die Songs wurden von Paul Brady selbst ausgesucht und auf seinem Label veröffentlicht. Er nennt es eine Ergänzung zum 1999 veröffentlichten Best-Of-Album. Er werde immer wieder nach seinen Lieblingssongs gefragt und finde es sehr schwer, diese Frage zu beantworten. „Ich bin im Laufe der 45 Jahre meiner Karriere durch so viele Stilrichtungen gegangen, da kann man sich nicht auf einen oder zwei Songs festlegen“, erläutert Brady. „Seit ich Ende der 1970er Jahre Solist geworden bin, habe ich 15 Alben mit um die 140 Songs veröffentlicht. Für einen Künstler sind nicht immer die bekanntesten und erfolgreichsten Songs die besten. Manchmal liebt man einen Song, der überhaupt keine Resonanz erzeugt hat als er veröffentlicht wurde. Vielleicht weil die Zeit nicht passte. Für diese CD habe ich Songs ausgewählt, auf die ich selbst stolz bin. Die meisten davon sind nicht sehr bekannt geworden, dennoch liebe ich sie. Manche gab es schon etliche Jahre gar nicht mehr im Handel. Ich hatte das Glück, seit den 1950er Jahren in der reichen Musikszene Irlands aufzuwachsen und meine musikalische Identität zu finden, bevor man in den 1970er Jahren alles in Kategorien einteilte, um besser vermarkten zu können. So offenbart diese CD eine hoffentlich unterhaltsame stilistische Vielfalt.“
Das kann man nur unterstreichen. Wer ein Ohr für moderne Folk Music hat, kommt voll auf seine Kosten. Unter Country-Gesichtspunkten sind besonders folgende Songs interessant. Natürlich Bradys Version des Hank Williams-Klassikers „You Win Again“. Es ist der Roh-Mix aus 1979, das Masterband ging verloren. Ähnlich gelagert ist das Traditional „Paddy’s Green Shamrock Shore“ mit Harmonica und Mandoline. Von Leadbelly bekannt sein dürfte das Traditional „Duncan And Brady“. Der Ire hat es 1979 sogar mit Steel Guitar (Arty McGlynn) aufgenommen, hier greift er ebenfalls auf den Rough Mix zurück. Bei „Walk The White Line“ handelt es sich um einem Song aus dem Jahr 1984, eine Art „Road Movie“ in der Art von „The Road Goes On Forever“ von Robert Earl Keen. Der aktuellste Song stammt aus dem Jahr 2005, heißt „Smile“ und wurde in Nashville aufgenommen. Mit gefällt besonders „Deep In Your Heart“, das Brady 1984 aufgenommen hat, nachdem er mit Eric Clapton und danach den Dire Straits als Opening Act unterwegs war. Clapton ließ es sich nicht nehmen, hier als Gitarrist mitzuwirken.
Fazit: Paul Brady dokumentiert mit diesem Album eine erstaunliche künstlerische Entwicklung. Das ist zeitgemäße Folk Music auf höchstem Niveau.
Trackliste: (CD 1)
01. Hard Station |
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Trackliste: (CD 2)
01. The Long Goodbye |