Skip A Rope: Jack Moran & Glenn Tubb
Ein Vorurteil, mit dem sich Country Music immer auseinander setzen muss, ist das der Schönfärberei oder Kritiklosigkeit. Zu Unrecht wie sich an vielen Beispielen aus nahezu jeder Epoche dieser Musik beweisen lässt. Hier ist ein besonders schönes.
Insbesondere soziale Um- oder Mißstände werden mit schöner Regelmässigkeit aufgegriffen und verarbeitet, mal mehr, mal weniger deutlich. Dieser Song stiess wegen seines Inhaltes und der eigentlich deutlichen Position, die bezogen wird, teilweise auf krasse Ablehnung. Das war vor allem bei Eltern der Fall, die sich angesprochen fühlten. Das tun die beiden Autoren Jack Moran und Glenn Tubb auch ziemlich schonungslos. Für diejenigen, die den Song aufgenommen haben, war das sicher auch ein Risiko – würde man es im Radio spielen oder boykottieren? Nicht jeder lässt sich schliesslich den Spiegel vor die Nase halten!
Skip A Rope heisst soviel wie Seilchenspringen, wenn man es als Kinderspiel betrachtet. Auf Erwachsene gemünzt kann man darunter auch das Anlegen von Fallstricken verstehen. Immer wieder heisst es, man solle den Kindern beim Spielen zuhören, was und wie sie da reden. Man wird hören, dass Papa die Mama hasst und umgekehrt, dass sie sich gestern Abend wieder in der Wolle hatten. Die kleine Schwester hatte daraufhin wieder einmal Alpträume und weckte alle anderen mit ihrem Geschrei. Aber man erfährt aus Kindermund noch viel mehr. Sie reden von Steuerhinterziehung, davon, Spielregeln zu mißachten und stattdessen unter allen Umständen den eigenen Vorteil suchen. Auch von Rassenhass wird gesprochen. Gezeichnet wird durch das Verhalten der Kinder ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und das ist alles andere als schön. Schon im Sandkasten oder Kindergarten geht es los, weil das Umfeld, vor allem die Eltern es vorleben. Da und ganz besonders da muss der Hebel angesetzt werden, will man eine bessere Gesellschaft erziehen. Mit dem eigenen Beispiel, das den Kindern vorgelebt wird, wird der erste wichtige Schritt getan.
Clever werden in dem Lied die Kinder einbezogen und so mit einer gewissen Schockwirkung Aufmerksamkeit erregt. Der Song gehört auch zu denjenigen, die wegen ihrer deutlichen Sprache neue Wege aufzeigten und mit gewissen Tabus brachen. Ein Country Star sagte mir mal auf die Frage, was Country Music ausmache: „Da werden Dinge direkt ausgesprochen, nicht in Gleichnisse verpackt oder in Rätseln versteckt. Country Music sagt es so wie es ist.“
Wer diesen Song nicht kennt und ihn deshalb suchen muss, hier einige Tipps, auf welchen Alben man ihn findet:
Bobby Bare: „Memphis Tennessee“
Henson Cargill: „Skip A Rope“ und „All American Cowboy“
Jimmy Dean: „A Thing Called Love“
The Jordanaires: „Monster Makers“
Kentucky Headhunters: „Pickin‘ On Nashville“
B.J. Thomas: „Country“ und „Young And In Love“