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Valerie June: The Order Of Time

Wieder eine junge farbige Sängerin, die souverän zwischen Folk, Country und Blues changiert. Mit ihrem neuen Album gibt sie ein Statement der Entschleunigung, der Bewusstheit und der Menschlichkeit inmitten einer immer wahnwitzigeren Welt ab.

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Valerie June - The Order Of Time Valerie June - The Order Of Time. Bildrechte: Caroline, Universal Music

Aller guten Dinge sind drei. Nach Rhiannon Giddens und Alyda Lee Segarras „Hurray For The Riff Raff“ hat nun mit Old Time-Country-Folk-Blues-Soul-Diseuse Valerie June eine weitere starke weibliche Stimme Amerikas mit The Order Of Time ihr neues Album veröffentlicht. Auch sie gibt ein Statement – wenngleich ein weniger politisches, sondern ein eher träumerisch-humanes, zu diesen Zeiten ab.

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Valerie June, von der New York Times als eines der „most intriguing, fully formed new talents“ bezeichnet, hat ein ereignisreiches Jahr 2016 hinter sich. TV-Auftritte auf der ganzen Welt, Touren mit Sharon Jones & The Dap Kings und Norah Jones. Der Hyde Park mit den Rolling Stones, eine Einladung von Michelle Obama ins Weiße Haus. Seit der Veröffentlichung ihres Durchbruch-Albums „Pushin‘ Against a Stone“ 2013, hat Valerie June geduldig an ihrer Musik und an ihrem Songwriting gearbeitet. Nun hat mit dem neuen Album ihre Arbeit starke Konturen bekommen, es ist zu spüren wo sie musikalisch verortet sein will. Sie nimmt den Begriff Americana sehr ernst, wenn sie die Genres souverän mischt: Das Ergebnis ist eine ungewöhnliche Komposition aus Folk, Soul, R&B, Country, Blues und Pop.

Sie geht damit den gleichen Weg wie beispielsweise die Carolina Chocolate Drops mit Rhiannon Giddens. Diese hoben die, durch die aufkommende Plattenindustrie in den 1920er/30er Jahren vorgenommene, Trennung der ruralen Populärmusik in weiße Countrymusik und schwarzen Blues (anfänglich Race Music) wieder auf, indem sie an die schwarzen Wurzeln der Countrymusik erinnern und Old Time Music spielen, bei der, wie beim Original, beim Hören nicht bemerkt werden kann, ob es sich hier weiße oder schwarze Musiker handelt.

Blues wäre ohne weiße Einflüsse genauso wenig möglich wie die Countrymusik ohne die schwarzen. Und diese Einflüsse waren nur möglich weil Schwarze und Weiße gemeinsam musizierten. Valerie June entwickelte auf diesem Fundament seit Anfang der 2000er Jahre eine einzigartige Mischung aus Folk, Blues, Gospel, Soul, Bluegrass, Americana und traditioneller Folklore der Appalachen.

Valerie June wurde in Jackson als ältestes Mädchen unter fünf Geschwistern geboren und wuchs in Humboldt, Tennessee, auf. 2000 zog Valerie June nach Memphis und begann mit 19 Jahren aufzutreten. Zunächst bildete sie mit ihrem damaligen Ehemann das Duo Bella Sun, nach Ende der Ehe machte sie solo weiter. Sie lernte Gitarre, Banjo und Ukulele zu spielen, hielt sich mit zahlreichen Jobs über Wasser. 2010 nahm sie dann die EP „Valerie June and the Tennessee Express“ mit den Jungs von „The Old Crow Medicine Show“ auf. 2011 zog sie schließlich nach Brooklyn, NYC, und lernte dort Dan Auerbach von den Black Keys kennen. Eine schicksalhafte Begegnung, denn der nahm sie unter seine Fittiche, war Ko-Autor und Produzent ihres Durchbruchs-Albums „Pushin‘ Against The Stone“.

Valerie June spielt sehr oft Banjo. Das Banjo ist ein ursprünglich afrikanisches Instrument, das in den String Bands, im Bluegrass und durch den großen Pete Seeger zu einem Symbol für amerikanische Musik geworden ist. Sie spielt es oftmals in afrikanischer Art und lässt es bei dem heimlichen Hit und grandiosen Finale des Albums, „Got Soul“ zwischen fetten Bläsersätzen erklingen.

Großes Thema des Albums ist die Zeit. Mit einer fast schon stoischen Gelassenheit versucht Valerie sich nicht vom Tempo unserer Zeit hinwegspülen zu lassen. Denn Zeit, wenn man bewusst mit ihr umgeht, ist die einzige Konstante im Leben obwohl sie im steten Fluss ist. Und so erzählt beispielsweise „Long Lonely Road“ von ihrer Reise aus Jackson, Tennessee nach Brooklyn, New York City, die zu einer Reise in den musikalischen Erfolg wird. „Astral Plane“ wiederum ist ein Spiritual, dem ihre einzigartige Stimme zu einer überirdischen Schönheit verhilft. Großes Kino.

Und so geht es auch weiter mit den zwölf Songs auf diesem Album. Sie rufen alle Gefühlslagen ab. Sie sind zum Lachen, zum Weinen, sie sind voller Kraft, dann wieder zart, mal zerbrechlich, dann wieder stark, mal zum Innehalten, mal zum Tanzen – so ist die Stimmung dieser Songs – wie das Leben eben. Berückende Musik.

Fazit: „The Order Of Time“ ist ein vielfältiges, immer wieder überraschendes und manchmal sogar majestätisches Album geworden. Valerie June ist auf dem besten Weg.

Prädikat: Zartbitter & Genial!

Valerie June – The Order Of Time: Das Album

Valerie June - The Order Of Time

Titel: The Order Of Time
Künstler: Valerie June
Veröffentlichungstermin: 10. März 2017
Label: Caroline/Concord (Universal)
Laufzeit: 43:59 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 12
Genre: Americana

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Trackliste:

01. Long Lonely Road
02. Love You Once Made
03. Shakedown
04. If And
05. Man Done Wrong
06. The Front Door
07. Astral Plane
08. Just in Time
09. With You
10. Slip Slide On By
11. Two Hearts
12. Got Soul

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Über Thomas Waldherr (848 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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