Blackberry Smoke: Ausverkaufte Show in Münchener Tonhalle
2.000 Fans feiern die Country-Rock Band
Bereits zum Showbeginn der Vorband Bones Owens war die Halle sehr gut gefüllt. Die Fans von Blackberry Smoke wollten sich von der Alternative Band aus Nashville so richtig in Stimmung bringen lassen. Bones Owens heizte mit einer Auswahl von herrlich roughen Songs dem Publikum so richtig ein. Vom ersten Titel an präsentierte der aus Missouri stammenden und in Nashville lebende Alternative-Rocker mit einer gehörigen Portion rockigem Garage Sound sein Repertoire. Hier und da fühlte man sich an den sumpfigen Roots-Rock von Bands wie Creedence Clearwater Revival erinnert. Wir hätten uns allerdings etwas mehr Varianz von ihm gewünscht, war das erste Album doch stärker an Americana ausgerichtet.
Offensichtlich von den Gepflogenheiten auf dem Münchner Oktoberfest inspiriert trank Owens während des 45minütigen Sets aus einem Ton-Maßkrug. Zum Ende der Show exte er den Krug und präsentierte die entleerte “Trophäe” dem grölenden Publikum.
Irina und Mario, ein Paar mittleren Semesters äußerste sich während der Umbaupause im Gespräch mit Country.de begeistert von dem knackigen Support: “das hat uns sehr gut gefallen – wir sind ja eigentlich Hard-Rock-Fans, aber das war ein super Sound”. Auf unsere Frage, ob sie schon lange Fans von Blackberry Smoke seien, erzählten sie uns, dass Mario erst vor einem halben Jahr die Musik von Blackberry Smoke entdeckte und sich gleich in den Sound verliebte. Seine Frau Irina erzählte das gleich ihren Kindern weiter, die Papa Mario zu seinem 60zigsten Geburtstag Tickets, ein Fan Shirt und die Hotelübernachtung schenkten. Was für eine wunderbare Idee. Denn man konnte eine gewisse Freude und Nervosität bei dem Paar ausmachen, das extra aus dem über 4 Stunden entfernten Erzgebirge zu ihrem ersten Blackberry Smoke Konzert angereist war.
Auch für ein Paar aus Augsburg war es das erste Konzert. Sie hatten die Band vor 4 Jahren auf einem Musikvideosender im TV erstmals entdeckt und waren gleich in die Musik verliebt.
Blackberry Smoke rockt 2 Stunden
21.15 Uhr – Frontmann Charlie Starr und mit ihm die insgesamt sechsköpfige Band die Bühne. Zum Auftakt rockten die aus Atlanta stammende Band gleich mit „All Over The Road“ und „Hammer N Nail“ fetzig los und zeigten ihr sehr abwechslungsreiches Können. Ob Country, Rock, Blues und einem Schuss Soul – in ihren Songs kombinieren sie gekonnt die vielfältigen Elemente ihres typischen Southern-Sound.
In diesem Frühjahr musste die Band noch einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Gründungsmitglied und Schlagzeuger Brit Tuner unterlag mit nur 57 Jahren einem Hirntumor und die Tour stand auf der Kippe. Befürchtungen, die Band könne ohne den taktgebenden Turner auseinanderfallen, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Für die Tour konnte kurzfristig Kent Aberle – wie er sich selbst nennt ein First-Call-Drummer – aus Atlanta gewonnen werden. Aberle hatte zuvor mit Kristian Bush (Sugarland) und James Hall (Pleasure Club, Marry My Hope) und zahlreichen anderen Künstlern Aufnahmen gemacht und ging mit ihnen auf Tournee. Die kurzfristige Integration des Drummers in die ansonsten seit vielen Jahren unveränderte Formation glückte offensichtlich.
Wer die bisherige Euro- und UK-Tour von Blackberry Smoke aufmerksam verfolgt, war aufgefallen, dass die Setliste jedes Konzertes individuell zusammengestellt wird. Kein Konzert auf der Tour ist wie ein anderes. Die Band liebt die Abwechslung und das Publikum wird an der einen oder anderen Stelle überrascht. Und doch ist jede Setlist für sich genommen stets eine abwechslungsreiche, aber gelungene Zusammenstellung aus Songs vergangener Tage und Titel des aktuellen Albums „Be Right Here“. So auch an diesem Abend. So verging das 2-stündige Programm wie im Flug und das Publikum nahm neben den Hits wie „One Horse Town“, „Waiting For The Thunder“ und „Good One Comin’on“ auch die Songs des aktuellen Albums wie z.B. eine Akustik-Version von „Azalea“, das bluesige „Whatcha Know Good“ und den Rock’n’Roll-Titel „Little Bit Crazy“.
Das die Band trotz ihrer nun schon fast 25jährigen Geschichte auch in Deutschland nicht zum alten Eisen gehört, liegt zum einen einfach an der guten Musik, ihrer Bodenständigkeit und ihrem gesunden Selbstbewusstsein ohne Starallüren. Sänger und Gitarrist Starr scheute sich nicht in mehr oder weniger gutem Deutsch sich immer wieder höflich beim Publikum für das textsichere Mitsingen zu bedanken. Sichtlich um das Wohl eines Fans in der ersten Reihe bemüht, unterbricht er spontan die Show, und rief Security und Sanitäter herbei, damit sich diese um den Mann in der ersten Reihe kümmern, dessen Kreislauf schwächelte. Leider war dieser Einsatz kein Einzelfall. Ein Zuschauer aus den hinteren Reihen der Tonhalle musste von Ersthelfern ebenfalls mit Kreislaufproblemen auf einer Trage aus der sehr aufgeheizten Halle herausgefahren werden. Die Zwischenfälle konnten die gute Stimmung nicht trüben.
Die Band ging mit „Barefoot Angel“ vom aktuellen Album und dem Klassiker „Ain’t Much Left“ vom 2012er Album „The Whippoorwill“ in die Zugabe und schloss spontan mit einer rockigen Kurzfassung des Lynyrd Skynyrd Song „Mississippi Kid“, der nicht auf der Setliste stand, einen hervorragenden Konzertabend ab. Die Band zeigte auch heute wieder, wie 4 Saiteninstrumente mit Keys und Drums zu einem Gesamthörgenuss verschmelzen, bei dem die Akkorde und Solis durch zahlreiche Breaks sauber durchhallten. Country-Rock-Blues vom Feinsten und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit den Southern-Boys.