Little Jimmy Dickens: Für immer der größte Country Boy
Vor 10 Jahren verstarb die Country-Legende.
Der am 19. Dezember 1920 geborene Jimmy Dickens hat, wie kein anderer amerikanischer Musiker, fast ein ganzes Jahrhundert Countrymusik begleitet. Während seiner Kindheit entstand die kommerzielle Countrymusik und schon Ende der 30er Jahre mischte Dickens in seinem Heimatstaat West Virginia als Performer im Radio mit. 1948 unterschrieb er bei Columbia Records einen Plattenvertrag und wurde wenig später in die Grand Ole Opry aufgenommen, der er bis zu seinem Tod mit ein paar Unterbrechungen für mehr als 66 Jahre als am längsten aktives Mitglied ever angehörte.
Dickens‘ Spezialität wurden die sogenannten Novelty Songs. Songs mit lustigen Geschichten, die auch schon mal provokante Passagen enthielten. Sein erster Top Ten Hit war 1949 Take An Old Cold Tater (And Wait). „Tater“ bedeutet im Southern-Slang Kartoffel, ist also die Verkürzung von Potato. Eines Tages begann Hank Williams Dickens „Tater „zu nennen und so wurde „Tater“ schnell Jimmy Dickens‘ Spitzname.
Auf die eine oder andere Weise ironisieren Dickens‘ erste Hits alle mit einem Augenzwinkern das Landleben. Als Interpret stellt er so immer auch eine Beziehung zu seiner eigenen ländlichen und ärmlichen Herkunft als ältestes von 13 Kindern her. Und viele seiner Stücke sind so angelegt, als ob Dickens seine eigene Geschichte dem Hörer erzählen würde. So auch bei Country Boy, einer anderen Nummer von 1949, die zu einem frühen Signature Song Dickens‘ wurde.
Voller Selbstbewusstsein sang Dickens 1950 „I’m Little, but I’m Loud“. Beides ohne Zweifel zutreffend, denn nur aufgrund seiner geringen Körpergröße von gerade mal 1,50 m hatte man Dickens den Beinamen „Little“ verpasst. Als Bühnenkünstler war er hingegen einer der ganz Großen.
Vielleicht machte die Angst, übersehen zu werden Little Jimmy Dickens zu solch einem kraftvollen und charismatischen Performer, der sich zudem schon früh in seiner Karriere immer mit den besten Musikern umgab. Schon als Teenager stieß beispielsweise Bobby Emmons bereits zu Dickens. Die spätere Steelguitar-Legende kreierte das swingende Raisin‘ The Dickens als Erkennungsmelodie für Little Jimmy Dickens.
Bei den Country Boys, seiner Band in den 1950ern, spielten z.B. neben Emmons auch Thumbs Carllile und die späteren Nashville A-Team Legenden Grady Martin und Bob Moore. Wie Moore ist auch Grady Martin auf dem Little Jimmy Dickens Klassiker Hillbilly Fever von 1950 zu hören. Grady spielt hier gemeinsam mit seinem Freund und Mentor Jabo Arrington Twin Guitar, d.h. beide doppeln und ergänzen auf ausgeklügelte Weise ihr Spiel. Dieser Sound wurde eines von Dickens‘ Markenzeichen. Der Song, der Countrymusik als „Hillbillymusik“ abfeiert – „Country“ als Genre war seinerzeit von der Musikindustrie noch nicht erfunden -, wurde geschrieben von Nashville Songwriter Vaughn Horton. Horton brachte seine Songs unter seinen zwei Vornamen als George Vaughn heraus. Er schrieb zum Teil gemeinsam mit anderen Hits wie den Choo-Choo Ch’Boogie, Mockin‘ Bird Hill, den Sugar Foot Rag oder den Muleskinner Blues.
Größter Erfolg für Little Jimmy Dickens wurde dann das für die damalige Zeit recht schräge May the Bird of Paradise Fly up Your Nose von 1965. Mit dem Song erreichte Dickens die Nummer 1 in den Country-Charts und immerhin Platz 15 in den ganzen USA. Man achte beim Hören auf die tolle Gitarre von Grady Martin – veredelt mit dem damals brandneuen Echoplex Effekt.
Als letzter Veteran des Golden Age Of Country – der Zeit von Hank Wiliams, Roy Acuff und Lefty Frizzell – war Little Jimmy Dickens auch noch mit über 90 Jahren als Musiker aktiv. Blieben zwar in späteren Jahren Plattenaufnahmen und Charterfolge aus, konnte sich Dickens doch stets der Zuneigung seines Publikums gewiss sein und man konnte ihn auf der Bühne der Grand Ole Opry und regelmäßig bei Cameo-Auftritten in Musikvideos sehen.
Am 2. Januar 2015 starb Little Jimmy Dickens im Alter von 94 Jahren.