Megan Moroney – Club Volta in Köln
Die Sängerin begeisterte das Publikum im Club Volta!
Der Generationswechsel unter den Countrysängerinnen ist in vollem Gange. Während Carrie Underwood und Miranda Lambert als Top-Stars vergangener Jahre an kommerzieller Präsenz verlieren, haben Namen wie Lainey Wilson, Kelsea Ballerini, Carly Pearce oder Megan Moroney das Zepter übernommen. Diese neue Generation steht auf einem traditionellen Fundament, das sie mit einem auf das internationale Publikum ausgerichteten Entertainment-Style verbindet. Dementsprechend groß war die Freude, dass sich mit Megan Moroney eine Künstlerin der neuen Garde ihrem europäischen Publikum präsentiert.
Die Sängerin aus Savannah, Georgia, hat in Amerika jüngst als Begleitung von Superstar Kenny Chesney auf dessen „Sun Goes Down Tour“ auf sich aufmerksam gemacht und die Songs ihrer beiden Alben „Lucky“ und „Am I Okay?“ einem erfolgreichen Live-Test unterzogen. Auf ihrer Europa-Tournee, die am 4. September im walisischen Cardiff begonnen hatte, gastierte sie unter anderem im Hamburger Kent Club, bevor der Weg am 25.09. auf das für Events bekannte Köln-Mülheimer Veranstaltungsgelände führte.
Der rund 400 Besucher umfassende Club Volta war erwartungsgemäß ausverkauft. Unter das vornehmlich junge, weibliche Publikum hatte sich auch der ein oder andere gesetzte Countryrecke „verirrt“. Durch den fairen Eintrittspreis fühlte sich auch der ein oder andere ausländische Countryfan angesprochen. Weder auf der Künstlerinnenseite noch auf der Seite des Veranstalters war ein Supporting-Act angekündigt. Umso überraschender als um Punkt 20 Uhr plötzlich ein schwarz gekleideter Lockenkopf über die Bühne tanzte und das Publikum mit einer munteren Mischung aus Country und Folk unterhielt. Hinter dem „Mann ohne Namen“ verbirgt sich der nordirische Singer & Songwriter Weston Loney, dessen rhythmischer Energie auf Titeln wie „Cappuccino“, „On Tonight“ oder „Red Diesel“ die E-Saite seiner Akustikgitarre zum Opfer fiel.
Vorgewärmt durch diesen dynamischen Auftakt präsentierte sich Megan Moroney um Punkt 21 Uhr in einem pinkfarbenen Strasskleid ihrem Publikum. Der glitzernde Mikrofonständer und die mit silbernen Steinchen besetzte Gitarre dürften manchem hartgesottenen Countryfan die Nackenhaare aufgestellt haben. Doch bereits mit den ersten Tönen von „Lucky“, dem Titelsong ihres ersten Albums, treten, unterstützt von ihrer überragenden Begleitband, die Country-Roots des Georgia-Girls hervor. Spätestens mit der Interpretation ihres Charthits „I’m Not Pretty“ war der Funke übergesprungen und der Countryskeptiker eines Besseren belehrt.
Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass Megan Moroney nicht nur als stimmungsvolle Entertainerin, sondern auch als autobiographische Songwriterin zu überzeugen weiß. Auf Titeln wie „Sleep On My Side“, „No Caller ID“ oder „I Know You“ offenbart sie in der Tradition Taylor Swifts private Lebensabschnitte als musikalische Lippenbekenntnisse. Ihre heimatlichen Wurzeln trägt sie auf Songs wie „Hair Salon“ und „Georgia Girl“ mit sichtbarem Stolz nach außen. Mehrfach bringt sie in den Songpausen ihre Freude zum Ausdruck, außerhalb der amerikanischen Heimat bei ihrem ersten Europa-Besuch vom Publikum gehört und verstanden zu werden. Auf Titeln wie „Wonder“, „Man On The Moon“ oder „Miss Universe“ wird dies durch die Textsicherheit der jungen, weiblichen Fangemeinde eindrucksvoll belegt. Das fetzige „Indifferent“ holt als eines der Highlights ihres neuen Albums „Am I Okay?“ auch Freunde der Country-Rock-Abteilung ab.
Doch Megan Moroney beherrscht auch die ruhigen, in sich gekehrten Töne. Die akustische Interpretation von „Hope You‘re Happy“ an der Seite ihrer Bandkollegen oder „Girl In The Mirror“ über das Ende einer toxischen Beziehung lassen jenseits der äußeren Glitzerattitüde den authentischen Kern der Sängerin durchscheinen. Mit den Tönen ihres größten Hits „Tennessee Orange“ wird das Finale eingeleitet, das mit einer Powerinterpretation der aktuellen Single „Am I Okay?“ endet.
Als Megan Moroney unter dem Jubel ihrer Fans nach zu kurzen 70 Minuten die Bühne verlässt, blickt man in zufriedene Gesichter. Sicher hätte man gerne noch die ein oder andere Zugabe gehört. Dennoch war man sich einig: Das Gesamtpaket aus Musikalität, Unterhaltung und authentischem Storytelling hat gestimmt und die Dame aus dem sonnigen Georgia hat das frühherbstliche Kölner Regenwetter für eine Weile vergessen lassen.