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Tom Russell: October In The Railroad Earth

Der Country-Folk-Singer-Songwriter ist auch mit 66 Jahren noch immer ein Geheimtipp. Dabei zeigt sein neues Album wieder einmal sein ganzes Können.

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Tom Russell - October In The Railroad Earth Tom Russell - October In The Railroad Earth. Bildrechte: Proper Records

Der Mann passt in keine Schublade. Der Rolling Stone hat ihn als „größten lebenden Folk und Country-Singer-Songwriter“ bezeichnet, andere ordnen ihn als „vielleicht besten Roots-Songwriter nach Bob Dylan ein“, aber ganz so einfach ist es nicht. Der mittlerweile 66-jährige Tom Russell hat sich über lange Jahre eher fern gehalten von der Country-Szene und sich auf vielen Feldern getummelt. So ist er u.a. neben dem Songwriting auch als Schriftsteller und Maler tätig.

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In seiner Jugend in Kalifornien hörte er sowohl Countrymusik im Bakersfield-Style, als auch Folkmusik. Doch zum Musiker war es noch weithin. Nach seinem College-Studium der Kriminologie ging er für zwei Jahre als Lehrer nach Nigeria. Nach seiner Rückkehr musizierte er zunächst einige Monate in Vancouver, Kanada, bevor er sich 1973 der Country-Szene von Austin, Texas anschloss. Der Durchbruch gelang ihm hier nicht, er veröffentlichte zwei mäßig erfolgreiche Alben und schlug sich meist mit Gelegenheitsjobs durch. Er kehrte für ein paar Jahre dem Musikbusiness ganz den Rücken und arbeitete u.a. als Taxifahrer in New York. Die weithin verbreitete Legende erzählt, es wäre Robert Hunter – Songwriter von Grateful Dead und Co-Autor von Bob Dylans Album „Together Through Life – gewesen, der ihn überredet hätte, nochmal einen Neuanfang als Musiker zu versuchen. Seit den 1980er Jahren ist Russell nun als Singer-Songwriter aktiv. Unermüdlich auf Tour, immer wieder erscheinen Alben, doch der große persönliche Erfolg bleibt aus. Stattdessen machen andere seine Songs bekannt. Mit Johny Cash, Ramblin‘ Jack Elliott, Nanci Griffith, Doug Sahm, Tom Paxton oder Dave Alvin liest sich die Liste seiner Interpreten wie ein „Who is Who“ von Folk, Country und Americana.

Johnny Cash meets Jack Kerouac

Und genau hier ist er verwurzelt. Sein Hintergrund umschließt sowohl das real Country á la Johnny Cash und Merle Haggard, als auch den gesellschaftskritischen Folk von Bob Dylan oder Tom Paxton sowie die amerikanische Beatliteratur von Jack Kerouac bis Charles Bukowski. Aus alldem schöpft auch sein neues Album October On The Railroad Earth. Den Titel, der ja auch den ersten Song des Longplayers ziert, hat er von einem Prosastück Jack Kerouacs entlehnt. Russell ist ein Freigeist, Freiheits- und Menschenfreund und ein Dichter des amerikanischen Westens. So findet er seine Themen zwischen Texas und der mexikanischen Grenze – er hatte im Übrigen bereits unter Bush Junior die US-Abschottungspolitik kritisiert, in der Cowboy-Tradition ebenso wie in alten Folksongs.

Und so changiert Russells Musik auf diesem Album zwischen Country-Folk und Bakersfield. Dazu passt dann auch das, was er über die Songs dieses Album sagt: „Jack Kerouac meets Johnny Cash … in Bakersfield.“ Und der Titelsong erzählt von der Herbstzeit in der Eisenbahn-Welt, in der die Züge ja gar nicht mehr die bedeutende Rolle in den USA spielen wie früher, er erinnert sich vergangener Zugfahrten als Passagier ebenso wie als Bremser (einer seiner unzähligen anderen Jobs, die er neben dem Songwriting schon ausgeübt hat) und sinniert über die Mühen und die Vergänglichkeit des Ruhms. „Small Engine Repair“ dürfte einer der bekanntesten Songs von Russell sein. Das Lied über den Stolz der arbeitenden Menschen in den amerikanischen Kleinstädten nimmt er hier allerdings zum ersten Mal selbst auf. „T-Bone Steak And Spanish Wine“ ist dann einer dieser wundervollen lakonischen Countrysongs, wo es um Erinnerung und Bestandsaufnahme geht. Der Sänger kommt nach vielen Jahren an einen Ort, wo er schon einmal aufgetreten ist. Wer war er damals, wer ist er heute und was lag dazwischen? Wunderschön.

Großer Geschichtenerzähler

Mit viel Tejano-TexMex stürzt sich Russel dann in „Isadore Gonzalez“ und erzählt die tragische Geschichte des mexikanischen Vaquero, der ein Star in Buffalo Bills Wildwest Show war, aber letztendlich nach seinem Tod – sein Pferd stürzte auf ihn während einer Show, im englischen Bristol in einem unmarkierten Grab beerdigt wurde.

Sein Talent zum Erzählen von bittersüß-tragischen amerikanischen Geschichten beweist er schließlich auch mit „Red Oak Texas“, das von zwei Brüdern handelt, die Kriegshelden waren, aber in der Smalltown-Realität nicht mehr zu recht kamen. Immer wieder erinnert seine sonore Stimme an Johnny Cash. Und so ist der Abschluss-Song dann auch ein besondere Reminiszenz an den „Man in Black“. „Wreck Of The Old 97“ ist ein alter Folksong, den Johnny auf seinem ersten Album aufgenommen hatte, und auch der erste Song, den Russell auf der Gitarre gelernt hat. Einer der Song, der wie „John Hardy“ auch die Brutalität der Eisenbahnfirmen zum Thema hat.

Fazit: Ein großer Geschichtenerzähler und amerikanischer Freigeist. Weit weg vom herrschenden Zeitgeist in den USA und vom Nashville-Mainstream gibt er uns die Freude am „Real Country“ zurück.

Tom Russell – October In The Railroad Earth: Das Album

Tom Russell - October In The Railroad Earth

Titel: October In The Railroad Earth
Künstler: Tom Russell
Veröffentlichungstermin: 15. März 2019
Label: Proper Records
Vertrieb: H’art
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 45:36 Min.
Genre: Country, Folk

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Trackliste: (October In The Railroad Earth)

01. October In The Railroad Earth
02. Small Engine Repair
03. T-Bone Steak And Spanish Wine
04. Isadore Gonzalez
05. Red Oak Texas
06. Back Streets Of Love
07. Hand-Raised Wolverines
08. Highway 46
09. Pass Me The Gun, Billy
10. When The Road Gets Rough
11. Wreck Of The Old 97

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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